Jetzt bist du dran!
Gegründet 1947 Montag, 30. September 2024, Nr. 228
Die junge Welt wird von 2939 GenossInnen herausgegeben
Jetzt bist du dran! Jetzt bist du dran!
Jetzt bist du dran!
Aus: Ausgabe vom 30.09.2024, Seite 1 / Titel
Krieg im Nahen Osten

Trauer um Nasrallah

Nach Tötung von Hisbollah-Generalsekretär kündigen Verbündete Vergeltung an. Israel setzt Angriffe im Libanon fort
Von Wiebke Diehl
1.jpg
Wütende Proteste mit dem Bild des getöteten Hassan Nasrallah auf den Straßen von Beirut am Samstag

Die Situation in Nahost ist nach der Tötung des Generalsekretärs der Hisbollah, Hassan Nasrallah, höchst angespannt. Der Iran und Verbündete der Hisbollah drohen mit Vergeltung. Der »Islamische Widerstand im Irak« beschoss am Sonntag die israelische Hafenstadt Eilat, während die israelische Armee, die auch Ziele in Syrien und dem Jemen attackierte, ihre massiven Luftangriffe auf die libanesische Zivilbevölkerung fortsetzte. Nach offiziellen libanesischen Angaben sind allein in den letzten zwei Wochen mindestens 1.000 Menschen bei israelischen Angriffen ums Leben gekommen, über 6.000 wurden verletzt. Auch die Hisbollah schoss am Wochenende Raketen auf Israel.

Bis zu eine Million Menschen könnten nach Angaben des geschäftsführenden libanesischen Regierungschefs Nadschib Mikati im Zedernstaat auf der Flucht sein. Es handle sich um die »größte Fluchtbewegung in der Geschichte des Landes«. Das Welternährungsprogramm startete einen Hilfseinsatz zur Versorgung der vertriebenen Bevölkerung. Die andauernden israelischen Angriffe erstrecken sich auf den Süden des Landes, die Hauptstadt Beirut und die Bekaa-Ebene. Dort zerstörte die israelische Armee am Samstag gezielt Straßen und Brücken, die den Libanon mit dem Nachbarland Syrien, wohin bisher etwa 50.000 Menschen geflohen sind, verbinden. Zum Ziel wurden außerdem Fabriken, Lagerhäuser, Agrarflächen und erneut Wohngebiete. Der Iran beantragte eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats. Deutschland und die USA beschlossen, Familienangehörige des Botschaftspersonals in Beirut, Ramallah und Tel Aviv in Sicherheit zu bringen.

Hassan Nasrallah war am Freitag abend während eines Treffens der Hisbollah-Spitze in den südlichen Vororten Beiruts durch einen israelischen Luftangriff, bei dem auch zahlreiche Zivilisten sowie Hisbollah-Kommandeure und ein hochrangiger Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden ums Leben kamen, getötet worden. Der Libanon, Irak und Syrien ordneten drei, der Iran sogar fünf Staatstrauertage an. Laut israelischen Medienberichten setzte die Luftwaffe Bomben mit einem Gewicht von mehr als 80 Tonnen ein. Diese seien von einer Formation von mindestens zehn Kampfjets über dem unterirdischen Hauptquartier der Hisbollah abgeworfen worden. Unter den Geschossen seien auch bunkerbrechende Bomben gewesen. Am Wochenende tötete die israelische Armee weitere hochrangige Hisbollah-Mitglieder.

Benjamin Netanjahu, der den Angriff kurz nach seiner Rede vor der UNO aus seinem Hotelzimmer in New York befehligt haben soll, nannte Nasrallah am Samstag abend in einer Fernsehansprache den »zentralen Motor der iranischen Achse des Bösen« und »Massenmörder«. US-Präsident Joseph Biden sprach von einer »Maßnahme der Gerechtigkeit«. Man werde Israel unterstützen, sich »gegen die Hisbollah, die Hamas, die Huthis und andere vom Iran unterstützte Terrorgruppen zu verteidigen«. Im Libanon, im Nahen und Mittleren Osten und auch darüber hinaus sieht man dies vielerorts ganz anders. So herrschte bis Samstag mittag banges Warten. Als die Hisbollah die bereits zuvor durch die israelische Armee verbreitete Meldung vom Tod Nasrallahs bestätigte, brachen TV-Moderatoren in Tränen aus. Überall im Zedernstaat strömten Menschen auf die Straßen, um ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen. Nasrallah hatte die Hisbollah 32 Jahre lang geführt und galt als mächtigster Mann des Libanons.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

Ähnliche:

  • Trauernde versammeln sich am Freitag um einen Lastwagen mit den ...
    06.04.2024

    Israels gefährlichster Gegner

    Krieg gegen libanesische Hisbollah: Nach dem Angriff auf iranisches Konsulat in Syrien droht nicht nur Teheran mit Vergeltung
  • Der Widerstand gegen die US-Amerikaner hat im Irak nie aufgehört...
    24.11.2023

    Keine Ruhe im Irak

    Bagdad beklagt Feindseligkeiten zwischen Milizen und US-Armee vor Hintergrund des Gazakriegs