75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Donnerstag, 21. November 2024, Nr. 272
Die junge Welt wird von 2993 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Online Extra
26.10.2024, 20:20:08 / Ausland
Nahostkonflikt

Israel bombardiert Iran

Ziel nahe Teheran von Drohne getroffen. Angriffe auch auf Libanon, Syrien und Irak
Von Jörg Tiedjen
XxjpbeE007048_20241026_PEPFN0A001.JPG
Iran feierte seine erfolgreiche Luftabwehr: Das Ausmaß der angerichteten Schäden blieb zunächst unklar (Teheran, 26.10.2024)

Israel hat seine Ankündigung wahrgemacht und in der Nacht auf Samstag Iran angegriffen. Es habe präzise Angriffe auf Produktionsstätten von Raketen und Raketenabschussanlagen gegeben, teilte laut Reuters das israelische Militär mit. Der Einsatz sei in drei Wellen erfolgt, die Mission erfüllt. Teheran wiederum habe verlauten lassen, es seien zwei Soldaten getötet worden, der Sachschaden gering. Der Sender Al-Majadin berichtete am Morgen unter Berufung auf Korrespondenten, dass es in Teheran »ruhig« geblieben sei, aber im Westen der Stadt Explosionen zu hören gewesen seien. Iranische Medien feierten den Erfolg der eigenen Luftabwehr. Die New York Times meldete unter Berufung auf eine iranische Quelle, dass eine Fabrik für Raketenantriebe außerhalb der Metropole mit Drohnen attackiert worden sei. Mehrere seien abgefangen worden, doch eine sei eingeschlagen. Ein weiteres »bestätigtes« Ziel habe in Khojir gelegen. Die Führung der iranischen Streitkräfte erklärte IRNA zufolge, dass man laut UN-Satzung »das Recht und die Pflicht habe, sich gegen die Aggression zu verteidigen«, was Spekulationen über eine erneute militärische Reaktion Irans aufkommen ließ.

Nach israelischer Darstellung handelt es sich bei den Bombardements um eine »Vergeltung« für den 1. Oktober, an dem Iran mit mehr als hundert Raketen Armeestellungen und das Hauptquartier des Geheimdiensts Mossad in Israel beschossen hatte, was wiederum eine »Vergeltung« unter anderem für die kurz zuvor erfolgte Tötung des Chefs der libanesischen Hisbollah, Hassan Nasrallah, sein sollte. Das Ausmaß der Schäden des Angriffs von Anfang des Monats ist bis heute unklar geblieben. Israel hatte von nur minimalen Schäden gesprochen, doch im Internet verbreitete Videos zeigen mehrere Einschläge nicht abgefangener Raketen und erhebliche Zerstörungen an einer Luftwaffenbasis. Verteidigungsminister Joaw Gallant hatte eine »harte Vergeltung« angekündigt. Am Freitag vergangener Woche begannen dann auf der Plattform Telegram geleakte US-amerikanische Geheimdokumente über den bevorstehenden Angriff zu zirkulieren.

In dem Dokument ist auch von der israelischen Atombewaffung die Rede, die seit langem bekannt ist, aber nie offiziell bestätigt wurde. Nach allen Medienberichten bis Samstag abend wurden die Atom- und auch Erdölanlagen nicht von Israel angegriffen. Auch IRNA berichtete, dass die Produktion und Verschiffung von Öl normal verlaufe. Washington hatte in den vergangenen Wochen stets angegeben, Druck auf Israel auszuüben, dass die iranische Petrochemie und die Nuklearzentren verschont blieben. Zugleich sind die USA aber eng in die israelische Kriegführung gerade im Fall Irans einbezogen, wobei sie eine mehr als nur passive Rolle einnehmen, wie die Stationierung der neuen US-amerikanischen THAAD-Luftabwehrbatterie im Süden Israels zeigt.

Iran war am Sonnabend nicht das einzige Ziel israelischer Militäroperationen. Hinzu kamen neben Gaza und der Westbank der Libanon, Syrien und Irak. In Syrien und Irak sollen laut Jerusalem Post im Rahmen der Operation gegen Iran mehrere Militärstützpunkte angegriffen worden sein. US-Präsident Joseph Biden soll CNN zufolge eine neuerliche Chance auf einen umfassenden Frieden in Nahost sehen, wo doch »das schlimmste Szenario« ausgeblieben sei. Doch Angriffe gleich auf mehrere Länder an nur einem einzelnen Tag sind alles andere als eine Deeskalation.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!