Industrie fordert Investitionsboom
Von Susanne KnütterIndustrie und Bundesregierung sind sich im Grunde einig. Damit die deutsche Wirtschaft im internationalen Wettbewerb noch irgendwie bestehen kann, soll umfassende öffentliche Wirtschaftshilfe geleistet werden. Auf dem »Klimakongress« des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) am Dienstag in Berlin forderte der Gastgeber alles: Politikwechsel, Trendwende, Investitionsboom. Und zwar sofort. Entscheidungen dauerten zu lange, die Vorgaben der Politik seien zu detailliert, die Kosten ausufernd. »Die Lage ist ernst. Es braucht ein Umdenken, wir sind auf der Verliererstraße«, sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm. Der Weg der vergangenen Jahre funktioniere nicht mehr. Das Risiko einer Abwanderung der Industrie sei inzwischen real geworden. Deshalb brauche es mehr »Ermöglichung, Beschleunigung, Aufgeschlossenheit für Technologie, Chancenorientierung für Innovation« und »endlich ein Anerkenntnis von unternehmerischer Freiheit«, so Russwurm in Berlin. »Uns fällt schon was ein, wenn man uns lässt.«
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck nahm den Faden auf und versprach umfangreichere Steuervorteile. Der Kern müsse darin bestehen, »dass mehr in Innovationen investiert wird«, sagte der Grünen-Politiker. Denn Deutschland und »Europa« seien zuwenig innovationsfreudig. Daher müssten Firmen über Abschreibungen steuerlich belohnt werden. Und zwar über das hinaus, was die Regierung bislang im Wachstumschancengesetz beschlossen habe. In den USA sei dies einfach über Steuergutschriften möglich. Dies passe zwar nicht zu den Schuldenregeln, die für das jeweilige Jahr gelten würden. Aber es sei unstrittig, dass sie über Jahre zu mehr Wachstum und dann auch höheren Staatseinnahmen führten.
Deutschlands Wirtschaft ist im vergangenen Jahr geschrumpft, und auch 2024 wird ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts erwartet. Zugleich machen der Industrie die hohen Energiepreise zu schaffen.
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Leserbrief von Reinhard Hopp aus Berlin (16. Oktober 2024 um 09:27 Uhr)Selbst wenn sie den letzten Baum gefällt, den letzten Acker unfruchtbar und den letzten Fisch ausgerottet haben – um den alten Indianerspruch zu bemühen(!) – werden sie noch immer unreflektiert von ewigem »Wachstum« labern. Seit nunmehr vielen Jahrzehnten lassen wir uns von einer Bande von Geisteskranken willig, devot und widerstandslos immer tiefer in den Abgrund führen. Wo bleibt denn da der immer wieder behauptete Selbsterhaltungswille des Menschen? Welche Tierart ließe wohl die Ausrottung der eigenen Art durch einige wenige ihrer Artgenossen zu?
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Marian R. (16. Oktober 2024 um 17:56 Uhr)Recht haben Sie! Leider trifft dieser Einwand auch auf das sozialistische China zu, daß zumindest ökologisch mit irrwitzigem Wachstum alle Fehler des Kapitalismus mit Macht nachholt, statt hier eigene, bessere Wege zu gehen.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (16. Oktober 2024 um 15:51 Uhr)Im Tierreich gibt es so etwas wie Schwarmintelligenz, die geht dem homo sapiens sapiens vom Lemming-Typ ab. Dass alle Wachstumsprozesse einer sigmoidalen Kurve folgen bleibt vollständig unterbelichtet (der Volxmund weiß: Bäume wachsen nicht in den Himmel). In der kapitalistischen Produktionsweise kann allein die Geldmenge unbegrenzt wachsen. Die geschaffenen Werte wachsen aber nicht unbegrenzt mit. Da schlägt das Triffin-Dilemma zu: Geld soll einerseits überall in beliebiger Menge verfügbar sein, andererseits soll es als Wertspeicher dienen, also nach beliebig langer Zeit immer noch die gleiche Kaufkraft haben. Also muss das Geld arbeiten und Zinsen erzeugen oder an einer Referenz fest verankert sein. Man überlege sich die Widersprüche, die darin stecken! Triffin hat das Dilemma im Zusammenhang mit dem Bretton-Woods-System formuliert und wird heutzutage nicht mehr ernst genommen, obwohl das Dilemma alles andere als aus der Welt ist.
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