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Aus: Ausgabe vom 12.12.2024, Seite 12 / Thema
Australien

Nuklearer Kolonialismus

Die Spätfolgen des Uranbergbaus und der Atomtests der 1950er Jahre sind in Australien immer noch spürbar. Die Angehörigen der Aborigines kämpfen für Gerechtigkeit
Von Thomas Berger
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Wie viele andere Uranminen wurde auch die Jabiluka-Mine gegen den Protest der traditionellen Landeigentümer in Betrieb genommen (Darwin, 24.4.2024)

Es ist eine reale Gefahr: Sollte es bei der nächsten Wahl in Australien im kommenden Jahr wieder einen Machtwechsel geben und erneut die Konservativen an die Regierung kommen, droht auch energiepolitisch eine Kehrtwende. Der konservative Oppositionsführer Peter Dutton, der allzu gern den Sozialdemokraten Anthony Albanese von der Labor Party als Premierminister der größten Industrienation der Südhalbkugel ablösen würde, hat in den zurückliegenden Monaten aus seiner Vorliebe für die Atomkraft keinen Hehl gemacht. Immer wieder sprach er sich für den Bau von Minikernkraftwerken aus, wenngleich bisher weitgehend unklar blieb, wo deren Standort sein soll. Explizit hat sich die »Coalition«, das Bündnis aus Liberaler und Nationaler Partei, auch der Freigabe des Uranbergbaus verschrieben. Es ist ein Vorschlag, der nicht nur bei Umweltgruppen, sondern auch bei den Aborigines die Alarmglocken läuten lässt.

Denn die Ureinwohner Down Unders haben seit sieben Jahrzehnten in unterschiedlichster Weise unter »nuklearem Kolonialismus« zu leiden. Gemeint sind damit einerseits die Spätfolgen von Atomtests der britischen Armee auf australischem Boden, andererseits der bis heute anhaltende Uranbergbau; kaum konnte ein Vorhaben gerichtlich und mit Rückendeckung der lokalen Politik gestoppt werden, werden an anderer Stelle Vorbereitungen für ein weiteres Projekt vorangetrieben.

Genehmigung erloschen

Der 20. Januar 2022 war ein Tag der Freude für die indigenen Gruppen im Tjiwarl Country, einem 13.000 Quadratkilometer großen Landstrich etwa in der geographischen Mitte des Bundesstaates Western Australia, gelegen gut 400 Kilometer nördlich der alten Goldgräberstadt Kalgoorlie-Boulder. Denn mit diesem Tag war die Genehmigung des kanadischen Bergbaukonzerns Cameco für die geplante Uranmine Yeelirrie erloschen. Von den Behörden 2017 erteilt und seither von verschiedenen Organisationen nachdrücklich bekämpft, hatte sie zur Auflage, dass binnen fünf Jahren der »substantielle Projektstart« erfolgen müsse, was das Unternehmen letztlich nicht umsetzen konnte. Die amtierende Labor-Regionalregierung hatte deutlich gemacht, dass eine Verlängerung der Grundsatzgenehmigung für sie nicht in Frage komme. Vorläufig zu ihren Gunsten beendet war damit aus Sicht der lokalen Aborigines sogar ein 50 Jahre andauernder Widerstandskampf, seit das beträchtliche Uranvorkommen bei Yeelirrie 1970 entdeckt worden war.

Dass den Konservativen sachliche Einwände notfalls egal sind, wenn es um ökonomische Interessen geht, hatte schon die damalige Regionalregierung im Januar 2017 gezeigt, als sich deren Umweltminister Albert Jakobs, eigentlich zum Schutz ökologischer Belange in dieses Amt berufen, kurzerhand über gravierende Bedenken der Environmental Protection Authority (EPA) – mit einem deutschen Landesumweltamt vergleichbar – hinwegsetzte und Cameco die Genehmigung erteilte. Die Umweltgruppe Conservation Council of WA und drei Mitglieder der Tjiwarl Native Title Group (ein Dachverband von Aborigines-Familien, die in dem Gebiet traditionelle Landrechte haben) waren gegen die Entscheidung vor Gericht gezogen; die Justiz hatte ihre Einsprüche allerdings schon 2019 final zurückgewiesen.

