Den Krankenschwestern reicht es
Von Thomas Berger, SydneyManche bewiesen bei der Gestaltung ihrer Protestschilder Kreativität und Galgenhumor. »Little Miss Underpaid«, verbunden mit einem verärgerten Smiley, hatte sich eine Krankenschwester einfallen lassen. Das Thema ist bitterernst. In New South Wales (NSW), mit der Metropole Sydney der bevölkerungsreichste und ökonomisch stärkste Bundesstaat Australiens, ist das Pflegepersonal der staatlichen Krankenhäuser so schlecht bezahlt wie kaum sonst landesweit.
»Es reicht!«, so die Botschaft der Gewerkschaft NSW Nurses and Midwives Association (NSWNMA), die ihrer Forderung nach einer Erhöhung der Löhne und Gehälter für das Pflegepersonal einschließlich Hebammen um 15 Prozent am vergangenen Dienstag mit einem ganztägigen Warnstreik, bereits der zweite in diesem Monat, Nachdruck verliehen hat. 10.000 Teilnehmende soll es gegeben haben. Nur »lebensnotwendiges Personal« war an diesem Tag noch in den Krankenhäusern im Einsatz, der Rest zum Arbeitskampf auf der Straße. In der Vorwoche war eine Annäherung von Regionalregierung und Gewerkschaft gescheitert.
Als keinerlei echte Verhandlungsbasis hat die NSWNMA das Angebot der Politik bewertet, das 10,5 Prozent Lohnerhöhung für drei Jahre vorsieht. Es gebe bisher offenbar keine ernsthafte Dialogbereitschaft für eine tragfähige Lösung. Damit erklärte die Gewerkschaft, warum sie binnen weniger als drei Wochen ein weiteres Mal zum Warnstreik aufgerufen hatte.
Der Sender ABC verdeutlichte an einem Beispiel, wie gravierend das Problem der Unterbezahlung in NSW ist. So nimmt eine Krankenschwester, die im nördlichen Teil des Bundesstaates wohnt, extra weite Pendelwege ins benachbarte Queensland in Kauf. Und das, obwohl sie »ein brandneues Krankenhaus« von ihrer Wohnung aus sehen kann, wie Erica Roberts gegenüber den Reportern erzählte. »Das Lohndefizit in NSW gegenüber Queensland beträgt 30.000 bis 40.000 Australische Dollar«, so die Krankenschwester, die nicht die einzige in den grenznahen Orten ist, die pendelt. Es gehe nicht allein um Unterschiede im Einkommen, sondern auch um eine bessere Altersvorsorge. Pflegekräfte der staatlichen Kliniken in New South Wales verdienen knapp 70.000 bis 98.000 Australische Dollar (AUD) im Jahr, während in Queensland in den gleichen Lohngruppen 79.000 bis 106.000 AUD gezahlt werden. Ein AUD entspricht etwa 0,62 Euro.
Ryan Park, Gesundheitsminister der sozialdemokratischen Regionalregierung, hatte die Gewerkschaftsforderung als »unbezahlbar« bezeichnet. Gewerkschaftssekretärin Shaye Candish hielt dem bei Sky News entgegen: »Die Öffentlichkeit erwartet, dass ihre lokalen Kliniken personell gut ausgestattet sind. Aber unter den gegenwärtigen Einkommensbedingungen können viele der Krankenschwestern und Hebammen dort nicht bleiben.«
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