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Aus: Ausgabe vom 16.11.2024, Seite 2 / Inland
Unternehmen gegen Gewerkschafter

»Es trifft Louisa, aber gemeint sind alle«

Beim Batteriehersteller CATL wurde einer Betriebsratskandidatin gekündigt. Ein Gespräch mit Louisa von Freytag Löringhoff und Petra Jentzsch
Interview: Susanne Knütter
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Ausrüstung für den ersten Spatenstich auf der CATL-Baustelle in Arnstadt (18.10.2019)

Sie haben bei der Betriebsratswahl in der Verwaltung des chinesischen Batterieherstellers CATL im Industriegebiet Erfurter Kreuz kandidiert. Kurz zuvor wurde Ihnen gekündigt. Wurden Sie am 4. November trotzdem gewählt?

Petra Jentzsch: Die Kollegin ist gewählt und damit ordentliches Mitglied des neunköpfigen Betriebsrats.

Kann das Einfluss auf die Kündigung und das Kündigungsschutzverfahren haben?

P. J.: Louisa hat als Betriebsratskandidatin ein halbes Jahr Kündigungsschutz. Dennoch wurde sie vier Tage vor der Wahl entlassen. Jetzt geht es darum, ihr den Zugang zum Unternehmen zu gewähren, damit sie ihr Betriebsratsmandat ausüben kann. Auch wenn das Kündigungsschutzverfahren noch nicht juristisch geklärt ist.

Mit welcher Begründung wurde Ihnen gekündigt?

Louisa von Freytag Löringhoff: Im Kündigungsschreiben stand lediglich »aus wichtigem Grund«.

Das heißt, die Kündigung wird vor Gericht vermutlich keinen Bestand haben?

P. J.: Davon gehen wir aus.

Gab es andere Versuche, die Wahl zu beeinflussen?

P. J.: Kurz nach der Wahl des Wahlvorstandes wurde der Standort in drei Betriebe aufgespalten. Deshalb müssen jetzt drei Betriebsräte gewählt werden. In der Produktion wurde er im September gewählt und in der Verwaltung jetzt, der dritte steht noch aus. In der Produktion wurden die Beschäftigten von der Geschäftsführung aufgefordert, selbst zu kandidieren. Vorgesetzte haben dazu aufgerufen, eine Liste zu wählen, auf der überwiegend Schicht- und Teamleiter stehen. Die Botschaft der Kündigung ist: Es trifft Louisa, aber gemeint sind alle. Das ist der aktive Versuch, die Gewerkschaft in den Betriebsräten zu verhindern.

Kann der Betriebsrat, BR, in der Produktion seine Arbeit machen?

P. J.: Das schon. Der Arbeitgeber versucht jedoch, die Mitbestimmung des BR zu umgehen. So wurde schon ohne Antrag und Zustimmung des BR am Feiertag gearbeitet, jedes Wochenende arbeiten chinesische Beschäftigte ohne Zustimmung des BR. Sie arbeiten auch täglich länger als die anderen Beschäftigten.

Und in der Verwaltung?

L. F. L.: Man darf im Büro nie vergessen, dass die Produktionsarbeiter wesentlich mehr auszuhalten haben. Aber auch im Büro ist es so, dass die chinesischen Kollegen teilweise sehr viel länger arbeiten müssen. Kaffeeautomaten wurden abgebaut, weil sie zu teuer seien.

P. J.: In der Produktion wie auch in der Verwaltung ist vollkommen intransparent, wer welche Einstufung bekommt. Man muss insgesamt über eine bestimmte Zeit einen Leistungsperformancebonus bekommen, damit man in der Lohngruppe aufsteigen kann. Ich weiß von einem Kollegen in der Produktion, dem der Bonus mit der Begründung verwehrt wurde, er sei krank gewesen. Gleichzeitig haben andere, die viel länger krank waren, die Zulage bekommen.

Wie sind die Bedingungen in der Produktion?

P. J.: Die sanitären Anlagen, die von schätzungsweise 400 Menschen pro Schicht benutzt werden, werden einmal am Tag gereinigt, weil am Personal gespart wird. Die Kantine fasst gerade rund 150 Leute, den Bruchteil einer Schicht. Es gibt nicht genügend Spinde. Immer wieder werden die Zellen mit den Elektrolyten nicht ordnungsgemäß transportiert.

Greifen die Arbeitsschutzgesetze nicht?

P. J.: Wer soll die kontrollieren? Das Amt für Verbraucherschutz in Thüringen, wo Unternehmen den Antrag auf Feiertags- und Mehrarbeit stellen, hat den Schichten an Sonn- und Feiertagen bisher immer zugestimmt. Sogar jetzt noch, obwohl bekannt ist, dass es einen Betriebsrat gibt, der einwilligen müsste. Auch das Amt für Gesundheitsschutz geht nicht regelmäßig durch die Betriebe.

Gibt es Gespräche zwischen IG Metall und Management?

P. J.: Im Vorfeld der Betriebsratswahlen wollten wir eine verbindliche Vereinbarung erlangen, damit die Betriebsratswahl für die Beschäftigten störungsfrei abläuft. Der Arbeitgeber ist darauf nicht eingegangen. Selbstverständlich suchen wir weiterhin das Gespräch.

Sind die chinesischen Kollegen erreichbar für eine gewerkschaftliche Organisierung?

P. J.: Im ersten Schritt nicht. Weil sie kein Deutsch sprechen, außer in der Verwaltung. Außerdem werden alle beobachtet. Überall sind Kameras an. Aber die Chinesen werden besonders beobachtet. Aber im Rahmen der Betriebsratswahl gelang es, mehr mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

L. F. L.: Ich habe im Zuge der Wahl viel Zuspruch von den chinesischen Kollegen erhalten.

Petra Jentzsch ist Erschließungssekretärin im IG-Metall-Bezirk Mitte.

Louisa von Freytag Löringhoff ist Betriebsrätin bei CATL

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