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Aus: Ausgabe vom 20.11.2024, Seite 5 / Inland
Kapitallogik

Dickes Minus bei Thyssen-Krupp

Deutschlands größter Stahlkonzern macht abermals einen Milliardenverlust
Von Oliver Rast
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Klare Botschaft bei Mahnwache in Duisburg: Stahlwerker mögen ihren Boss nicht

Die Bosse können es einfach nicht: wirtschaften. Versager in edlem Zwirn. Wie beim »diversifizierten Industriekonzern« und größten deutschen Stahlproduzenten Thyssen-Krupp. Am Dienstag präsentierte der CEO Miguel López die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr. Wieder ein dickes Minus, wieder rote Zahlen. Unter dem Strich steht ein Fehlbetrag von 1,5 Milliarden Euro nach einem Verlust von 2,1 Milliarden Euro im Vorjahr, teilte die Firmenspitze mit. Der Auftragseingang brach um elf Prozent auf knapp 33 Milliarden Euro ein, der Umsatz fiel um sieben Prozent auf 35 Milliarden Euro.

Eine miese Businessbilanz, die López schönredet; was bleibt ihm auch. Das klingt dann so: Thyssen-Krupp habe ein »respektables Ergebnis erzielt, die Transformation des Konzerns mit großer Entschlossenheit vorangetrieben und wichtige Fortschritte realisiert«. Und das »trotz sehr herausfordernder Marktbedingungen«. Die sind? Eine schlappe Nachfrage aus der Automobilindustrie, dem Maschinen- und Anlagenbau und der Bauwirtschaft. Also wichtige Kundenindustrien für Thyssen-Krupp. Ein Geschäftsfeld hingegen ist stabil, mehr als das: Marine Systems. Dank »umfangreicher Auftragserweiterungen zweier Bestandsaufträge im Unterwasserbereich sowie größerer Auftragseingänge im Bereich der Marineelektronik«. Kriegsprodukte – U-Boote und Fregatten etwa – sind auch in der Krise gefragt. Gerade dann.

Nur, was bedeutet das Geschäftsgebaren von López und Co. für den Stahlsektor, für »grünen« Stahl? Wohl nichts Gutes. Zunächst: »Aufgrund von Überkapazitäten und Billigstahl aus China sind die Preise auf einem historischen Tiefstand«, so ZDF.de am Dienstag. Auch deshalb will Thyssen-Krupp einen innovativen Sprung wagen. In Duisburg plant der Konzern einen der weltweit ersten wasserstoffbetriebenen Hochöfen. Mit dem Ziel, die CO2-Emissionen bis 2030 um bis zu 30 Prozent im Vergleich zu 2018 zu senken. Das kostet. Kosten für die Steuerzahler. Die Zentrale in Essen wird bei ihrer »Transformation« kräftig mit Staatsknete gepimpert. 1,3 Milliarden Euro hat der Bund zugesagt, das Land NRW legt noch einmal 700 Millionen Euro drauf. »Das ist die größte Einzelinvestition, die es jemals in NRW gegeben hat«, weiß der ZDF.de-Autor.

Die Probleme bei Planspielen: Wer setzt die Vorhaben um, wie realistisch ist das Wann? Zumal López die Stahlsparte abstoßen will. Lieber heute als morgen. Bereits jetzt gehören dem Firmenkonglomerat des tschechischen Milliardärs Daniel Křetínský 20 Prozent des stählernen Thyssen-Krupp-Zweigs. Aber auch sonst scheint das Zeitfenster für den milliardenschweren Umbau sperrangelweit offen. »Grüner Stahl« werde frühestens in zehn bis fünfzehn Jahren gekauft, »wenn die restlichen Wertschöpfungsketten auch ›grün‹ werden, also CO2-frei«, wurde Branchenkenner Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in dem ZDF-Onlinebeitrag zitiert.

Zurück zum Wirtschaften. Einen Bonbon hat Thyssen-Krupp-Boss López noch. Anteilseigner sollen bei der nächsten Ausschüttung eine Dividende von 15 Cent je Aktie erhalten. Bonbon zum Bonbon: Im September war der Anteilsschein fast wertlos, auf ein Rekordtief von 2,77 Euro gefallen.

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