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Aus: Ausgabe vom 01.10.2024, Seite 2 / Inland
Marode Infrastruktur

Deutscher Brückenalarm

Zustand jedes zehnten Bauwerks »nicht ausreichend«. Baupräsident rügt Bundesregierung wegen mangelnder Finanzierung
Von Arnold Schölzel
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Von weit oben schaut’s noch ganz ordenlich aus: Straßenüberführungen in Meckenheim

In der Bundesrepublik stehen 3.786 Autobahnbrücken mit einer Mindestlänge von 50 Metern – noch. In einer am Montag von dpa zitierten Analyse der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken (BGIB) heißt es: 1.382 Brücken hätten die Zustandsbewertung »noch ausreichend« bekommen, 378 »nicht ausreichend«, 43 »ungenügend«. Dies bedeutet, dass entweder die Tragfähigkeit, die Verkehrssicherheit oder sogar beides stark beeinträchtigt ist.

Besonders betroffen ist Nordrhein-Westfalen mit 20 von 100 der marodesten Autobahnbrücken, darunter die bundesweit am meisten gefährdete im Autobahnkreuz Meckenheim südlich von Bonn. Hessen (19 Brücken), Baden-Württemberg und Bayern haben ebenfalls zahlreiche sanierungsbedürftige Bauwerke. Besonders gefährdet sind die auf der Autobahn 45 bei Hammersbach-Marköbel in Hessen, in Baden-Württemberg die der Autobahn 6 über den Kocher sowie der Autobahn 81 über die Brettach und über den Neckar. BGIB-Vorsitzender Marco Götze forderte schnelles Handeln von der Politik: »Gerade bei Autobahnbrücken dürfen wir uns nicht darauf verlassen, dass das nächste Unglück so glimpflich verläuft wie der Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden.« Zwar hat Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) im März 2022 Maßnahmen zur schnelleren Sanierung von Brücken vorgestellt, jedoch geht der Prozess vielen Fachleuten zu langsam voran. Ziel Wissings ist es, jährlich 400 Brücken zu sanieren.

Ebenfalls am Montag kritisierte der Präsident des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie und Chef der deutschen Tochter des österreichischen Baukonzerns Strabag, Peter Hübner, in einem FAZ-Interview, dass »aber gerade mal die Hälfte davon« umgesetzt werde. Man werde »sicher in nächster Zeit von immer mehr Brückensperrungen hören.« Real gingen die Bauinvestitionen auch 2024 zurück. Selbst wenn jetzt viel mehr Geld in die Bahn gesteckt werde, »werden wir den Kollaps der Straßeninfrastruktur nicht vermeiden.« Den Einsturz der Carolabrücke in Dresden kommentierte Hübner mit den Worten: »Die alten Bauwerke im Osten haben die gleiche Standfestigkeit wie die im Westen. Aber: Die Infrastruktur aus den siebziger Jahren ist hier wie dort nicht für die hohen Verkehrslasten von heute gemacht.«

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