75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Donnerstag, 21. November 2024, Nr. 272
Die junge Welt wird von 2993 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Aus: Ausgabe vom 26.10.2024, Seite 15 / Geschichte
Chronik

Anno … 44. Woche

1914, 2. November: Nach der Versenkung mehrerer britischer Kreuzer durch die deutsche Marine erklärt Großbritannien die Nordsee zum Sperrgebiet. Die deutsche Seite nutzt dies zur Verschärfung des Krieges, zumal ihr Blitzkrieg gegen Frankreich gescheitert war und die angestrebte Seeschlacht gegen englische Linienschiffe nicht stattfand. Die imperialistischen Politiker und Militärs, vorneweg Admiral von Pohl, drängen nun auf eine baldige U-Boot-Blockade. Der Admiralstab spricht davon, England so »zum Frieden geneigt« zu machen. Tatsächlich aber sind keine realen Voraussetzungen für eine wirksame Blockade gegeben. Für den Unterwasserkrieg in der Nordsee stehen lediglich 20 Boote zur Verfügung, von denen sich nur zwei, drei, höchstens fünf Boote gleichzeitig in See befinden können.

1934, 27. Oktober: Knapp 90.000 Kämpfer der Roten Arbeiter- und Bauernarmee Chinas verlassen ihren Stützpunkt in der südchinesischen Provinz Jiangxi. Sie wollen damit der Umklammerung durch die Guomindang-Truppen Chiang Kai-sheks entgehen und begeben sich zusammen mit weiteren Armeegruppen auf den 12.000 Kilometer langen Marsch in die zentralchinesische Provinz Shaanxi.

1954, 1. November: Revolutionäre Kräfte der »Bewegung für den Triumph der demokratischen Freiheiten« (MTLD) beginnen in Algerien einen bewaffneten Aufstand gegen die französische Kolonialmacht. Sie nennen sich von nun an »Nationale Befreiungsfront« (FLN). Die bisherigen bürgerlich-nationalen Organisationen lösen sich in den zwei folgenden Jahren auf und schließen sich der FLN an.

1959, 27. Oktober: Als zweites großes Bundesunternehmen nach der Preussag wird der Wolfsburger Volkswagenkonzern privatisiert. Das Land Niedersachsen und die von Konrad Adenauer (CDU) geführte Bundes­regierung einigen sich, 60 Prozent des VW-Stammkapitals in Form sogenannten Volksaktien zu verkaufen. Die restlichen 40 Prozent sollen unter öffentlicher Kontrolle bleiben.

1984, 31. Oktober: Zwei Mitglieder ihrer Leibwache erschießen die indische Ministerpräsidentin Indira Gandhi. Die Täter sind Sikhs. Diese Religionsgemeinschaft hatten zuvor den Goldenen Tempel von Amritsar besetzt. Die Aktion fand im Rahmen der Unabhängigkeits­bestrebungen der Sikhs statt. Die Armee stürmte den Tempel. Der Mord an der Premierministerin und Sprecherin der blockfreien Staaten ist eine Rachemaßnahme.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

  • Leserbrief von Doris Prato (30. Oktober 2024 um 14:19 Uhr)
    An dem »langen Marsch« nahm der Kommunist Otto Braun als Militärberater der Komintern bei der Volksbefreiungsarmee als Li De (»Li, der Deutsche«) als einziger Ausländer teil. Nach der Teilnahme 1919 an den Kämpfen um die Bayrische Räterepublik und später weiteren Brennpunkten bewaffneter revolutionärer Kämpfe wurde er 1928 in der Haftanstalt Moabit in Berlin eingekerkert. Nach der Befreiung im April 1928 durch Kommunisten unter Leitung seiner damaligen Lebensgefährtin Olga Benario, der späteren Ehefrau des Generalsekretärs der KP Brasiliens, Carlos Prestos, die 1942 im Konzentrationslager Ravensbrück ermordet wurde, floh er in die Sowjetunion. Die Funktion bei der Volksbefreiungsarmee übernahm er nach einem Studium an der Frunse-Militärakademie der Roten Armee 1932, in der er auch den Plan für den »Langen Marsch« erarbeitete. In seinen »Chinesischen Aufzeichnungen 1932–1939« (Dietz Verlag, Berlin/DDR 1975) hat er ein sehr detailliertes Bild von diesem militärisch einmaligem Feldzug gezeichnet, bei dem die Befreiungsarmee 10.000 Kilometer zurücklegte, 12 Provinzen durchquerte, 18 Gebirgszüge, davon fünf mit ewigem Eis und Schnee, überwand und 24 breite Flüsse überquerte, dabei unzählige, auch verlustreiche Gefechte mit den an Waffen und Menschen überlegenen Kräften des Gegners bestand. Als erstes durchbrach sie die Stellungen der Guomindang, die die Militärberater der Reichswehr für »unüberwindlich hielten«. Von 57.000 bis 61.000 Kämpfern zu Beginn hatten am 20. Oktober 1935 den »Langen Marsch« im nordwestlichen Wajaubau 5.000 bis 6.000 Soldaten überlebt. Nach der Rückkehr 1939 nach Moskau arbeitete Otto Braun nach dem Überfall Hitlerdeutschlands unter Kriegsgefangenen und lehrte an der zentralen Antifaschule in Krasnogorsk. In der DDR war er von 1961 bis 1963 Sekretär des Schriftstellerverbandes, danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED verantwortlich für die 40-bändige Gesamtausgabe der Werke Lenins. Otto Braun verstarb am 15. August 1976 in Varna in Bulgarien.

Regio:

Mehr aus: Geschichte