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Aus: Ausgabe vom 01.11.2024, Seite 8 / Ansichten

Verkehrswende des Tages: Fahrpreiserhöhungen

Von Arnold Schölzel
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Die ÖPNV-Kundschaft ist schon länger unzufrieden: Fahrkartenautomat in Berlin-Charlottenburg (5.3.2024)

Der Ampelkoalitionsvertrag versprach 2021 Fortschritt ohne Ende und einen »Aufbruch in der Mobilitätspolitik«. Jetzt ist es soweit: Die Region Hannover beschloss schon im September eine Fahrpreiserhöhung zum 1. Januar 2025 von bis zu 20 Prozent für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr plant ebenfalls für Januar Preisaufschläge von 5,5 Prozent und vereinfacht zum 1. März 2025 seine Tarifstruktur. Die Konsequenz: Laut Fahrgastverband Pro Bahn führt etwa der Wegfall der Kurzstrecke zu einer Preiserhöhung um mehr als 60 Prozent für kurze Entfernungen. Nun legt laut Medienberichten der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg eine ähnlich volle Schippe drauf: Seine Tickets sollen ab Januar um 7,5 Prozent teurer werden – im Durchschnitt. Der AB-Einzelfahrscheinpreis innerhalb Berlins soll von 3,50 Euro auf 3,80 Euro steigen, im März 2023 betrug er noch drei Euro. Es gilt das Prinzip, mit dem der damalige Bahn-Chef Hartmut Mehdorn vor 20 Jahren den Konzernruin einleitete: Leistung auf Null, Preise höher.

In Berlin ist der ÖPNV-Bankrott jedenfalls fast geschafft. Der Berliner Kurier zitierte am Donnerstag Matthias Oomen vom Landesverband Pro Bahn: »Der öffentliche Nahverkehr im VBB ist entweder schlecht oder überlastet.« Mit Blick auf die Berliner U-Bahn sprach er von »einer regelrechten Schlechtleistung«. Im ohnehin ausgedünnten Takt fielen viele Bahnen aus. Auch die S-Bahn in der Hauptstadt sei in einer großen Krise. Im ländlichen Raum Brandenburgs müsse man froh sein, wenn der Bus einmal in der Stunde fahre.

Preiserhöhungen, so Oomen, hielten Menschen davon ab, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Er hat’s nicht verstanden: Das ist der Sinn der Sache. Die Pflicht zum Kauf eines fetten E-Autos wird demnächst im Grundgesetz verankert. ÖPNV? Kann weg.

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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  • Leserbrief von Klaus aus Berlin (3. November 2024 um 11:00 Uhr)
    Arnold Schölzel hat recht, wenn er schreibt, dass der Sinn der ständigen Fahrpreiserhöhungen ist, dass weniger Fahrgäste den ÖPNV nutzen. Wenn, wie hierzulande, der öffentliche Personenverkehr der kapitalistischen Verwertungslogik statt der Daseinsvorsorge unterworfen wird, sind Fahrgäste eher störend, denn diese bedeuten mehr Personal und Material, somit Kosten. Lohnender ist es, wenige Fahrgäste mit sehr teuren Fahrscheinen zu haben. Verkehrspolitisch, sozialpolitisch und ökologisch ist das natürlich eine Katastrophe. Um diesen Irrsinn durchzusetzen, wurde 2023 extra nach einer merkwürdigen Wahlwiederholung in Berlin die CDU und ihr autogerechter Bürgermeister mit Hilfe von Frau Giffey an die Macht gebracht. Seitdem wurde das demokratisch erkämpfte Mobilitätsgesetz faktisch abgeschafft sowie neun von zehn mühsam geplanten Fahrradschnellverbindungen über Nacht gestrichen. Dadurch sorgen diese Intelligenzbolzen dafür, dass unsere Städte mit immer mehr und immer größeren Autos vollgestopft werden. Und da unsere Steuergelder mit vollen Händen an die Rüstungsmafia verpulvert werden, hat man jetzt auch noch stets das »Argument« Finanznot.
  • Leserbrief von Reinhard Hopp aus Berlin (1. November 2024 um 11:03 Uhr)
    Es wird einfach nichts hinzugelernt, trotz einer klimabedingten Katastrophe nach der anderen (vorgestern das Ahrtal, gestern Südfrankreich, heute Spanien – und morgen?) Dann weiterhin: »Freie Fahrt für freie Bürger!«
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Rainer Erich K. aus Potsdam (1. November 2024 um 07:02 Uhr)
    Welcher Teil der Wirtschaft beweist am meisten, welche Scharlatane die Berliner Ampel dominieren und wie abgrundtief verlogen die »grüne« Schwafelei von der »Verkehrswende« zugunsten ökologischer Mobilität ist? Der ÖPNV, der ein Vorreiter in einer wirklichen Verkehrswende sein könnte, ist hierzulande das politische »Stiefkind«. Keiner der grünen oder blassroten Sonntagsredner, von den gelben Missetätern ganz zu schweigen, hatte je vor, den öffentlichen Nah- und Fernverkehr so aufzustellen, dass dem Klima genützt und die unsägliche private Mobilität deutlich eingeschränkt wird. Die Deutsche Bahn, das Schmuddelkind bundesdeutscher Mobilität, ist wohl ohne einen deutlichen Schnitt nicht mehr zu retten. Dieser Konzern, der nur noch dafür missbraucht wird, jährliche Renditen an den gierigen Bundeshaushalt abzudrücken, ist eine Schande und eine Lachnummer, die so ziemlich ohne Beispiel in der EU herumdümpelt. Ähnlich geht es dem Nahverkehr, der, je weiter er sich von den Ballungsräumen entfernt, faktisch nicht mehr stattfindet. So rundet dieser Bereich der Wirtschaft nur das Trauerbild ab, das die deutsche Wirklichkeit derzeit abliefert.

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