Jede Menge Aua
Von André DahlmeyerEinen wunderschönen guten Morgen! Während in Europa noch Nations League gekickt wird, ist in Südamerika bereits über die Hälfte der Eliminatorias – der Qualifikationsspiele für die Fußball-WM 2026 in Kanada, den USA und Mexiko – gelaufen. Im Mittelpunkt des Nichtgeschehens stand insbesondere der FC Verletzungen. Bei den zehn Teams Südamerikas waren über zwanzig Nationalspieler nicht einsatzfähig. Vor allem die guten alten Muskelverletzungen ließen die Trainer fluchen. Wir haben es schon immer geahnt: Fußballer sind keine Gewichtheber. Juckt ihnen der große Zeh, krakeelen sie nach Lazarett oder Spa, salbadern von Überbelastungen, und wenn wir meckern, fallen sie aus Trotz auf dem Platz tot um.
Wie heißen die Übeltäter? Da ist beispielsweise der deutschstämmige Tormann Alisson Becker (FC Liverpool) im Kasten der Brasilianer. Er hat Aua am rechten Bein. Venezuelas Keeper Joel Graterol (América de Cali) hat nach einer Patellarsehnenruptur bessere Argumente, war bereits beim Pferdedoktor. Die WM-Quali geht im September 2025 für Venezuela mit Spielen in Argentinien und gegen Kolumbien zu Ende. Vielleicht schafft Graterol es bis dahin. Die Ausfälle beim Rekordweltmeister Brasilien heißen Eder Militão, Gleison Bremer, Guilherme Arana und Vinicius Jr. Bremer. Der Innenverteidiger der Vecchia Signora hat sich beim Champions-League-Spiel in Leipzig (3:2-Sieg in Unterzahl gegen Juventus Turin) einen Kreuzbandriss im linken Knie zugezogen und ist entschuldigt. Die anderen Sportsfreunde simulieren – pfeifen die Spatzen.
Bei Weltmeister Argentinien fallen gleich fünf Kicker aus. Neben dem linken offensiven Außenverteidiger Marcos Acuña, der mittlerweile Rekordmeister River Plate verstärkt, fehlen satte vier Stürmer (respektive vier satte): Alejandro Garnacho (Manchester United), Valentín Carboni (Olympique Marseille), beide Flügelflitzer Paulo Dybala (Roma) und Nicolás González (Juve) mit Knieproblemen. Auch González verletzte sich beim Spiel in Leipzig, wo er und Bremer schon nach zehn Minuten nicht mehr auf dem Platz standen. Berücksichtigt man die offizielle Foulquote des Matches (4:14 für die Italiener), kann man dem Brauseklub nicht das Fehlen von Effizienz andichten (außer im Abschluss), den silberländischen Kickern jedoch sehr wohl eine etwas zu ambivalente Liebe zum Nationaltrikot.
Auch bei dem bis zum Donnerstag einzigen noch unbesiegten Team der Eliminatorias, den Kolumbianern, meldeten sich vier Balltreter spieluntauglich: die Abwehrstrategen Daniel Muñoz (Crystal Palace), Carlos Cuesta (Wadenziepen), Yerson Mosquera (Wolverhampton) sowie Stürmer Rafael Santos Borré. Mosquera ist aus dem Schneider, fällt bis Saisonende aus. Gegen Aston Villa wurde er vom Platz getragen, mit komplizierten Knieschäden am medialen Seitenband und am vorderen Kreuzband.
Bolivien (1:0 gegen Kolumbien) und Peru (1:0 gegen Uruguay) hatten ebenfalls Ausfälle zu verzeichnen, jammerten aber nicht, sondern spielten, sahen und siegten (wie auch Brasilien 2:1 in Chile). Wenn euch verhinderten Sportsfreunden das alles zu ville wird, dann streikt doch einfach – wozu gibt es Spielergewerkschaften?
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim S. aus Berlin (16. Oktober 2024 um 17:19 Uhr)Ist es eigentlich der Sinn des Fußballs, sich die Knochen kaputt zu kloppen und danach ungerührt weiterzuspielen? Oder war das eher das Ethos der Gladiatoren im alten Rom, die nur ausnahmsweise weiterleben durften.
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