»Unsere Gemeinschaft hat zusammengestanden, hat sich mit Macht erhoben und drei große multinationale Unternehmen bezwungen«, freute sich Kado Muir, Vorstandsmitglied der Tjiwarl Corporation und Stammesführer der in diesem Wüstengebiet beheimateten Aborigines-Volksgruppe der Ngalia im Januar 2022 gegenüber der National Indigenous Times (NIT). Auch Shirley Wonyabong, eine Stammesälteste der Tjupan, gab sich zufrieden und kämpferisch: »Wir waren immer klar in unserem Bekenntnis, dass der Bergbau in Yeelirrie nicht starten würde.«

Der ursprüngliche Vorhabenträger WMC Resources hatte das Vorkommen in der Wüstenregion Anfang der 1970er Jahre entdeckt und 1982 eine Machbarkeitsstudie zur jährlichen Förderung von 2.500 Tonnen Uran erstellt. Eine sozialdemokratische Regierung setzte diesen Plänen schon im Folgejahr ein vorzeitiges Ende. 2005 übernahm BHP Billiton, einer der beiden weltweit größten Bergbaugiganten australischen Ursprungs, WMC Resources und damit auch das Minenprojekt.

Riesige Uranvorkommen

Einen unterstützenden Regierungswechsel von 2008 im Rücken, wollte man 2014 mit der Förderung loslegen. Doch erneut wurde daraus nichts, obwohl der Konzern den in der Zwischenzeit auf 5.000 Tonnen gestiegenen geplanten Abbau auf 3.500 Tonnen jährlich drosseln wollte. 2012 wurde Yeelirrie dann für 430 Millionen US-Dollar an die kanadische Cameco verkauft. Das Unternehmen möchte den Kaufpreis noch nicht völlig abschreiben. Cameco hält weiter an dem Plan fest, irgendwann doch noch mit der Uranausbeutung beginnen zu können, zumal neuere Untersuchungen zwischenzeitlich ergeben haben, dass das Uranvorkommen 26 Prozent größer ist als ursprünglich angenommen. Das Portal World Nuclear News verwies seinerzeit darauf, dass die generelle Umweltgenehmigung für das Projekt auf nationaler Ebene, die aus dem Jahr 2019 stammt, in dieser Form sogar noch bis 2043 ihre Gültigkeit hätte. Westaustraliens sozialdemokratischer Umweltminister Reece Whitby bekannte sich gleichwohl dazu, dass es unter sozialdemokratischer Ägide in Western Australia keine weiteren Urantagebaue geben werde. Lediglich ein Projekt lässt sich nicht mehr stoppen, das Projekt Mulga Rock im Südosten des Bundesstaates – dort ist der Förderbeginn für 2028 geplant.

Australien verfügt über die mit Abstand größten Uranvorkommen weltweit, die auf rund ein Drittel aller bisher bekannten Lagerstätten geschätzt werden. Gefördert wird Uran seit 1954. Derzeit sind aber nur drei Abbaustellen in Betrieb, die sämtlich für den Export arbeiten: Ranger (im Northern Territory), Olympic Dam (in Südaustralien) und die Mine Four Mile im Gebiet Beverley (ebenfalls Südaustralien), wo weitere Anlagen schon vor rund einem Jahrzehnt stillgelegt wurden. Die World Nuclear Association mit ihrem Portal world-nuclear.org gibt die in Summe an den drei Standorten geförderte Menge an Uranoxid (chemisch U3O8) für 2022 mit 4.820 Tonnen an, was Australien global zur Nummer vier mit einem Marktanteil von rund acht Prozent macht.

Die Aussichten, die Förderung durch Wiederaufnahme des Betriebs inzwischen geschlossener Standorte oder auch neue Minen auszuweiten, sind unbestimmt. Unter sozialdemokratischer Ägide mit den in etlichen Regionen bei Wahlen stark erstarkten Grünen gab und gibt es bei Widerstand gegen solche Pläne immerhin einen gewissen Rückhalt aus der Politik. Deutlich erschwert wird die Gegenwehr aber, sollten die Konservativen wieder am Ruder sitzen. Doch auch wenn namhafte frühere Aktivisten wie der legendäre Uncle Kevin Buzzacott (1947–2023), Ältester des Arrabunna-Volkes aus Südaustralien und landesweit als »Umweltkrieger« geschätzt, gestorben sind, trägt eine neue Generation den Protest gegen den »nuklearen Kolonialismus« weiter.

