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Aus: Ausgabe vom 09.12.2024, Seite 8 / Ansichten

Vorbild des Tages: Javier Milei

Von Daniel Bratanovic
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Gefühlt liegt dieses Land schon lange in Trümmern. Doch nein, so ist’s nicht richtig ausgedrückt. Gefühlt liegt der Mehltau auf dem Land, und der alles lähmende hypertrophe Staatsbau muss zertrümmert werden, damit sich das Land wieder erheben kann. Schon besser. Disruption heißt das Zauberwort aus dem Jargon der New Economy, das Erlösung verheißt. So steht’s in den liberalen Blättern von Welt und NZZ, deren Radikalisierung sie mehr und mehr in Richtung Libertarismus zieht. Der staatsfeindliche Marktextremismus aus Zürich und Berlin, der das Land – seit Jahrzehnten beherrscht von den etatistischen Parteien CDU und SPD – hart am Rande des Sozialismus wähnt, hat ein Vorbild, einen Macher, dem nachzueifern ist, wenn die Nation wieder auf die Beine kommen soll.

Angestachelt von Empfehlungen des aus der Wilhelmstraße verjagten FDP-Vorsitzenden, eine Prise »Musk und Milei« zu wagen, und pünktlich zum einjährigen Amtsjubiläum des argentinischen Präsidenten, durfte Milei am Wochenende in den genannte Gazetten als Role Model für hierzulande noch zu findende Abrissunternehmer auftreten. Was die zu tun hätten, weiß der Poschardt Ulf von der Welt: eine »geistig-moralische Wende« einzuleiten, »weg von dem woken Unsinn und linksradikalen Bullshit«, der sich »im zwangsgebührenfinanzierten Rundfunk, in Kirchen und NGOs, in der Bundeszentrale für politische Bildung und im steuerfinanzierten Kulturbetrieb durchgesetzt hat. Weg damit.« Oder in den Worten Mileis: Afuera!

So wie dann im Kulturkampf der Überbau gerodet ist, geht’s ans Fundament. Milei, der damit »Argentinien voranbringt«, hat seiner Bevölkerung schließlich auch »große Opfer abverlangt«, weiß man bei der NZZ. An die überbordenden Sozialleistungen muss auch hierzulande die Kettensäge angelegt werden. So viel Asozialität muss schon sein.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (8. Dezember 2024 um 20:26 Uhr)
    Butter bei Milei!: Pro-Kopf-Bruttonationaleinkommen Argentinien: 2022 = 12.960 Euro, 2023 = 12.810 Euro, 2024 = 11.870 Euro, 2025 = 11.170 Euro. Daten von Statista (https://de.statista.com/outlook/co/makrooekonomische-indikatoren/argentinien#wirtschaftliche-massnahmen). Wachstum 2022 bis 2024 also minus achtkommavier Prozent! Stolze Leistung, bestes Vorbild für die FDP.

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