Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Donnerstag, 19. Dezember 2024, Nr. 296
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Aus: Ausgabe vom 01.10.2024, Seite 15 / Natur & Wissenschaft
Archäologie

Eine dunkle Ära wird ausgeleuchtet

Archäologen entdecken im Norden Marokkos eine neue steinzeitliche Kultur
imago0764920577h.jpg

Von denen hat man schon mal gehört: Von den Karthagern, die vom antiken Rom bezwungen wurden, von den Vandalen, die wiederum Rom plünderten und denen man deshalb einen generellen Hang zu schlechtem Benehmen nachsagte. Beide Gruppen siedelten während der Antike in Nordafrika, die einen früher, die anderen später. Was danach kam, weiß man, die Mohammedaner eroberten den Maghreb. Was aber war davor? Archäologisch betrachtet, klaffte in der Zeit von 4000 bis 1000 vor unserer Zeitrechnung bislang eine große Lücke.

Archäologen um Cyprian Broodbank von der University of Cambridge haben nun im Norden Marokkos erstmals Siedlungsrelikte aus genau diesem Zeitabschnitt gefunden. In Oued Beht, zwei Autostunden östlich der Hauptstadt Rabat, stießen sie auf ein fast 20 Hektar großes Areal voller jungsteinzeitlicher Artefakte, das Menschen von 3400 bis 2900 vor unserer Zeitrechnung bewohnt und landwirtschaftlich genutzt haben. Dabei soll es sich um den frühesten und größten landwirtschaftlichen Komplex handeln, der jemals westlich des Nils entdeckt wurde. Broodbank sieht damit seine Annahmen bestätigt: »Seit mehr als dreißig Jahren bin ich davon überzeugt, dass der Mittelmeerarchäologie im spätprähistorischen Nord­afrika etwas Grundlegendes entgangen ist. Jetzt wissen wir endlich, dass das richtig war, und wir können anfangen, in neuen Bahnen zu denken.«

An der Fundstätte stießen die Archäologen auf insgesamt 19.626 Relikte, darunter vor allem Keramikfragmente und Steinsplitter, aber auch 50 Äxte, die wahrscheinlich größtenteils vor Ort hergestellt wurden. Erhaltene Mahlwerkzeuge und charakteristische Gruben, die den Einwohnern wahrscheinlich als Lagersilos dienten, belegen, dass auf dem Gelände auch Landwirtschaft betrieben wurde. Das Team um Broodbank fand in den Gruben vor allem Überreste von Gerste, in deutlich geringeren Mengen aber auch Weizen, Erbsen, Oliven und Pistazien. Wie die Analyse von freigelegten Tierknochen ergab, hielten und schlachteten die Menschen von Oued Beht auch einige domestizierte Tiere, darunter Hausziegen, Schafe, Rinder und Schweine.

Die Funde zeigen Ähnlichkeiten mit Artefakten aus freigelegten Siedlungen im Süden der iberischen Halbinsel, die aus der gleichen Zeit stammen. Dort fanden Archäologen ebenfalls siloartige Lagergruben, die Gestaltung von Töpferwaren nahm sich sehr ähnlich aus. Da die heute rund 100 Kilometer von der Küste entfernte Fundstätte Oued Beht vor 5.000 Jahren wahrscheinlich deutlich näher am Meer lag, dürfte ein Austausch zwischen den Völkern möglich gewesen sein. (jW)

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

Ähnliche:

  • 16.03.2022

    Hochwertige organische Kost

    Auf Weltzeitreise: David Graeber und David Wengrow schreiben die Menschheitsgeschichte um
  • Kartoffelernte in Spanien: Mehrheit der Beschäftigten kommt aus ...
    19.12.2019

    Tödliche Falle

    Spanien: Marokkanischer Erntehelfer in Hüttendorf verbrannt. Ausbeutung in Europas Landwirtschaft
  • Die Flucht über das Meer haben sie überstanden, doch in Motril b...
    03.08.2019

    Saure Beeren aus Huelva

    Im Süden Spaniens werden Migranten in der Landwirtschaft ausgebeutet. Aktivisten machen darauf aufmerksam

Regio:

Mehr aus: Natur & Wissenschaft