Im Abstand von nur zwölf Tagen, am 15. und am 27. Oktober 1953, wurden jeweils frühmorgens in Emu Field die beiden Atomsprengköpfe des einen Testprojektes »Operation Totem«, benannt mit Totem I und Totem II, im scheinbaren Niemandsland des südaustralischen Outbacks gezündet. Getestet wurden unterschiedliche Mengen von Plutonium-Isotopen, einmal 9,1 und einmal 7,1 Kilotonnen. Das war jeweils deutlich weniger als die 25 Kilotonnen, die bei einem vorherigen Unterwassertest 1952 vor der westaustralischen Küste (»Operation Hurrican«) zum Einsatz kamen. Die Lehmpfanne, die der Boden in diesem Bereich des Landesinnern darstellt, schien dafür nach den Voruntersuchungen besonders geeignet. Doch dass es sich mitnichten um ein menschenleeres Gebiet handelte, sei auch damals sehr wohl klar gewesen, erklärte Liz Tynan, Assistenzprofessorin der James Cook University, Anfang Mai 2022 in einem Hintergrundbeitrag für The Conversation. Keinerlei Vorwarnung sei an die lokale Bevölkerung der verstreut im Umkreis der Teststelle lebenden Aborigines-Gemeinschaften erteilt worden. Die hörten zur Frühstückszeit ein entferntes Grollen, danach legte sich vor allem in nordöstlicher Richtung bei den Ortschaften Wallatinna und Mintabie ein laut Zeugenaussagen nach Schießpulver riechender schwarzer Staub über die Landschaft, der unmittelbar für Hautprobleme, Durchfall, Augenbeschwerden und grippeähnliche Symptome sorgte.

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Bis in die 1960er Jahre führte Großbritannien Atomtests in Maralinga in Südaustralien durch. Das Gebiet ist auf Zentausende Jahre hin atomar verseucht (21.4.2015)

Auch von dem mysteriösen schwarzen Staub waren seinerzeit keine Proben genommen und etwa in Laboren von Fachleuten auf die genaue Zusammensetzung untersucht worden. Liz Tynan verwies in ihrem Beitrag auf den britischen Meteorologen Ray Acaster, der das Phänomen 2002 als mutmaßliches Kondensationsprodukt eingestuft hatte, nukleare Partikel aus dem Atompilz der Explosion, die sich beim Niedergang mit bodennahem Nebel oder zumindest erhöhter Luftfeuchtigkeit verbunden hätten. Augenzeugen sprachen von einer regelrechten schwarzen Wolke, die von Aborigines-Ältesten zunächst als eine Art böser Geist bezeichnet worden war.

Halbwertszeit von 24.100 Jahren

Bei Totem II, knapp zwei Wochen später, gab es diesen Staub unter anderen meteorologischen Verhältnissen nicht. Dafür wurden die indigenen Nachbarn der Teststellen in Emu Field mit der radioaktiven Belastung allein gelassen. Wie stark diese offenbar war, zeigten die Ausschläge von Geigerzählern von Flugzeugen, die wenige Minuten nach der Explosion in die Atomwolke geflogen waren. Selbst ein nach intensiver Reinigung nach Großbritannien überführtes Flugzeug war dort noch immer deutlich radioaktiv belastet. Hauptverantwortlich für die Tests war zwar das britische Militär, die damalige konservative australische Regierung Menzies erwies sich aber als überaus williger Gehilfe.

In Maralinga (ebenfalls Südaustralien), wo es bis 1963 noch sieben weitere Atomtests gab, hatte in jüngerer Vergangenheit ein dreiköpfiges Wissenschaftsteam der Monash University Bodenuntersuchungen angestellt. Obwohl es diverse sogenannte Clean-ups in dem Gebiet gegeben hatte, bevor das Land vor 40 Jahren wieder an die Maralinga Tjarutja als traditionelle Eigentümer zurückgegeben wurde, blieben vor allem »heiße Partikel« im Boden zurück. Das sind winzige Plutoniumkrümel von weniger als einem Millimeter Durchmesser. Das damals von den Briten verwendete atomwaffentaugliche Plutonium hat beim Zerfall seiner radioaktiven Komponenten eine Halbwertszeit von 24.100 Jahren. Die über Ernährung, belastetes Trinkwasser oder die Luft aufgenommene Strahlung schädigt das menschliche Erbgut. Teilweise bis ins weit entfernte Queensland im Nordosten Down Unders sind einige dieser »heißen Partikel« getragen worden, zeigten die 2021 gewonnenen Erkenntnisse der Doktorandin Megan Cook, Hauptautorin der Studie.

