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Aus: Ausgabe vom 30.09.2024, Seite 5 / Inland
Projekt »Energy Port«

Bremen träumt weiter von Offshore-Terminal

Neue Bedarfsanalyse stellt fest, Bremerhaven soll Schwerlasthafen haben. Wider besseres Wissen
Von Burkhard Ilschner
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Hinter der Wesermündung, im Bremerhavener Weserwatt, sähe die Bremer Regierung gern ein Offshore-Terminal

In Bremerhaven dauert das Gezerre um das Projekt »Energy Port« am Fischereihafen im Stadtsüden an. Eigentlich sollte damit einer breiten Palette »grüner« Energietechniken Raum geboten werden – das Ideenspektrum reichte von Offshore-Windkraft über Wasserstoffwirtschaft, Lithiumbatterieproduktion oder Brennstoffzellenfertigung bis zum CO2-Umschlag für unterseeische Endlagerung. Aber Planungen dieser Größenordnung scheinen Bremer zu überfordern.

Rückblick: Fast 13 Jahre lang hatte sich das Land Bremen an einem »Offshore-Terminal Bremerhaven« (OTB) verplant. Und dies gründlich. Das Bundesverwaltungsgericht bestätigte schließlich, was zuvor viele Experten und Bremens Justiz moniert hatten: Eine Schwerlastkaje mit tiefem Fahrwasser direkt neben einem EU-rechtlich geschützten Brackwasserwatt geht gar nicht.

Mehr als 30 Millionen Euro hatte das OTB-Projekt schon vor Baubeginn gekostet. Dennoch gab Bremen nach dem Leipziger Urteil nicht auf; Fehlplanungen kosten ja schließlich »nur« Steuergelder. Die damalige Häfensenatorin Claudia Schilling (SPD) startete die Projektierung des »Energy Port«, was sogleich öffentlichen Spott – »OTB 2.0« und ähnliches – auslöste. Nun hat Kristina Vogt (Linke), die als neue Häfensenatorin Schillings Politik weiterverfolgt, eine »Bedarfs- und Nutzeranalyse« erstellen lassen.

Das vorige Woche veröffentlichte Gutachten der Hamburger Hanseatic Transport Consultancy (HTC) kommt, kurz zusammengefasst, zu dem Ergebnis, dass Bremerhaven sich vor allem »zeitnah als Standort für die Offshore-Windindustrie zu positionieren« habe. Hier sei wegen der Ausbaupläne des Bundes der Handlungsbedarf am dringendsten, stellt Logistikprofessor Jan Ninnemann als HTC-Chef fest. Der »grünen« Wasserstoffwirtschaft räumt er zwar gute Chancen ein, sieht aber geringeren Zeitdruck, weil die »allgemeine Entwicklung im Wasserstoffbereich (…) aus heutiger Sicht noch ungewiss« sei. Die noch vor Jahresfrist gelisteten weiteren Zukunftsoptionen für den »Energy Port« – siehe oben – tauchen übrigens gar nicht auf.

Bremerhaven war ein führender Standort der Offshore-Windkrafttechnik, als die OTB-Planung begann. Es dauerte Jahre bis zum Leipziger Urteil, inzwischen sitzen die Marktführer der Branche längst woanders. Ninnemann weckt dennoch Hoffnungen: Wenn es gelänge, »möglichst zeitnah (…) Signale in den Markt zu senden, dass Bremerhaven in Zukunft eine wichtige Rolle im Energiebereich spielen will«, erwartet er »Beschäftigungseffekte« in der Größenordnung mehrerer tausend neuer Jobs.

Einfach wird das Vorhaben dennoch nicht. Ninnemann hält völlig ungerührt auch eine massive weserseitige Erschließung für nötig: Während der alte OTB-Plan »nur« eine 500-Meter-Kaje vorsah, fügt er weitere 350 Meter für Wasserstoffprojekte hinzu. »Mögliche Konflikte« wegen des benachbarten EU-Naturschutzgebiets sind ihm nur eine knappe Randnotiz wert. Die lokale Nordsee-Zeitung wies bereits darauf hin, dass die seinerzeit für den OTB gesicherten Ausgleichsflächen längst anders verplant seien.

Nicht nur das: Auch die einst zurückgelegten Gelder für die OTB-Realisierung sind inzwischen für andere Zwecke ausgegeben, die Finanzierung eines »Energy Port« – geschätzt mehr als eine halbe Milliarde Euro – somit derzeit völlig unklar. Weil aber auch deshalb das Vorhaben, selbst in Anfängen, »nicht vor Mitte der 2030er Jahre realisierbar« sei, brauche es wegen des erwähnten Zeitdrucks Zwischenlösungen. Die sieht Ninnemann gegeben auf dem Südzipfel des Bremerhavener Containerterminals.

Dieser »CT 1«, derzeit wenig genutzt, käme kaum als Produktionsstandort, sehr wohl aber für Umschlag von Offshore-Equipment in Betracht. Zwar hatte Vogt diese Lösung noch Ende 2023 abgelehnt, jetzt allerdings unterstützt sie das Vorhaben, unter anderem wohl auch, weil die Hafenbetreiber BLG und Eurogate sich inzwischen interessiert zeigen. Wie aber die immer größeren Windkraftteile quer durch die Stadt zu und von diesem Terminal transportiert werden sollen – das wird dann die nächste Herausforderung.

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (29. September 2024 um 20:35 Uhr)
    »Wie aber die immer größeren Windkraftteile quer durch die Stadt zu und von diesem Terminal transportiert werden sollen«: Dazu hat Herr Pomrehn doch vor einiger Zeit einen Artikel zu Luftschiffen geschrieben. Einige technische Probleme des Luftschifftransports könnte man über festem Grund leichter lösen als über dem Wasser. Siehe: »Fliegende Zigarren«, www.jungewelt.de/artikel/478729.luftfahrt-fliegende-zigarren.html

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