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Aus: Ausgabe vom 16.11.2024, Seite 11 / Feuilleton

Finanzinstitut

Von Vincent Sauer

vor der sparkassenfiliale steht ein mann

mit einem becherchen vom backshop

*

»voll lieb«

*

er hat den kunden heute wieder

als türstopper gedient

*

die mehrheit, die passiert

die nickt die wand an, grüßt daneben

macht er den weg frei zum geldabheben

*

die bunten noten, gut verstaut

in hodennähe, beim schritt oder gar

am arsch

*

»ah ja, danke sehr, schönen tag«

*

»denk dran, wie sehr der herrgott dich

in wahrheit mag«, so ein zeuge des jehova

selbst seit stunden in der kälte

*

einmal warf die ältere dame von nebenan

zwei euro ins becherchen und bat den mann

zitternd um fünfzig cent rückgeld

*

»manchmal wünsche ich mir

man könnte am bankomaten

auch nieten ziehen«

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim S. aus Berlin (17. November 2024 um 15:37 Uhr)
    Ist, wie die Menschen sind, nicht das Ergebnis der Umstände, von denen sie erzogen werden? Kein Mensch wird herzlos geboren, er wird dazu gemacht. Tiefer als die Scham über die Herzlosigkeit muss die Abscheu über die sein, die sie brauchen, wollen und fördern. Dort braucht das Gedicht unbedingt eine Fortsetzung.

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