Nachschlag: Leuchte der Demokratie
Heutzutage ist so ziemlich alles erlaubt, außer wirklich blöde zu sein. Der vollendet Blöde bricht daher die Tabus des liberalen Konsenses praktisch wie von selbst. Er ist offen misogyn, rassistisch, analphabetisch, ein Agent der Barbarei. Als Diktator Aladeen (Sacha Baron Cohen) trägt die Figur des Blöden einen dichten schwarzen Bart und ist Regierungschef eines fiktiven arabischen Staates. Misogynie, Antisemitismus, Militarismus und Eitelkeit gehören zur Standardausrüstung der Figur. Die Witze sind entsprechend. Ziegenfickerwitze, Arschfickwitze, Folterwitze, Atomkriegswitze, auch ein paar im engeren Sinne politische Witze. Wenn der Diktator die Vorzüge der Tyrannei gegenüber der Demokratie preist, teilt er den demokratischen Normalos von US-Amerikanern lediglich mit, dass in einer Diktatur ein Prozent der Bevölkerung 90 Prozent des Reichtums kontrolliert und keine Steuern zahlt, dass mehrheitlich unliebsame Minderheiten die Gefängnisse bevölkern usw. Die Demokraten wundern sich. Dafür brauchen sie ja nun wirklich keinen Diktator. (aha)
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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
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