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02.10.2024, 15:35:08 / Ansichten
Iranische Raketen auf Israel

Nahostkrieg geht in die Verlängerung

Iran feuert als Vergeltung für vorherige Angriffe Raketen auf Israel ab. Dortige Armeeführung kündigt »Gegenschlag« an
Von Knut Mellenthin
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Demonstranten in Iran begrüßten den Angriff auf Israel, während die Regierung diplomatische Signale aussendet (Teheran, 2.10.2024)

Mittwoch abend stand nach jüdischer Zeitrechnung ein neues Jahr bevor. Es wird von einer räumlichen und qualitativen Ausweitung des Großreinemachkrieges gekennzeichnet sein, den Israel vor zwölf Monaten begonnen hat. Der nächste Schritt steht schon fest, nur das genau Datum und ein paar Einzelheiten müssen noch nachgetragen werden: Israel wird einen außergewöhnlich schweren »Gegenschlag« gegen den Iran führen, um sich für dessen zweite »Vergeltungsoperation« in der Nacht zum Dienstag zu rächen. Dass diese nach bisherigen Erkenntnissen nur wenig Schaden angerichtet hat und militärisch wirkungslos war, spielt dabei keine Rolle: Der zionistische Staat hat sich daran gewöhnt, auf Angriffe außerhalb jeder Verhältnismäßigkeit zu »reagieren«, allen Gegnern ein Zwanzigfaches an Opfern abzuverlangen und sich dabei mit deren martialischer Rhetorik zu rechtfertigen.

Wie Israels »Gegenschlag« aussehen wird, hat das Kriegskabinett angeblich noch nicht entschieden. Israelische Medien spekulieren über massive Luftangriffe auf Irans Infrastruktur, insbesondere die Förderung und Verarbeitung von Erdöl und Erdgas. Die Atomanlagen der Islamischen Republik sind ein weiteres plausibles Ziel, gegen das die israelische Politik und Propaganda schon seit mehr als 25 Jahren mit wilden Ankündigungen operiert.

Auch »gezielte Tötungen«, in denen Israel es zur Weltmeisterschaft gebracht hat, sind im Gespräch. Am Dienstag vor einer Woche hatte Premierminister Benjamin Netanjahu der Führung Irans gedroht, es gebe in deren Land und in der gesamten Region keinen Punkt, wo »Israels langer Arm« sie nicht treffen könne. Die US-Regierung hat aktive Beteiligung versprochen: »Wir haben klargemacht, dass es Konsequenzen für diesen Angriff geben wird«, kommentierte der Nationale Sicherheitsberater des Präsidenten, Jacob Sullivan, am Dienstag Irans »Vergeltungsschlag«. »Wir werden mit Israel zusammenarbeiten, damit das der Fall sein wird.«

Die Führung der Islamischen Republik hatte mit dem Abschuss von rund 180 ballistischen Raketen Richtung Israel in der Nacht zum Dienstag ihre Fähigkeit zur militärischen Abschreckung demonstrieren wollen. Das ist nicht gelungen. Iran wird nach dem demnächst stattfindenden israelischen Gegenschlag erneut vor demselben Dilemma stehen: den zionistischen Staat und seine Schutzmacht mit unzulänglichen militärischen Mitteln in die Schranken weisen zu müssen, um das Gesicht zu wahren, aber es technisch nicht zu können. Es wird höchstwahrscheinlich eine dritte »Vergeltungsoperation« geben und danach wieder einen israelischen »Gegenschlag«, an dem sich diesmal vielleicht nicht nur die USA beteiligen. Dass Irans Bevölkerung ihn dann dankbar als Befreier begrüßen wird, glaubt vermutlich nicht einmal Netanjahu, auch wenn er am Sonntag in einer Rede so tat.

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