Israel marschiert im Libanon ein
Von Jakob ReimannIn der Nacht zum Dienstag ist israelisches Militär in den Libanon einmarschiert und hat dort die seit längerem befürchtete Bodenoffensive gestartet. Die israelischen Streitkräfte (IDF) begannen »vor einigen Stunden mit begrenzten, lokalisierten und gezielten Bodenangriffen« im Südlibanon, heißt es euphemistisch in einer Erklärung der IDF, die in der Nacht auf X veröffentlicht wurde. Israelische Spezialeinheiten der 98. Division der Fallschirmjäger griffen Dörfer in Grenznähe an und nahmen dort angeblich Einrichtungen der Hisbollah ins Visier, während Artillerie, Kampfjets und Drohnen auch auf Ziele in anderen Landesteilen feuerten. Von AFP veröffentlichte Fotos dokumentieren die großflächige Zerstörung ziviler Wohngebäude im Süden der Hauptstadt Beirut.
»Die israelischen Behauptungen über einen Einmarsch in den Libanon sind Lügen«, erklärte der Hisbollah-Sprecher Mohammed Afif in einer unerwarteten Wendung am gleichen Tag. Es habe keine direkten Zusammenstöße zwischen Hisbollah und Besatzungstruppen gegeben. Im Laufe des Tages feuerte die Hisbollah Dutzende Raketen auf den Norden Israels ab. Sie schlugen in freiem Gelände ein, Opfer soll es keine gegeben haben. In den Stunden vor der Invasion seien Soldaten und Militärfahrzeuge entlang der Grenze zusammengezogen worden, berichtete Al-Dschasira. Die angegriffenen Dörfer in Grenznähe seien von der Hisbollah »in Militärstützpunkte« verwandelt worden, um »diese Dörfer als Aufmarschgebiet für eine Invasion in israelische Häuser im Stil des 7. Oktober zu nutzen«, behauptet der IDF-Sprecher Daniel Hagari in einer auf X veröffentlichten Videobotschaft, freilich ohne einen Beweis dafür anzuführen. Bewohner von mehr als 20 Ortschaften im Süden wurden von der israelischen Armee aufgefordert, diese zu verlassen.
Am Dienstag nachmittag gab ein US-Regierungsbeamter an, dass der Iran unmittelbar davorstehe, einen Raketenangriff auf Israel zu starten. Dieser werde »schwerwiegende Folgen für den Iran haben«, warnte er. Die USA unterstützten »aktiv die Vorbereitungen zur Verteidigung« Israels. Die stellvertretende Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh ließ verlautbaren, dass in der Region stationierte Truppen »zusätzlich um einige tausend« Soldaten verstärkt würden.
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Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (1. Oktober 2024 um 21:42 Uhr)Der US-Geheimdienst behielt recht: Der Iran griff Israel am Dienstagabend mit Raketen an. Diese Angriffe waren eine Reaktion auf die Tötung von Anführern der Hamas und der Hisbollah. Teheran teilte außerdem mit, dass Israel bei einer Gegenreaktion mit weiteren Raketenangriffen seitens des Irans rechnen müsse. Der Zeitpunkt ist für Israel äußerst ungünstig, da eine Bodenoffensive gegen die Hisbollah geplant war, obwohl es dafür keine direkten Beweise gibt. Wie nach einem Jahr erfolglosen Krieges üblich, erfindet die israelische Propaganda weiterhin Erfolgsgeschichten, um der eigenen Bevölkerung Durchhalteparolen zu liefern. Genau um dies zu durchkreuzen, wurde der iranische Raketenangriff gezielt zu diesem Zeitpunkt ausgeführt.
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