Zu den Waffeln!
Von Gudrun GieseIn den laufenden regionalen Entgelttarifverhandlungen für die Beschäftigten der Süßwarenindustrie gab es Dienstag abend in Bayern einen ersten Abschluss. In anderen Regionen aber kämpfen die Belegschaften weiter. So endete am Donnerstag morgen in der Taunussteiner Waffelfabrik ein 25stündiger Warnstreik. Der Betrieb ist Teil der August-Storck-Unternehmensfamilie, des zweitgrößten Süßwarenproduzenten Deutschlands. Bereits Anfang August hatten die Beschäftigten für vier Stunden gestreikt. Vor der nächsten Verhandlungsrunde für die Hessische Süßwarenindustrie am Freitag erhöhten die Kollegen nun den Druck.
Auch in der Bundeshauptstadt haben am Mittwoch Beschäftigte aus sechs Süßwarenbetrieben 16 Stunden lang gemeinsam gestreikt. Bei einer Kundgebung vor dem »Haus der Wirtschaft« in Berlin-Charlottenburg brachten die Streikenden ihren Unmut über den bisherigen Verlauf der Tarifrunde zum Ausdruck. »Wir fordern unsere Rechte ein und sind bereit, noch sehr viel mehr zu tun«, erklärte eine Beschäftigte. Uwe Ledwig, Verhandlungsführer für die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) in Berlin, nannte den Hauptgrund für die schlechte Stimmung unter den Kollegen: Die Unternehmen hätten in der zweiten Verhandlungsrunde nicht einmal ein neues Angebot vorgelegt. »Die Leute waren schon vorher wütend, jetzt sind sie richtig sauer.« Alle wüssten, dass die Süßwarenbranche 2022/23 Umsätze auf Rekordniveau verzeichnet hat. Doch der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) fordere Lohnzurückhaltung und verweise dabei auf die kürzlich gesunkene Inflationsrate. »Dabei sind gerade Lebensmittel und Mieten teuer geblieben«, so Ledwig. Die Preise würden derzeit ja nicht sinken, sondern nur langsamer steigen als zuvor. Deshalb seien die Forderungen der NGG nach 9,9 Prozent mehr Entgelt vollauf berechtigt. Für die kommende Verhandlungsrunde erwarte man ein deutlich besseres Angebot.
Die NGG wollte ursprünglich – wie bereits im vergangenen Jahr – für die rund 60.000 Beschäftigten der Süßwarenindustrie einen bundesweit einheitlichen Lohntarifvertrag verhandeln. Das habe der BDSI abgelehnt. Da sich Belegschaften und Gewerkschaften nicht auseinanderdividieren ließen, habe man »in allen neun Tarifgebieten eine einheitliche Forderung aufgestellt: ein Lohnplus von 9,9 Prozent, mindestens aber 360 Euro mehr im Monat«, hatte Wilfried Maxim, NGG-Sekretär in der Region Niederbayern, Anfang August klargemacht, nachdem der BDSI als erstes Angebot einmal 2,8 und im Jahr darauf weitere 2,2 Prozent offeriert hatte.
Gegenüber dem ursprünglichen Angebot der Unternehmen ist der Abschluss vom Dienstag in Bayern eine Verbesserung – auch wenn er um einige Punkte unter der ursprünglichen Forderung bleibt. Die NGG einigte sich mit dem BDSI auf Lohnerhöhungen von fünf Prozent, mindestens 145 Euro brutto, rückwirkend zum 1. Oktober. Zum 1. September 2025 wird eine weitere Erhöhung von 2,5 Prozent fällig, es gibt eine Inflationsausgleichsprämie von 500 Euro sowie Anhebungen der Auszubildendenvergütungen von 100 Euro in diesem Jahr und weiteren 50 Euro 2025. Durchgesetzt hätten den Abschluss vor allem engagierte Beschäftigte bayerischer Süßwarenbetriebe, unter anderem von Brandt-Schokoladen, Lebkuchen-Schmidt und Stollwerck, die im Vorfeld der dritten Verhandlungsrunde mit 24-Stunden-Streiks ihre Erwartung nach einem deutlich verbesserten Angebot des BDSI demonstriert hatten, schrieb die Gewerkschaft auf ihrer Internetseite. »Wir sind richtig stolz auf dieses Tarifergebnis – und die Beschäftigten können es mit Recht auch sein«, erklärte Mustafa Öz, Vorsitzender der NGG Bayern und Verhandlungsführer. Die erfolgreichen Warnstreiks mit sehr guter Beteiligung der Beschäftigten hätten den Abschluss ermöglicht.
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