Taz lügt
Von Denis GabrielWas zunächst wie ein handwerklicher Fehler aussah, erweist sich als bewusste Irreführung: Die Taz rechnet auf ihrer Medienseite vom 9. Oktober 2024 mit der Tageszeitung junge Welt ab und verbreitet dabei Unwahrheiten. »Am 8. Oktober 2023, dem Tag nach dem Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel und dem größten antisemitischen Pogrom seit der Schoah, war auf der Titelseite der jungen Welt zu lesen: ›Gaza schlägt zurück‹ (…) Über das Massaker beim Psytrance-Festival Nove kein Wort.« Damit, so behauptet die Taz, würde die junge Welt den islamischen Terror verharmlosen. Allerdings gab es die erwähnte Titelseite nie, gemeint ist eine jW-Onlinemeldung vom 7. Oktober von 14.14 Uhr, die das spiegelte, was zu diesem Zeitpunkt bekannt war. Aber anstatt diese und andere Fehler zu berichtigen, legt die Taz nach: In einem »Leserbrief des Tages« wird einen Tag später der jungen Welt – unter Bezug auf die Falschbehauptungen – nicht nur Verharmlosung, sondern gar »Bejubeln des Massenmordes« vorgeworfen (siehe auch jW vom 12. Oktober 2024, S. 16).
Und die Taz arbeitet auch weiter mit den Lügen. So agiert die Zeitung am 12. Oktober 2024 ganz im Sinne deutscher und US-amerikanischer Geheimdienste gegen das Medienportal Red und unterstellt der kritischen, bewegungsnahen Internetseite, sie sei »mutmaßlich« aus Russland finanziert, »soll« Teil einer russischen Propagandastrategie sein und beruft sich dabei auf eine Pressemitteilung des US-Außenministeriums, den Tagesspiegel und ein ominöses Datenpaket. Gleich im zweiten Absatz des Beitrags wird süffisant hervorgehoben: »Von Berlin aus veröffentlicht Red gemeinsame Beiträge mit der Zeitung junge Welt (…)« Der dabei hinterlegte Link führt dann zum obengenannten Beitrag mit den Falschmeldungen.
Der wird in der gleichen Ausgabe ein weiteres Mal benutzt. So darf die Taz-Autorin Simone Schmollack, die in den frühen 90er Jahren Redakteurin bei der Jungen Welt war, über ihre einstige große Liebe berichten: »Die ›Junge Welt‹ war nach der Wende mal kurz aufregend. Das ist lange her und die Liebesgeschichte ist zu Ende (…) Und als sie mir hier wieder begegnete, in einem Text, der vom Grusel erzählt (Schmollack verlinkt hier auf den Taz-Beitrag mit den Falschmeldungen, dg), fragte ich mich, was das damals mit uns war. Sie heißt jetzt jW, gleicht dem Flugblatt einer K-Gruppe, verharmlost islamischen Terror, liebt Putin und rollt Egon Krenz (…) den roten Teppich aus. Zum Glück bin ich aus der Nummer raus. Schon lange.«
Schlechter Journalismus der Taz und ihr Ende als gedruckte Tageszeitung könnten für manche allerdings auch ein Grund sein, der Taz die Quittung zu präsentieren und in die Nummer mit der jW erst recht so richtig einzusteigen. Mit einem Abo oder einem Genossenschaftsanteil.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Uwe H. aus Greding (20. Oktober 2024 um 09:38 Uhr)Genau das werde ich tun! Abo schon lange gekündigt und Geno-Taz läuft Ende 24 aus.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (18. Oktober 2024 um 21:50 Uhr)Schlechter Journalismus ist nicht das Problem. Er ist Ausdruck oder Wirkung der gesellschaftlichen Probleme. Dass sich die meisten Medien im vorauseilenden Gehorsam selber gleichgeschaltet haben, ist erschreckend und besorgniserregend. Vor zehn oder fünfzehn Jahren habe ich nicht angenommen, dass eine solche Entwicklung eintreten könnte. Selbst im Zusammenhang mit dem Maidanputsch konnte man noch rationale und kritische Beiträge im ÖRR und den Gazetten finden, man musste sie halt suchen. Heute muss man schon jW lesen, da nehme ich ostalgische Facetten in Kauf. (…)
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