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Aus: Ausgabe vom 28.10.2024, Seite 3 / Schwerpunkt
Geschichtspolitik

Im Widerstand gegen die Nazis

Die Ärztin und Psychoanalytikerin Edith Jacobson
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»Edith-Jacobson-Damm 27« – in Zukunft eine gute Adresse für Brutalismusliebhaber?

Edith Jacobson wurde 1897 in Haynau (Schlesien) als Tochter eines Arztes und einer Musikerin geboren. Ab 1917 studierte sie in Jena, München und Heidelberg Medizin und promovierte 1923 in Kinderheilkunde. 1926/27 arbeitete sie in den von Karl Bonhoeffer geleiteten Wittenauer Heilstätten in Berlin. Während ihrer Charité-Tätigkeit absolvierte sie am Berliner Psychologischen Institut (BPI) 1925–1929 eine psychoanalytische Ausbildung; bei Anna Freud erlernte sie Kinderanalyse. 1929 eröffnete sie eine Nervenarztpraxis in Berlin; seit 1930 war sie Mitglied der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft (DPG).

Obwohl als Jüdin nach der Machtübergabe an die Nazis gefährdet, blieb sie in Berlin aus Solidarität zu ihren Patienten, die zumeist Nazigegner waren. Als Lehranalytikerin am BPI erlebte sie den Anpassungs- und Gleichschaltungsprozess der DPG sowie ehemaliger Bonhoeffer-Mitarbeiter. Bis 1935 behandelte sie ihre Patienten, arbeitete in der Fürsorge und in einer Sexualberatungsstelle. Sie unterstützte die sozialistische Widerstandsgruppe »Neu Beginnen« im Kampf gegen den Nationalsozialismus, stellte ihre Wohnung für konspirative Treffen zur Verfügung und schickte Berichte an Exilanten nach Prag. Am 28. Oktober 1935 wurde sie von der Gestapo festgenommen, u. a. weil sie die Daten einer bereits verhafteten Patientin nicht preisgab. Im Dezember 1935 klagten die Nazis sie wegen »Hochverrats« an, verurteilten sie nach fast zwölf Monaten Untersuchungshaft 1936/37 zu mehr als zwei Jahren Zuchthaus und erkannten ihr die bürgerlichen Ehrenrechte ab. Die Strafe verbüßte sie im Zuchthaus Jauer in Schlesien, wo sie lyrische Texte und psychoanalytische Abhandlungen verfasste. Als sie 1937 schwer erkrankte, verlegte man sie in ein Leipziger jüdisches Krankenhaus. Von dort gelang ihr die Flucht über München und Prag in die USA, wo sie beruflich wieder Fuß fasste und zahlreiche wichtige Werke publizierte. Edith Jacobson starb 1978 in Rochester (New York). Ihre lange Zeit unentdeckt gebliebene Studie »Betrachtung über physische und psychische Hafteinwirkungen« ist 2015 als »Gefängnisaufzeichnungen« veröffentlicht worden. Edith Jacobson gilt heute als führende Theoretikerin der nachfreudianischen amerikanischen Psychoanalyse.

Bislang erinnert an sie in Berlin keine Straße. Dafür bietet sich jener »Damm« an, wo Gebäude der Charité, ihrer Wirkungsstätte, stehen.

Auszug aus einem Text der Initiative »Edith-Jacobson-Damm«

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