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Aus: Ausgabe vom 30.09.2024, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Kapitalismus pur

Zu jW vom 25.9.: »VW: Sparen, bis es knallt«

Einerseits werden Anfang dieses Jahres 4,5 Milliarden Euro an Dividende ausgeschüttet, andererseits will man aus Kostengründen Werke dichtmachen und Arbeiter entlassen. Allein die Porsche-Holding im Besitz der Familien Porsche und Piëch hält 31,6 Prozent der Aktien. Daneben hält das Land Niedersachsen 20 Prozent der Aktien. Der Rest verteilt sich auf sogenannte institutionelle Anleger und Aktien im Streubesitz. Alle bekommen entsprechend ihrem Anteil ein Stück vom Kuchen. Das heißt, dass z. B. die Familien Porsche und Piëch fast 1,5 Milliarden bekommen. Es ist ein nahezu ideales Beispiel für die Umverteilung von unten nach oben. Oder anders ausgedrückt – Gewinne werden privatisiert, die Verluste werden der Gesellschaft aufgebrummt. Herr Habeck will die VW AG mit Steuermilliarden stützen. Holen Sie sich das Geld von den Anteilseignern zurück! Und Herr Lindner, es ist Zeit für eine Vermögenssteuer! Insgesamt muss man über eine Neustrukturierung der Schlüsselindustrien nachdenken, damit der Gewinn allen zugute kommt. VW hat im Jahr 2023 22,5 Milliarden Euro Gewinn gemacht. Warum muss die Gesellschaft jetzt mit Steuergeld beispringen? Und warum müssen Arbeiter und Angestellte für eine weitere Erhöhung des Gewinns bluten? Rein rechnerisch sollte das obere Management bei VW sich doch zurücklehnen können. Dieses Jahr erwartet der Vorstand Oliver Blume ein Gehalt jenseits der 10-Millionen-Euro-Marke. Verzichtet er auf einen Teil davon? Ich glaube nicht. Aber die Arbeiter werden zum Verzicht geprügelt – es wird die Angst vor Massenentlassungen geschürt. Das wird manche der Kollegen dazu bringen, einen Änderungsvertrag zu unterschreiben, der mit Gehaltsverzicht endet. Das muss aufhören! Meine Solidarität gilt den Kolleginnen und Kollegen im ganzen Konzern. Kämpft um eure Rechte!

Andreas Eichner, Schönefeld

Klare Haltung

Zu jW vom 21./22.9.: »Rackete schießt den Vogel ab«

Angesichts solchen Abstimmungsverhaltens der europäischen »Linken« ist Özlem Demirels klare Antikriegshaltung um so wichtiger. Diese Woche stellt ihr Regionalbüro die neue Broschüre »US-Mittelstreckenraketen – gefährlich und destabilisierend« vor, in der sie und Jürgen Wagner von IMI die Auswirkungen analysieren. Zu Frau Rackete gehen mir nur tiefschwarze Gedanken durch den Kopf: Glaubt sie etwa, dass sich das massenhafte Sterben an Europas Außengrenzen dadurch erledigt, dass eben dieses Europa in einem NATO-Russland-Krieg untergeht?

Monika Bootz, Wetterau

»Nicht koalitionsfähig«

Zu jW vom 21./22.9.: »SPD droht Zäsur«

Wahltag ist immer auch Zahltag, heißt eine bundesdeutsche Lebensweisheit für Politikerinnen und Politiker. Die mündigen Brandenburgerinnen und Brandenburger haben sowohl dem Landesvater, SPD-Ministerpräsidenten Dietmar Woidke, als auch dem auf Abschiedstournee im Ausland weilenden Noch-SPD-Bundeskanzler Olaf Scholz einen deutlichen Denkzettel berechtigterweise verpasst. Wer die mündigen Wählerinnen und Wähler seit Jahren zum Narren hält – ob in Potsdam oder Berlin – der muss sich vor der Zeugnisverteilung, wie man/frau bei den Schülerinnen und Schülern zu sagen pflegt, fürchten. Viel wurde angekündigt, nichts Wesentliches wurde für die normalsterblichen Bürgerinnen und Bürger erledigt. Was ist aus der These des Friedensnobelpreisträgers und ersten sozialdemokratischen Bundeskanzlers Willy Brandt geworden: Mehr Demokratie wagen?! Was waren das ab 1969 für Zeiten in der ersten sozialliberalen Koalition? Was ist seitens der FDP aus den berühmten Freiburger Thesen von 1972 geworden? Eine gerechte Sozialpolitik, die gemäß Grundgesetz durch eine gerechte Steuerpolitik finanziert werden soll, ist für die heutige FDP ein populistisches Fremdwort. Wer so wenig Sensibilität gegenüber unserem Grundgesetz walten lässt, dem darf man/frau keine politische Verantwortung übertragen! Christian Lindner beweist täglich, dass er sich nicht an Koalitionsabsprachen hält, dass er Urteile des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe bewusst ignoriert und dass er nicht koalitionsfähig ist.

Klaus Jürgen Lewin, Bremen

Kein einziger Schuss

Zu jW vom 21./22.9.: »›Eine ähnliche Debattenkultur gibt es heute nicht‹«

Die Aussagen im Interview mit dem Philosophen Martin Küpper haben meine volle Unterstützung. Gerade vor dem 75. Jahrestag der Gründung der DDR erfüllt es mich mit großem Stolz, in der Nationalen Volksarmee der DDR gedient zu haben. Einer Armee, die nicht einen einzigen Schuss im Krieg abgegeben hat.

Wilfried Schubert, Güstrow

Eine Wonne

Zu jW vom 21./22.9.: »Der Vorleser«

Lesepaten in der Schule sind nicht unbedingt Vorleser. Bei den Berliner Lesepaten, zu denen auch ich gehöre, geht es vorrangig um die Förderung der Lesefähigkeiten der Kinder. Die Kinder lesen, wir hören zu, machen Mut, fördern die Lust aufs Weiterlesen, helfen und korrigieren. Nur manchmal, in den Pausen vielleicht, lese ich den Kindern etwas vor: Kurzgeschichten oder etwas aus spannenden Büchern. Der Lohn für all das: Kein einziges Kind hat in den vergangenen zehn Jahren die von mir betreuten ersten beiden Klassen verlassen, ohne ausreichend lesen zu können. Wenn ich beim Eintritt in die Klasse sofort von fünf, sechs Kindern umringt werde, weil sie mir unbedingt vorlesen wollen: Wie schön ist das!

Joachim Seider, Berlin

VW hat im Jahr 2023 22,5 Milliarden Euro Gewinn gemacht. Warum muss die Gesellschaft jetzt mit Steuergeld beispringen? Und warum müssen Arbeiter und Angestellte für eine weitere Erhöhung des Gewinns bluten?

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!