Versteckspiel im steinernen Wald
Von Andreas PaulEins, zwei, drei, vier Eckstein
Alles soll versteckt sein
Noch ist keiner angebrannt
Heb den Kopf jetzt von der Wand
*
Wenn Clara Mosch und Kati Witt zusammen
Ein freches Bild aufnimmt, das klebt an Türen
Man holt sich Waschzwang ein in Katis Küren
Und desolater wird’s, woher wir stammen.
*
Wobei Karl-Marx-Stadt eben immer noch
An seiner Blüte kränkelt. Und man weiß
Ein wenig Schauder macht Touristen heiß
Die gruseln sich vorm Kommunistenjoch.
*
Carlfriedrich Claus, im Roten Turm versteckt
Musik von AG Geige und kein Ende
Die Perspektive braucht Distanz und Wende-
Spezifisch viel vom Leim, der Bürger neckt.
*
Eins, zwei, drei, vier Eckstein
Alles soll versteckt sein
Noch ist keiner angebrannt
Heb den Kopf jetzt von der Wand
*
Im steinernen Wald verbergen sich ruhlose Schatten
Die tanzen und ducken sich jählings dem, der sie begeht
Man hört nur den Wind, der das Pfeifen der Kinder verweht
Nachts ist es gefährlich hier mitten im Spielplatz, dem glatten.
*
Mit Kettensägen kommt man dem nicht an
Fast dreihundert Millionen Jahre alt
Sind die Fossilien im versteinerten Wald
In dem man sich so gut verstecken kann
*
»Gruß aus Karl-Marx-Stadt!«, alter Ansichtskarten
Morbider Charme; gesammelt und versandt
In einem grad nicht auffindbaren Land
Man sollte das im Hauptstadtjahr erwarten
*
Die Stadt war ihres Werkzeugbaus anheim
Trotz Reparation und Krieg. Die Industrie
Entwickelte sich planmäßig. Sonst nie
Gesehne Dinge kamen hier zu Schein.
*
Eins, zwei, drei, vier Eckstein
Alles soll versteckt sein
Noch ist keiner angebrannt
Heb den Kopf jetzt von der Wand
Solidarität jetzt!
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