Milliardenschäden nach Flutkatastrophe
Von Thomas BergerNach den schweren Regenfällen und Überflutungen in weiten Teilen Zentral- und Ostnepals beläuft sich die erste Kalkulation der Schäden an Privathäusern, Landwirtschaftsflächen und öffentlicher Infrastruktur auf rund 95 Milliarden US-Dollar. Das ist für die arme Himalayarepublik zwischen Indien und China ein beachtlicher volkswirtschaftlicher Schaden. Zudem wird der Koalitionsregierung unter Premierminister Khadga Prasad Sharma Oli Versagen beim Katastrophenmanagement vorgeworfen. Frühzeitige Warnungen vor schweren Regenfällen seien ignoriert worden, Hilfskräfte hätten nicht die notwendige Ausrüstung zur Verfügung gehabt, manche Todesfälle hätten mit rechtzeitigen Rettungsflügen vermieden werden können, so die Kritik.
In von den Fluten eingeschlossenen Orten und Straßenzügen hatten Menschen während der Überflutungen teils vergeblich auf Rettung gewartet. Die Regierung führte das in einer Antwort auf entsprechende Vorwürfe darauf zurück, Hubschrauber hätten wegen schlechter Sicht dort nicht fliegen und auch Hilfskräfte am Boden nicht zu diesen Stellen vorrücken können, ohne sich selbst in akute Lebensgefahr zu begeben. Neben der Polizei waren auch Armee und Militärpolizei im Einsatz, sie waren nach einem Bericht der Kathmandu Post über Schaufeln und andere Handgeräte hinaus oft nicht mit ausreichenden technischen Mitteln ausgestattet. Die Ausrüstung für solche Einsätze soll in den kommenden Tagen und Wochen nun besonders kritisch überprüft werden.
Die amtlich gemeldeten Opferzahlen steigen weiterhin täglich. Inzwischen ist klar, dass mindestens 209 Menschen durch die jüngsten Überflutungen und Erdrutsche umgekommen sind. Mehrere Dutzend weitere gelten noch als vermisst – mit schwindenden Aussichten, sie noch lebend zu finden. Die Regierung hat mittlerweile verfügt, dass auch Hinterbliebene von Vermissten zehn Tage nach ihrem Verschwinden Anspruch auf staatliche Beihilfe für Familien von Todesopfern erhalten. Derweil stehen Tausende vor den Trümmern ihrer Wohnhäuser und wirtschaftlichen Existenz.
Seit Jahrzehnten hat es solche Extremniederschläge in so kurzer Zeit in Nepal nicht gegeben. Es kann Ende September durchaus heftig regnen: Offiziell endet die Monsunzeit, in der bis zu 80 Prozent der jährlichen Niederschläge fallen, in Nepal am 2. Oktober. Ursache der jetzigen Katastrophe war aber dreitägiger, ununterbrochener Starkregen. Bisher kaum gekannte Wassermassen fielen vom Himmel. In Kathmandu wurde am 28. September die größte Regenmenge an einem Tag seit Beginn der Messungen 1970 registriert.
Das Kathmandutal rund um die Hauptstadt, ein Ballungsraum mit rund vier Millionen Menschen, ist besonders stark betroffen. So auch einige östlich gelegene Distrikte, wo die Flüsse über die Ufer traten. Rund 60 Stellen an wichtigen Landstraßen galten zwischenzeitlich als unpassierbar. Seit Wochenbeginn laufen Reparaturarbeiten dort, wo Erdrutsche teilweise die komplette Fahrbahn weggerissen haben. So soll zumindest einspurig wieder Verkehr möglich sein. Am Donnerstag begann in Nepal das 15-tägige Dashain, eines der größten religiösen Feste, bei dem rund eine Million Menschen allein aus Kathmandu in ihre Heimatorte reisen. Längst gibt es Forderungen an die Politik, den Straßenbau mit zusätzlichen Finanzmitteln auszustatten, damit die Schäden tatsächlich zeitnah behoben werden können.
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