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Aus: Ausgabe vom 04.10.2024, Seite 2 / Ausland
Nahostkonflikt

Libanon unter Feuer

Israel bombardiert zivile Infrastruktur. Einmarsch abgewehrt
Von Karin Leukefeld
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Gaza jetzt in Beirut: Von Israel zerstörte Wohnhäuser im Süden der libanesischen Hauptstadt (3.10.2024)

Israel setzt seine Angriffe auf Libanon weiter fort. Die libanesischen Behörden meldeten allein in den südlichen Vororten von Beirut in der Nacht zu Donnerstag 20 Angriffe mit Raketen, die von Kampfjets und israelischen Kriegsschiffen im östlichen Mittelmeer abgefeuert worden waren. Die Angriffe galten Wohnvierteln entlang großer Verbindungsstraßen.

Im Zentrum Beiruts unweit des Parlaments wurde im Viertel Baschura ein mehrstöckiges Haus mit Raketen angegriffen. In dem Gebäude befand sich ein medizinisches Versorgungszentrum der Islamischen Gesundheitsgesellschaft. Die Zahl der bei dem Angriff getöteten medizinischen Mitarbeiter und Rettungssanitäter stieg am Donnerstag auf neun. Weitere sieben Personen wurden verletzt, das Gebäude wurde teilweise zerstört, Etagen standen in Flammen. Augenzeugen berichteten, bei dem Angriff in Baschura sei von Israel auch weißer Phosphor eingesetzt worden, was in Wohngebieten verboten ist.

Seit Beginn der rücksichtslosen Luftangriffe auf libanesische Dörfer, Städte, Wohnhäuser und zivile Infrastruktur auch in der Hauptstadt Beirut am 23. September wurden nach Angaben des Gesundheitsministers Firas Abiad 97 Ärzte, Pfleger und Rettungssanitäter getötet.

Wie bereits im Südlibanon hat die israelische Armee auch die Bewohner der südlichen Vororte von Beirut aufgefordert, das Gebiet zu verlassen. In den Gebäuden befänden sich Hisbollah-Zentralen, die Israel bombardieren werde. Damit folgt die israelische Armee dem Angriffsmuster in Gaza, wo seit einem Jahr Angriffe auf zivile Infrastruktur, Schulen, Kliniken, Notunterkünfte von Vertriebenen damit begründet werden, dass sich dort Hamas-Kommandozentralen befänden. Belege dafür gibt es ebensowenig wie für Behauptungen, dass sich in den libanesischen Dörfern und Häusern, die von der Luftwaffe angegriffen werden, Hisbollah-Waffen und Abschussrampen befänden.

Ein Versuch der israelischen Armee, am Mittwoch mit Bodentruppen auf libanesisches Territorium vorzudringen, wurde von der Hisbollah verhindert. Die dort operierende »Blauhelmmission« UNIFIL berichtete, die israelischen Truppen hätten sich »nach kurzem Aufenthalt« zurückgezogen. Hisbollah und auch die israelische Armee gaben an, acht israelische Soldaten seien getötet worden.

