Warnen und begrünen
Von Kristian StemmlerAuch im Bundesgebiet kommen Extremwetterereignisse aufgrund der durch die Menschheit beschleunigten Erderwärmung häufiger vor. Das hat vor allem die Flutkatastrophe im Ahrtal im Sommer 2021 deutlich gemacht, die wegen unzureichender Warnungen 135 Todesopfer forderte. Die Verbesserung der Warnsysteme ist daher ein Punkt der »Anpassungsstrategie an den Klimawandel 2024«, die am Mittwoch vom Bundeskabinett verabschiedet wurde. Übergreifendes Ziel der Strategie ist laut einer Mitteilung des Bundesumweltministeriums, »Gesellschaft und Wirtschaft, Natur und Infrastruktur in Deutschland klimafest zu gestalten«. Dafür werden in dem 117 Seiten umfassenden Papier 33 Ziele und mehr als 180 Maßnahmen für die Vorsorge vor Extremereignissen wie Hitze, Dürre, Starkregen und Hochwasser festgehalten.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) bezeichnete die Klimaanpassungsstrategie als »vorerst letzten Baustein eines umfassenden Updates der Klimaanpassung in Deutschland«. Erstmals würden »messbare Ziele und Indikatoren« festgelegt, um »künftig die Fortschritte beim Umgang mit Klimafolgen wie zunehmender Hitze und Starkregen transparent zu machen und nachsteuern zu können«. Damit schaffe die Bundesregierung den »Einstieg in ein dynamisches Klimaanpassungsmanagement«, behauptete die Ministerin.
Zu den von der SPD-Grünen-Koalition zum Ende der Legislaturperiode noch beschlossenen Maßnahmen gehört der deutliche Ausbau der Warnsysteme im Falle von Extremwetter bis 2030. Auch deren Reichweite soll erhöht werden. Trotz bereits bestehender Vorkehrungen – wie Warnungen über den Rundfunk oder Sirenen – gebe es immer noch »Lücken in der technischen Übermittlung von Warnmeldungen«, heißt es dazu im Strategiepapier. Daher soll unter anderem die Zahl der Nutzer der bundesweiten Warn-App NINA bis Ende des Jahrzehnts von aktuell etwa zwölf Millionen auf 16 Millionen Nutzer wachsen, etwa mit Hilfe von »Aufklärungskampagnen«.
Mit dem Schutz der Bevölkerung vor Hitzebelastung findet sich eine der umfassenden Herausforderungen im Papier, auf die die Bundesregierung bislang nur mit PR-Kampagnen zu reagieren wusste. Nun heißt es, in der Nähe von Wohn- und Arbeitsorten soll die Bevölkerung Grünflächen »in einer fußläufig leicht zu bewältigenden Distanz« erreichen können. Diese Erreichbarkeit soll bis 2030 »mindestens stabil« gehalten werden und für das Stadtgebiet und die Umgebung aller Städte ab 10.000 Einwohnern Pflicht sein. Die Versiegelung von Flächen trägt nicht nur zum Aufheizen der Städte bei, sondern verhindert, dass bei Starkregen das Wasser vollständig in den Boden abfließen kann. Daher soll der Flächenverbrauch bis 2030 auf unter 30 Hektar pro Tag verringert werden. Zum Vergleich: Von 2019 bis 2022 waren in der BRD im Schnitt jeden Tag rund 52 Hektar als Verkehrs- und Siedlungsflächen neu ausgewiesen worden.
Zentral ist in der Anpassungsstrategie ein effizienter Umgang mit Wasser. In Deutschland haben die verfügbaren Wasserressourcen in den vergangenen Jahren abgenommen. Dem Wassermanagement kommt daher eine immer größere Bedeutung zu. Die neue Strategie legt fest, dass über einen längeren Zeitraum nicht mehr als 20 Prozent der verfügbaren Wassermenge genutzt werden darf. Dabei habe die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser »oberste Priorität«. Gute Wassermanagementkonzepte sollen auch die Betriebe von Landwirten zukunftssicher machen. In der Strategie wird festgelegt, dass die Erträge der Bauern bis 2030 – und im nächsten Schritt bis 2050 – in Deutschland klimawandelbedingt nicht stärker schwanken dürfen als bisher.
Solche offiziellen Klimaanpassungsstrategien gibt es bereits seit dem Jahr 2008. Das entsprechende Gesetz sieht vor, dass die neue Anpassungsstrategie alle vier Jahre fortgeschrieben und das Erreichen der Ziele anhand von Indikatoren gemessen wird.
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