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Aus: Ausgabe vom 30.11.2024, Seite 11 / Feuilleton
Vorweihnachtszeit

Türchenkalender für Hunde: Advent, Advent

Von Marc Hieronimus
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Die Adventszeit ist ein Countdown – oder besser: ein »Countup«

Advent, Advent, die Erde brennt. Ich interessier’ mich nicht dafür: Bald steht das Christkind vor der Tür. Die Adventszeit ist der Countdown oder besser Countup zu den trotz Vorbereitungsstress und Vitamin-D-Mangel, trotz erhöhter Gewalt- und Suizidrate im häufigeren Fall doch recht schönen Familientagen und der dazugehörigen Geschenkelawine. Um die Vorfreude noch dringender zu machen, gibt es den Adventskalender. Dem Internet zufolge wurde er 1838 von Johann Hinrich Wichern für quengelnde Waisenkinder erfunden. 1902 gab es die erste gedruckte Version, den ersten Kalender mit Schokolade 1958.

Wie auch immer – arme, graue Vorzeit, als man die Kinder mit so etwas abspeiste und die anderen Familienmitglieder leer ausgingen! Heute gibt es Türchenkalender für Hunde, »hochwertige Premiumprodukte im Wert von 160 Euro«, und nicht etwa ungesundes Naschi, sondern alles für Gesundheit und Wohlergehen »eures besten Freundes«. Ein Klacks, wenn man sonst keinen beschenken muss, Weihnachten ist ja auch das Fest der Einsamkeit.

Kinder freuen sich über Plüsch- und Spielzeugkalender von allen größeren Herstellern, eine Spezialfirma bietet von wegen Fest der Liebe sogar einen Pärchenkalender mit Toys für Erwachsene an. Nicht ganz billig, aber Geld spielt im Dezember keine Rolex! Pasten- und Salbenkalender mit »Luxusbeautyprodukten« für die Dame können schnell auch mal fünf-, sechs-, siebenhundert Euro kosten.

Adventus ist eigentlich die Ankunft, des Heilands nämlich, aka Messias. An den und die glauben weltweit viele sonst sehr unterschiedliche Menschen. Sie sind uneins, wann genau er (wieder)kommt, aber wenn er kommt, dann laufen wir, dann ist Jüngstes Gericht, und hienieden müssen alle sterben, damit ein paar Rechtschaffene in den Himmel kommen. Der Großteil brät in der Hölle und/oder muss weiter arbeiten, je nach Überlieferung und Deutung der einschlägigen Schriften: Schöne Bescherung! Bis dahin können es sich Bello und Fiffi und Hasi und Mausi immerhin noch mindestens 24 Tage gutgehen lassen.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

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