Verteuerung des Wassers gegen Schulden
Von Dieter ReinischDie britischen Wasserversorgungsunternehmen haben insgesamt Nettoschulden von über 69,5 Milliarden Pfund (84 Milliarden Euro). Auf Thames Water, den größten Wasserversorger mit 16 Millionen Kunden, entfallen 20 Milliarden Euro an Schulden. Das geht aus einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Ratingagentur Moody’s hervor. Darin heißt es, eine »schwache operative Leistung, die durch strenge regulatorische Vorgaben noch verschärft wird, könnte es Unternehmen in Zukunft erschweren, Eigenkapitalinvestitionen anzuziehen«. Die Folge aus Sicht der Ratingagentur: Ein »ungünstiges Risiko-Rendite-Profil« werde »letztlich die Finanzierungskosten und damit die Rechnungen der Verbraucher erhöhen«.
Gesagt, getan. Bis 2030 wird Thames Water die Wasserpreise um bis zu 59 Prozent gegenüber 2024 erhöhen. Pro Privathaushalt bedeutet das Kosten von jährlich 666 Pfund Sterling (800 Euro). Manche könnten sogar 836 Euro zahlen – derzeit beträgt die durchschnittliche Rechnungssumme 519 Euro. Der Chef von Thames Water, Christopher Weston, begründete zum Ende des Sommers die höheren Wasserpreise mit hehren Zielen: Das Unternehmen werde die zusätzlichen Einnahmen für Investitionen in seine Leitungen und Kläranlagen nutzen und für Verbesserungen für Haushalte und Umwelt.
Thames Water steht in der Kritik, weil es »routinemäßig« Abwasser in Flüsse und ins Meer geleitet hat. Ein Gericht verurteilte das Unternehmen im letzten Jahr zu einer Zahlung von 3,3 Millionen Pfund Sterling (rund 3,9 Millionen Euro) wegen Wasserverschmutzung. CNN zitierte einen Bericht der Kontrollbehörde Ofwat, wonach zwischen April 2020 und März 2021 Unternehmen in England und Wales 51 Liter verschmutztes Wasser pro Person und Tag austreten ließen. Im August dieses Jahres hatte ein Gericht Thames Water und zwei weitere Unternehmen abermals zu Strafzahlungen wegen des Ableitens ungereinigter Abwässer verurteilt.
Das Unternehmen gehört einem Konsortium, an dem ein britischer und ein kanadischer Pensionsfonds beteiligt sind. Die britische Wasserversorgung war 1989 privatisiert worden. Linke Abgeordnete um Jeremy Corbyn fordern eine Wiederverstaatlichung der Wasserversorgung. Vergangenes Jahr berichtete dann Bloomberg, die konservative Regierung denke über eine »vorübergehende Verstaatlichung« nach, um das Überleben des Unternehmens zu sichern. Damals hatte der Konzern bereits Schulden in Höhe von 14 Milliarden Pfund Sterling (rund 16,5 Milliarden Euro) angehäuft.
Als Oppositionsführer hatte sich Keir Starmer geweigert, die Verstaatlichung zu fordern, um die verheerenden Zustände in der britischen Wasserversorgung zu beenden. Das Unternehmen wurde nach dem Labour-Wahlsieg im Juli dennoch unter die Aufsicht der Kontrollbehörde Ofwat gestellt, die einen unabhängigen Prüfer einsetzte.
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