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Aus: Ausgabe vom 09.12.2024, Seite 11 / Feuilleton
Namenskunde

Nomen est omen: Ein Mädchen namens Rama Lama Lama Lama Ding Dong

Von Marc Hieronimus
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Ich möchte einen Namen haben

Nomen est im Volksmund omen, der Name ist also Verheißung, ein Zeichen, Programm. Das war jedenfalls mal so. In der griechischen Mythologie, in weiten Teilen Lebenshilfe und Staatsbürgerlehre und als solche gar nicht oft genug zu lesen, hießen viele Götter so, wie sie waren oder wofür sie standen. Kairos ist und heißt zum Beispiel der günstige Augenblick. Er hat vorne einen Schopf, an dem man ihn packen kann und sollte, wenn er vorbeiläuft, denn hinten ist er kahl. Das versteht jedes Kind.

Wo wäre eine vergleichbare Weisheit der Neuzeit zu finden? Wo wäre sie überhaupt zu suchen? Wenn literarische Figuren heute auffällig heißen, stehen sie für einen Stil oder ein Bündel von Marotten wie Loriots sprichwörtlich gewordene Müller-Lüdenscheidts und Hallmackenreuters, aber auch die geheimnisvoll klingenden Dorian Gray oder Christian Grey – das ist der aus den »Fifty Shades«.

Allzu oft steht die Leser- oder Hörerin aber auch vor einem Rätsel. Man höre nur wieder einmal Karl Berbuers »Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien« von 1948. Drei westdeutsche Besatzungszonen, klaro. Das Stück wurde sogar als Nationalhymne gespielt, obwohl die Textzeile »Wir sind keine Menschenfresser / Aber küssen um so besser« drei Jahre nach der Befreiung von Auschwitz manchem Zuhörer als etwas keck erschienen sein mag. Wer zum Teufel aber ist diese Heidi Tschimmela Tschimmela Tschimmela Tschimmela Bum aus der zweiten Refrainzeile? Zehn Jahre später lernen wir durch die Edsels ein Mädchen namens Rama Lama Lama Lama Ding Dong kennen: »I’ve got a girl named …«

In den USA bekommt man für solche Namenskaprizen weniger Ärger mit den Standesbeamten als Adelheid Bum sich eingefangen haben wird, aber was denken sich diese Damen bzw. ihre Eltern dabei? Oder ist alles nur ein Missverständnis? Iron Butterflys psychedelischer 17-Minuten-Kracher mit dem Nonsensnamen »In-a-gadda-da-vida« von 1968 sollte eigentlich »In the Garden of Eden« heißen und wird in drei »Simpsons«-Folgen auch so gesungen. Sicher ist nur: Früher war mehr Klarheit.

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