Massaker im Elend
Von Jakob ReimannDas nächste Massaker in Gaza: Bei einem israelischen Drohnenangriff auf eine UN-Schule in Dschabalija im nördlichen Gazastreifen sind am Donnerstag bis jW-Redaktionsschluss mindestens 28 Menschen getötet worden. Mehr als 150 wurden verletzt, erklärte Medhat Abbas, ein Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums in Gaza, gegenüber Reuters. Es ist zu erwarten, dass die Opferzahlen weiter steigen werden. In der vom UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge UNRWA geleiteten Schule waren in den letzten Wochen Tausende Vertriebene zumeist in Zelten untergebracht, die sich aus anderen Teilen des unter Beschuss stehenden Nordens des Gazastreifens dort in Schutz bringen konnten.
Ein im Anschluss an den Angriff aufgenommenes Video zeigt mehrere brennende Zelte. Doch: »Es gibt kein Wasser, um das Feuer zu löschen«, so Abbas weiter, »es gibt gar nichts«. Das Video zeigt weiter, wie Opfer des israelischen Anschlags auf Eselskarren abtransportiert wurden. Diese seien ins Kamal-Adwan-Hospital etwas nördlich von Dschabalija gebracht worden, berichtet Al-Dschasira-Reporter Moath Al-Kahlut, der sich dort aufhielt. Das Krankenhaus könne »den großen Zustrom von Verletzten nicht mehr bewältigen«. Bei den meisten Toten handelt es sich demnach um Kinder und Frauen. Das israelische Militär (IDF) bezeichnete den Angriff auf die Schule als »präzisen Schlag«. In einer Erklärung auf X nannten die IDF die Namen von zwölf Kämpfern, von denen sie behaupteten, sie würden der Hamas und dem »Islamischen Dschihad« angehören und sie hätten in der Schule an einem »operativen Treffen« teilgenommen. Beweise werden für diese Behauptung freilich keine geliefert.
Vor über zwei Wochen begann Israel eine neue Offensive gegen den Norden der Küstenenklave, riegelte das Gebiet vollständig ab und verhängte Evakuierungsaufforderungen gegen die rund 400.000 dort verbliebenen Menschen. Dutzende Menschen wurden durch Beschuss durch Panzer, Kampfjets und Drohnen getötet. Das Personal mehrerer Krankenhäuser in der Region berichtet, dass die Lebensmittelvorräte rasch zur Neige gehen, die UNO warnt erneut vor einer Eskalation der Hungersnot. Auch Treibstoff, der für die Generatoren der Krankenhäuser, Bäckereien, Krankenwagen und Wasserwerke benötigt wird, gibt es kaum noch, berichten UN-Beamte. Während Israel seit Beginn der Offensive zunächst sämtliche Hilfslieferungen blockierte, ließen die israelischen Behörden am Mittwoch 50 Trucks mit Lebensmitteln, Wasser, medizinischen und anderen Gütern aus Jordanien gewähren, berichtete die New York Times. Einen Tag zuvor hatte die US-Regierung gedroht, möglicherweise die Militärhilfen zu reduzieren, sollte Israel innerhalb von 30 Tagen die humanitäre Lage nicht verbessern.
»Das Ausmaß des Leids in Gaza lässt sich nicht in Worte fassen, ja nicht einmal begreifen«, warnte Joyce Msuya, die amtierende UN-Chefin für humanitäre Hilfe, in ihrem Appell vor dem UN-Sicherheitsrat am Mittwoch (Ortszeit) im Hinblick auf die humanitäre Katastrophe im Norden. »Die Realität in Gaza ist brutal und wird jeden Tag schlimmer, da die Bomben weiter fallen«, so Msuya weiter, »und die für das Überleben der Menschen unerlässlichen Lieferungen humanitärer Hilfe an jeder Ecke blockiert werden«.
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