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  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (4. Oktober 2024 um 11:48 Uhr)
    Israels Militär kämpft derzeit an mehreren Fronten: Nach dem massiven Raketenangriff des Iran, der sogar militärische Ziele im Negev getroffen hat, bereitet Israel einen Vergeltungsschlag vor. Finanziell betrachtet ist die Verteidigungsbilanz jedoch für Israel verheerend. Die Abwehr der Drohnen und anderer Geschosse hat insgesamt rund 1 Milliarde Dollar gekostet, schätzt die Nachrichtenagentur Reuters. Die Kosten auf der Angreiferseite, also beim Iran, sollen hingegen nur etwa 100 Millionen Dollar betragen haben. Die Drohnenabwehr ist extrem kostspielig. Insgesamt kostete die Verteidigung gegen den iranischen Angriff das Zehnfache dessen, was der Angriff selbst gekostet hat. Ein solches Missverhältnis mag bei einem einmaligen Angriff tragbar sein, in einem länger andauernden Konflikt jedoch wird dieses Ungleichgewicht zu einer gefährlichen Belastung.
    Weitere Probleme zeichnen sich ab, da auch der Krieg im Gazastreifen noch nicht beendet ist. In den vergangenen Tagen bombardierte die israelische Luftwaffe mehrere Gebäude in dem bereits weitgehend zerstörten Gebiet. Israelische Panzer führten Angriffe in der Nähe von Khan Yunis durch und zogen sich danach wieder zurück. Auch fast ein Jahr nach Beginn des Einsatzes rückt Israels Militär immer wieder in Gebiete vor, aus denen es die Hamas eigentlich schon vertrieben geglaubt hatte.
    Zugleich verstärken die israelischen Truppen den Kampf gegen die Hisbollah im Libanon. Seit Montag sind auch israelische Bodentruppen im Südlibanon nahe der Grenze aktiv, doch ein Bodenkrieg im Libanon stellt für Israels Militär eine besondere Herausforderung dar. Die Hisbollah hat sich seit dem letzten großen Konflikt mit Israel im Jahr 2006 gut vorbereitet. Ihre Kämpfer haben im Grenzgebiet Tunnel und Bunker angelegt, sie sind in Guerillakriegsführung geschult und kennen das Terrain, das sie gezielt für Hinterhalte nutzen. Die israelische Regierung hat als Kriegsziel ausgegeben, die sichere Rückkehr ihrer Bürger nach Nordisrael zu gewährleisten. Sie will die Hisbollah von der Grenze vertreiben.
    Schließlich feuern auch die Huthis weiterhin Raketen und Drohnen auf Israel, was die Situation für die dort lebenden Bürger nicht gerade beruhigt. Israel steht vor einer der schwersten Zeiten seiner Geschichte.
    • Leserbrief von Onlineabonnent/in Rainer Erich K. aus Potsdam (4. Oktober 2024 um 14:57 Uhr)
      Werter Herr Hidy, was mich an Ihren Kommentaren immer wieder stört, ist die Tatsache, dass Sie schildern, was jeder bereits weiß. Es wäre gut zu wissen, wie Ihre Meinung zu der geschilderten Situation ist. Das ist ja eigentlich der Sinn eines Leserbriefs. Finden Sie nicht?
      • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (7. Oktober 2024 um 11:45 Uhr)
        Sehr geehrter Herr Rainer Erich K. aus Potsdam, herzlichen Dank für Ihre tiefschürfende Kritik! Es freut mich zu hören, dass meine Ausführungen anscheinend so glasklar und allgemein bekannt sind, dass sie eigentlich niemanden mehr überraschen. Es ist wirklich ermutigend, zu wissen, dass jeder Leser bereits ein so umfassendes Verständnis der komplexen geopolitischen Situation im Nahen Osten hat. Wer hätte gedacht, dass wir alle inzwischen Experten für Raketenabwehrsysteme, asymmetrische Kriegsführung und internationale Kosten-Nutzen-Analysen in Konflikten sind! Was meine Meinung angeht – nun, die werde ich dann vielleicht auch bald beisteuern, sobald sichergestellt ist, dass wirklich jeder Leser erst einmal auf meinem Wissensniveau angekommen ist. Aber es ist natürlich beruhigend zu wissen, dass ich künftig den Luxus habe, in meinen Briefen nur noch Meinungen zu äußern, ohne lästigerweise irgendwelche Fakten oder Hintergründe liefern zu müssen. Sie haben völlig Recht – wozu überhaupt noch beschreiben, was tatsächlich geschieht? Man könnte fast meinen, wir befänden uns in einer Welt, in der alle Ereignisse bereits ausgiebig und umfassend von allen verstanden werden. Danke für diesen wertvollen Hinweis! Mit den besten Grüßen, Ihr Istvan Hidy

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