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Aus: Ausgabe vom 16.10.2024, Seite 1 / Titel
Rüstungskonzerne

Im Süden was Neues

Konzentration in EU-Rüstungsindustrie: Rheinmetall und Leonardo gründen in Italien gemeinsames Unternehmen für Panzerbau
Von Arnold Schölzel
Palermo, 21. Oktober 2023: Protest gegen Leonardo-Lieferungen nach Israel und in die Ukraine
Rheinmetall-Chef Armin Papperger (l.) und Leonardo-Boss Roberto Cingolani am Dienstag im Rom

Die deutsche Rüstungsschmiede Rheinmetall und ihr italienischer Partner Leonardo haben am Dienstag in Rom das Joint Venture »Leonardo Rheinmetall Military Vehicles« (LRMV) zum Bau von Panzern auf den Weg gebracht. Beide Konzerne halten je 50 Prozent der Anteile. Hauptziel sind Produktion und globaler Verkauf von Kampfpanzern einer neuen Generation auf der Grundlage der Rheinmetall-Entwicklung »Panther« und des Rheinmetall-Schützenpanzers »Lynx«. Firmensitz ist Rom, das operative Geschäft wird in La Spezia angesiedelt, wo Leonardo ein großes Werk betreibt. Das Unternehmen soll zweistellige Milliardenumsätze erzielen, wie die Konzernchefs Armin Papperger und Roberto Cingolani in Rom erklärten. 60 Prozent seiner Aktivitäten entfielen zunächst auf Italien. Papperger, der Rheinmetall nach eigener Aussage zu einem Weltkonzern ausbauen will, sagte: »Wir schaffen ein neues Schwergewicht im europäischen Panzerbau.« In vielen Ländern – er nannte die USA, den Nahen Osten und Australien – gebe es in diesem Bereich erheblichen Modernisierungsbedarf. Mittelfristig müssten mehrere tausend alte Panzer ersetzt werden, gerade in Osteuropa. Cingolani betonte, die EU-Rüstungskonzerne seien einzeln zu klein, um gegen »Giganten« aus den USA oder China zu bestehen: »Dies ist ein bedeutender Schritt in Richtung der Schaffung eines europäischen Verteidigungssystems auf der Grundlage spezialisierter gemeinsamer Plattformen.« LRMV könne dafür die »Keimzelle« sein. Ursprünglich wollte Leonardo mit dem deutsch-französischen Rheinmetall-Konkurrenten KNDS zusammenarbeiten. Bei den Verhandlungen kam es aber zum Bruch.

Das bereits im Juli angekündigte neue Unternehmen kann zunächst mit milliardenschweren Panzeraufträgen der von Faschisten geführten Regierung in Rom rechnen. »Der erste Auftrag für das Joint Venture sollte entweder noch Ende des Jahres oder im ersten Quartal 2025 vergeben werden«, hatte Papperger in einer Telefonkonferenz im August gesagt: »Wir reden dabei über 20 bis 25 Milliarden Euro.« Er gehe aktuell von rund 23 Milliarden Euro aus, sagte Cingolani nun. Neue Standorte für den Panzerbau seien nicht nötig, die vorhandenen Kapazitäten reichten aus. Italien will mehr als 1.000 gepanzerte Kampfsysteme anschaffen – neben Schützenpanzern auch Flugabwehr-, Aufklärungs- und Panzerabwehrversionen. Zudem solle LRMV den Fahrplan für eine mögliche Beteiligung Leonardos am künftigen europäischen Hauptkampfsystem (MGCS) festlegen helfen, das einmal den deutschen Kampfpanzer »Leopard 2« und den französischen »Leclerc« ablösen soll.

Rheinmetall erreichte 2023 mit 28.000 Beschäftigten einen Umsatz von 7,2 Milliarden Euro und peilt für 2024 zehn Milliarden Euro an. International liegt das Unternehmen damit im Vergleich auf Platz 20 der Rüstungskonzerne, Leonardo auf Platz 14. Rheinmetall erwirtschaftet nach eigenen Angaben in Italien mit drei Tochtergesellschaften und insgesamt rund 1.500 Mitarbeitern an fünf Standorten einen Umsatz von etwa einer Milliarde Euro. Leonardo erzielte 2023 mit über 53.000 Beschäftigten einen Umsatz von 15,3 Milliarden Euro und ist mit 22,8 Prozent am deutschen Hensoldt-Konzern beteiligt, einem Hersteller von Rüstungselektronik. Beide Unternehmen hatten Ende 2023 einen Auftragsbestand von knapp 40 Milliarden Euro in den Büchern – soviel wie noch nie. An Leonardo hält der italienische Staat knapp über 30 Prozent der ­Anteile.

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