Eine dunkle Ära wird ausgeleuchtet
Von denen hat man schon mal gehört: Von den Karthagern, die vom antiken Rom bezwungen wurden, von den Vandalen, die wiederum Rom plünderten und denen man deshalb einen generellen Hang zu schlechtem Benehmen nachsagte. Beide Gruppen siedelten während der Antike in Nordafrika, die einen früher, die anderen später. Was danach kam, weiß man, die Mohammedaner eroberten den Maghreb. Was aber war davor? Archäologisch betrachtet, klaffte in der Zeit von 4000 bis 1000 vor unserer Zeitrechnung bislang eine große Lücke.
Archäologen um Cyprian Broodbank von der University of Cambridge haben nun im Norden Marokkos erstmals Siedlungsrelikte aus genau diesem Zeitabschnitt gefunden. In Oued Beht, zwei Autostunden östlich der Hauptstadt Rabat, stießen sie auf ein fast 20 Hektar großes Areal voller jungsteinzeitlicher Artefakte, das Menschen von 3400 bis 2900 vor unserer Zeitrechnung bewohnt und landwirtschaftlich genutzt haben. Dabei soll es sich um den frühesten und größten landwirtschaftlichen Komplex handeln, der jemals westlich des Nils entdeckt wurde. Broodbank sieht damit seine Annahmen bestätigt: »Seit mehr als dreißig Jahren bin ich davon überzeugt, dass der Mittelmeerarchäologie im spätprähistorischen Nordafrika etwas Grundlegendes entgangen ist. Jetzt wissen wir endlich, dass das richtig war, und wir können anfangen, in neuen Bahnen zu denken.«
An der Fundstätte stießen die Archäologen auf insgesamt 19.626 Relikte, darunter vor allem Keramikfragmente und Steinsplitter, aber auch 50 Äxte, die wahrscheinlich größtenteils vor Ort hergestellt wurden. Erhaltene Mahlwerkzeuge und charakteristische Gruben, die den Einwohnern wahrscheinlich als Lagersilos dienten, belegen, dass auf dem Gelände auch Landwirtschaft betrieben wurde. Das Team um Broodbank fand in den Gruben vor allem Überreste von Gerste, in deutlich geringeren Mengen aber auch Weizen, Erbsen, Oliven und Pistazien. Wie die Analyse von freigelegten Tierknochen ergab, hielten und schlachteten die Menschen von Oued Beht auch einige domestizierte Tiere, darunter Hausziegen, Schafe, Rinder und Schweine.
Die Funde zeigen Ähnlichkeiten mit Artefakten aus freigelegten Siedlungen im Süden der iberischen Halbinsel, die aus der gleichen Zeit stammen. Dort fanden Archäologen ebenfalls siloartige Lagergruben, die Gestaltung von Töpferwaren nahm sich sehr ähnlich aus. Da die heute rund 100 Kilometer von der Küste entfernte Fundstätte Oued Beht vor 5.000 Jahren wahrscheinlich deutlich näher am Meer lag, dürfte ein Austausch zwischen den Völkern möglich gewesen sein. (jW)
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