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Aus: Ausgabe vom 02.10.2024, Seite 10 / Feuilleton

Schukschin, Filmuni Babelsberg, Steiner, Cohn-Vossen, Knaup

Von Jegor Jublimov
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Eine Mischung aus Bitterkeit und Humor: Wassili Schukschin mit seiner Frau Lidija Fedossejewa in »Sie kämpften für die Heimat«

Aufrechte, einfache Menschen mit ihren Wünschen, Träumen und Leidenschaften standen im Mittelpunkt der Werke von Wassili Schukschin, der 1929 in der Region Altai geboren wurde und am 2. Oktober 1974 an einem Herzinfarkt während der Dreharbeiten zu dem Film »Sie kämpften für die Heimat« nach Michail Scholochows Roman starb. Schukschin war Schauspieler, Autor, Regisseur und gelegentlich alles in Personalunion. Mit seiner Frau Lidija Fedossejewa entstanden 1972 und 1973 zwei Filme, die in der DDR Publikumserfolge waren: In »Reisebekanntschaften« war er ein Traktorist, der vom sibirischen Norden zur Kur ans Meer reist und unterwegs absonderlichen Gestalten begegnet. Sein Film »Kalina Krassnaja« (Roter Holunder) zeigt den von Schukschin gespielten Helden, einen aus der Haft entlassenen Dieb mit einer Mischung aus Bitterkeit und Humor, voller Empfindsamkeit und der Liebe zu Birken. Schukschins Erzählungen können noch immer einen tiefen Einblick in das Leben einfacher Menschen in der Sowjetunion geben, aber heutzutage muss man dafür die Antiquariate durchstöbern.

Ob Wassili Schukschins Filme heute noch Studenten der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf gezeigt werden, ist nicht gewiss. In den siebziger und achtziger Jahren war es für hervorragende Dozenten wie Christiane Mückenberger oder Prof. Peter Rabenalt noch unabdingbar, Schukschins beste Filme zu analysieren. Die Schule hat viele Wandlungen durchlebt. In diesen Tagen ist es 70 Jahre her, dass sie als Deutsche Hochschule für Filmkunst mit dem Gründungsrektor Prof. Kurt Maetzig ihren Studienbetrieb aufnahm. Mit einem offiziellen Festakt wurde die Gründung am 1. November 1954 besiegelt. Vielleicht ist das der Grund, weshalb auf der Homepage der Filmuniversität mit keinem Wort auf das Jubiläum hingewiesen wird. Immerhin ist für den 2. November ein Tag der offenen Tür angekündigt. Da gehe ich dann hin und frage mal.

In der längeren Phase, als das Institut Hochschule für Film und Fernsehen der DDR (HFF) hieß, absolvierte dort Roland Steiner sein Studium. Er begann seine Laufbahn als Kameraassistent, studierte sechs Jahre lang an der HFF und fiel mit Filmen über den Alltag von Jugendlichen verschiedener Milieus auf. Später widmete er sich linken Schriftstellern wie Erich Fried, Heinrich Hannover und Günter Wallraff. Er interessierte sich in den neunziger Jahren für Anthroposophie und lehrte an der Uni Oldenburg. Er feiert am 5. Oktober seinen 75. Geburtstag.

Zu Steiners künstlerischen Vorbildern zählte seit Studienzeiten Richard Cohn-Vossen, der im sowjetischen Exil Physik studierte und in der DDR zu einem streitbaren Dokumentarfilmer wurde (»Das russische Wunder«, 1963, »In Sachen H. und acht anderer«, 1972). Jetzt lebt er am Rande des Erzgebirges, wo er am 30. September seinen 90. Geburtstag beging.

Gut möglich ist es, dass Heinz-Dieter Knaup zu einem der Filme Cohn-Vossens mit seinem warmen fränkischen Akzent den Kommentartext sprach. Er feiert am Sonntag seinen 95. Geburtstag. Von 1954 bis 1999 gehörte er dem Berliner Ensemble an und spielte dort große Rollen, etwa in »Purpurstaub« von Sean O’Casey. Dem breiten Publikum ist der Ruheständler aus Defa-Filmen wie »Fünf Tage – Fünf Nächte« (1961) oder »Einer trage des anderen Last« (1988) in Erinnerung.

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