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Aus: Ausgabe vom 04.10.2024, Seite 16 / Sport
Futsal

Ein schönes Spiel

Zum Verlauf der Futsal-WM in Usbekistan
Von André Dahlmeyer
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Auch dabei: Costa Rica

In Taschkent, Usbekistan, geht am Sonntag die zehnte Futsal-WM zu Ende. Futsal ist seit 1989 der offizielle Hallen- und Kleinfeldfußball der FIFA. Der Begriff Futsal ist eine Abkürzung der portugiesischen und spanischen Ausdrücke für Hallenfußball (futebol de salão bzw. fútbol sala). Futsal und Hallenfußball sind nicht exakt das gleiche. Beide Fußballvarianten werden in Deutschland gespielt, wobei der Hallenfußball nach wie vor »populärer« ist. Seit der Saison 2015/2016 wird eine offizielle Futsalmeisterschaft ausgetragen, seit 2021/22 gibt es die Futsalbundesliga (zehn Mannschaften), Rekordmeister sind die HSV-Panthers mit vier Titeln. Eine deutsche Futsalnationalmannschaft gibt es seit 2016. Die ersten offiziellen Länderspiele fanden Ende dieses Jahres statt, u. a. wurde England mit 5:3 besiegt. An der Qualifikation für die EM-Endrunde 2018 in Ljubljana/Slowenien scheiterte die keck zusammengestellte neue Truppe aus Deutschland.

Erfunden hat das schöne Spiel nebst Regelwerk der argentinische Sportlehrer Juan Carlos Ceriani Gravier. Ursprünglich nannte der eng mit dem britischen YMCA (CVJM) verbändelte Ceriani die Sportart Indoor Soccer (andere tauften sie vorübergehend Hispanic Futbol Salon). Nach seiner Tätigkeit beim YMCA (ACJ) in Buenos Aires 1928 bis 1929 wanderte er 1930 nach Uruguay aus und siedelte nach Montevideo über, wo er als Schwimmtrainer federführend an der Studie »Experimente und Entwicklung eines neuen Sports durch andere Sportarten« (Handball, Basketball, Wasserball, Fußball) mitwirkte. Hintergrund war, Kindern altersgerechten Fußball nahezubringen. Da es keinen Platz dafür gab, wurde drin gekickt, auf Basketballfeldern. Einen besseren Ort dafür hätte Ceriani nicht finden können: Uruguay hatte die olympischen Fußballturniere 1924 (Paris) und 1928 (Amsterdam) gewonnen und wurde 1930 im eigenen Land der erste offizielle Fußballweltmeister. Die neue Variante stieß ad hoc auf Begeisterung und breitete sich rasend schnell in ganz Südamerika aus. 1942 empfahl der südamerikanische Sportlehrerbund Futsal für den Schulsport, eine Dekade darauf wurde in São Paulo die erste offizielle Institution, die Liga »Futebol de Salão«, gegründet. 1950 wurde Uruguay abermals Fußballweltmeister (in Brasilien). Heute wird Futsal fast überall auf der Welt praktiziert. Er ist kein Abfallprodukt, er ist eine Weiterentwicklung des Fußballs.

Beim Futsal ist das Spielfeld nicht durch Banden, sondern durch Linien (Handballfeld) begrenzt. Gespielt wird mit nur fünf Spielern (inklusive Torspieler) und einem etwas kleineren, sprungreduzierten Ball (allerdings aus Leder). Dadurch kann der Ball einfacher kontrolliert werden, bleibt am Boden, das kommt vor allem dem Direktspiel zugute. Strafstöße werden nicht aus sieben oder neun Metern (je nach Torbreite), sondern aus sechs Metern ausgeführt. Die Halbzeiten sind kürzer (zweimal 20 Minuten), aber die Zeit wird gestoppt. Pro Halbzeit kann bei Ballbesitz ein Time Out genommen werden. Gewechselt werden kann auch beim Futsal fließend und unbegrenzt. Statt den Ball einzurollen, wird eingekickt (innerhalb von drei Sekunden, fünf Meter Abstand). Die Akkumulierung der Mannschaftsfouls ist ähnlich dem Basketball: Ab dem fünften Foul pro Halbzeit werden direkte Freistöße ohne Mauer verhängt, die auf den Zehn-Meter-Punkt verlegt werden dürfen. Nach einem Platzverweis kann der ausgebootete Spieler nach zwei Minuten (oder wenn der Gegner zuvor ein Tor erzielt) ersetzt werden. Der Torspieler darf den Ball nur einmal berühren und maximal vier Sekunden kontrollieren (auch beim Abwurf). Eine erneute Ballberührung ist erst nach Gegnerkontakt legal. Wie beim Handball kann der Torspieler durch einen Feldspieler ersetzt werden. Auch für ruhende Bälle im Feld gilt die Vier-Sekunden-Regel. Bei internationalen Spielen gibt es drei Schiedsrichter und einen Zeitnehmer.

Juan Carlos Ceriani Gravier starb am 25. Juni 1996 im Alter von 89 Jahren in Montevideo. Vielleicht erhält er übermorgen ein verspätetes Geburtstagsgeschenk zum 117ten und für sein Lebenswerk mit dem ersten rein südamerikanischen WM-Finale in der Futsal-Geschichte. Rekordweltmeister Brasilien (fünf Titel) hat sich nach einem 3:1 gegen Marokko (Viertelfinale) und dem 3:2 gegen die Ukraine (Halbfinale) bereits dafür qualifiziert. Alle Spiele gewonnen, bei 38:5 Toren. Titelverteidiger Portugal schied bereits im Achtelfinale (über 2.800 Zuschauer) gegen die Kasachen nach Last-Minute-Tor von Tursagulov mit 1:2 aus (Revanche für das verlorene Halbfinale in Litauen 2021), Kasachstan (WM-Vierter 2021) wurde dann im Viertelfinale von den bärenstarken Argentiniern mit 1:6 gedemütigt. Gestern kämpften WM-Neuling Frankreich und Vizeweltmeister Argentinien (nach Redaktionsschluss) um den Einzug ins Finale. Ceriani drückte alle Daumen, dolle.

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