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Aus: Ausgabe vom 18.10.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Labour-Regierung

Britische Gewerkschaften streiken weiter

Trotz Zugeständnissen der neuen Labour-Regierung sind in Britannien weitere Streiks angekündigt
Von Dieter Reinisch
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Obwohl die Labour-Regierung unter Keir Starmer im Ärztestreik erfolgreich bestehen konnte und mit der Wiederverstaatlichung der Bahn und Novellierung des Arbeitsgesetzes einen großen Schritt auf die Gewerkschaften zugegangen ist, konnte Labour die Arbeitskämpfe in Großbritannien nicht beenden. Sie gehen in eine neue Runde. Sogar die Lokführergewerkschaft ASLEF wird wieder die Arbeit niederlegen: im November bei der Londoner Metro zunächst für zwei Tage.

Mit der Ankündigung vom Mittwoch, im November die Arbeit niederlegen zu wollen, schließt sich ASLEF der Bahngewerkschaft RMT an. Auch die hat bereits Streiks angekündigt. Neben den U-Bahn-Fahrern sollen Ausbilder, Vorarbeiter und Ingenieure streiken. ASLEF gab bekannt, die Zugführer würden am 7. und 12. November die Arbeit niederlegen, die Mitarbeiter in den technischen Abteilungen für 24 Stunden ab 18 Uhr Lokalzeit am 1. November.

Ein Sprecher der Londoner Verkehrsbetriebe, Transport for London (TfL), betonte gegenüber der BBC am Mittwoch, die Ankündigungen von ASLEF und der RMT seien »enttäuschend«, aber TfL wolle »mit den Gewerkschaften im Gespräch bleiben«.

Finn Brennan, ASLEF-Beauftragter bei der Londoner Metro, bekräftigte in einer Erklärung: »Wir wollen eigentlich nicht streiken. Wir wollen das Reisen in und um die Hauptstadt für die Fahrgäste nicht erschweren, und wir wollen keinen Tageslohn verlieren.« Doch die Gewerkschaft sei in diese Lage gezwungen worden, so Brennan, weil das Management der Londoner U-Bahn »sich nicht richtig mit uns zusammensetzen und verhandeln will«.

Die ASLEF-Mitglieder unter den Metrofahrern unterstützten »mit überwältigender Mehrheit« die Arbeitskämpfe: Bei einer Wahlbeteiligung von 68 Prozent hätten 98,8 Prozent für die Streiks gestimmt.

Beim Arbeitskampf geht es wie bereits in den vergangenen Jahren um die Löhne: TfL hat in den aktuellen Verhandlungen gerade einmal eine Gehaltserhöhung von 3,8 Prozent und eine variable Pauschalzahlung angeboten – für ASLEF zu wenig. Brennan erklärte die Ablehnung der Gewerkschaft damit, dass sich durch dieses Angebot die Gehaltsschere zwischen den Metrofahrern und anderen TfL-Linien, wie der Elizabeth Line und der Londoner Schnellbahn, weiter vergrößern würde.

Neben den Tagen, an denen die Arbeit gänzlich niedergelegt wird, werde es im November auch einen Überstundenboykott geben – eine Taktik, die ASLEF in den vergangenen Jahren bei anderen Kämpfen bereits angewendet hat.

Die zweite Bahngewerkschaft RMT kündigte ebenfalls an, dass ihre Mitglieder, darunter Signal- und Bahnhofsmitarbeiter, an verschiedenen Tagen zwischen dem 1. und 8. November streiken würden, nachdem sie ein »völlig unzureichendes« Gehaltsangebot abgelehnt hatten.

RMT-Generalsekretär Mick Lynch sagte am Mittwoch: »Das Gehaltsangebot bleibt hinter dem zurück, was unsere Mitglieder verdienen. Es droht, einem wachsenden Teil der Mitarbeiter die Tarifverhandlungen abzuschaffen und sie in Gehaltsgruppen zu drängen, über die allein das Management entscheidet.« Dies würde die »Grundprinzipien fairer Verhandlungen« untergraben: »Keine Gewerkschaft kann einen Gehaltsvorschlag akzeptieren, bei dem das Management entscheidet, welche unserer Mitglieder eine Gehaltserhöhung bekommen und welche nicht«, so Lynch.

Rund 10.000 RM-Mitglieder sollen sich an den Streiks beteiligen. An den Tagen, an denen die ASLEF-Zugführer ausfallen, werden sonst kaum oder gar keine U-Bahnen fahren, erwartet die BBC. An den RMT-Streiktagen »könnte es einen Service geben, dieser wäre jedoch eingeschränkt und stark gestört«.

In einer Erklärung behauptete TfL daraufhin, das Unternehmen habe »mehrere konstruktive Gespräche mit unseren Gewerkschaften geführt und nach Berücksichtigung ihres Feedbacks ein überarbeitetes Angebot mit einer durchschnittlichen Erhöhung von 4,6 Prozent vorgelegt«.

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