Waren diese Kügelchen ursprünglich eher inaktiv, zeigen sich inzwischen selbst in der sehr trockenen Umgebung von Maralinga nachweisbare Zerfallserscheinungen, die das gefährliche Innere freisetzen. Dieses wurde in Zusammenarbeit mit weiteren Experten verschiedenster Fachrichtungen in einem Forschungsverbund auf drei Kontinenten bei dieser Gelegenheit erstmals etwas genauer betrachtet. Unter dem Elektronenmikroskop wird sichtbar: In einem mit fortschreitender Zeit tendenziell brüchiger werdenden Mantel aus Aluminium und Eisen liegen die nur Mikro- oder Nanometer kleinen Einschlüsse von Uran und Plutonium. Ein hochgefährliches Erbe, dem die Menschen in der Gegend weiterhin ausgesetzt sind.

»Bei Maralinga wurde ein Teil unseres Territoriums zu einem der am stärksten kontaminierten Landstriche weltweit«, resümierte die bereits erwähnte Wissenschaftlerin Liz Tynan in einem Beitrag für The Conversation im Jahr 2013. Bei den als »Operation Vixen B« bezeichneten Tests von Maralinga, die 1960 bis 1963 auf dem Taranaki benannten Gelände im Outback stattfanden, wurden 22,2 Kilogramm Plutonium (die Atombombe auf das japanische Nagasaki hatte 6,4 Kilogramm) und 40 Kilogramm Uran (Hiroshima-Bombe: 64 Kilo) in der Umgebung freigesetzt, so das Team der Monash University 2021. Zwar gibt es mittlerweile ein paar mehr Veröffentlichungen zu dem Thema. Jahrzehntelang aber haben sich regierungsamtliche Stellen in Geheimniskrämerei geflüchtet, und auch die Medien versagten.

Entschuldigung gefordert

Mit einem öffentlichen Appell haben sich Überlebende und Hinterbliebene der umstrittenen Atomtests vor zweieinhalb Jahren an die australische Politik, insbesondere die Regierung von Premier Antony Albanese, gewandt. Die Erklärung wurde im Ergebnis eines Treffens am 19. Juni 2022 in Port Augusta verabschiedet, an dem Abgesandte der Völker der Yankunytjatjara, Kokatha, Adnyamathanha, Dieri und Kuyani teilnahmen. »Das Erbe der Atomtests und die Last des radioaktiven Mülls sind Menschenrechtsthemen«, heißt es darin. »Wir rufen das australische Parlament auf – jene unter uns mit einer direkten Erfahrung nuklearer Schädigungen in Australien erwarten von unserer Regierung, dass wir mit an den Tisch geholt werden, um an Lösungen zu arbeiten, den Atomwaffensperrvertrag zu unterzeichnen und zu ratifizieren.«

Im Rahmen des intergenerationellen Austausches ging es auch um bessere medizinische Hilfe für Betroffene – und die erneut erhobene Forderung, dass sich die vorwiegend »weiße« Politik für solches Unrecht, das den Aborigines in der Vergangenheit angetan wurde, entschuldigen müsse. Primär geht es zwar um das Engagement gegen Kernwaffen, deren Einsatz die Menschheit als Ganzes auslöschen könnte. Doch auch gegen die zivile Nutzung dieser umstrittenen Energiequelle in Kernkraftwerken stellen sich unzählige Aborigines-Verbände bis heute vehement.

Aktuell konzentrieren sich viele Debatten um Port Augusta in South Australia, rund 30 Kilometer nördlich der Regionalmetropole Adelaide. Dort liegt bei einer stillgelegten Kohlemine einer von zunächst sieben im Juni von Oppositionsführer Peter Dutton ins Spiel gebrachten Standorten für Atomkraftwerke. »Aborigines-Gemeinschaften in der Region und ganz Südaustralien haben sich mit überragender Deutlichkeit gegen die Nuklearenergie und die Verklappung ihrer Abfälle ausgesprochen«, zitierte die Australian Broadcasting Corporation (ABC) am 6. Dezember eine Vertretungsperson der Nukunu Wapma Thura Aboriginal Corporation, welche die Landrechte an dem vorgeschlagenen Standort des potentiellen Atomkraftwerkes besitzt. Auch Karina Lester, eine zur Volksgruppe der Yankunytjatjara Anangu gehörende Aktivistin, bekundete an gleicher Stelle, dass die Indigenen in der Region für den Widerstand gerüstet seien. Dennoch sei sie in gewisser Weise müde, den grundlegend gleichen Kampf immer wieder führen zu müssen: »Regierungen wechseln, Mitglieder von Sonderkomitees wechseln, Organisationen und die CEOs von Konzernen. Doch jene von uns, die an der Frontlinie stehen, müssen kontinuierlich die Regierungen daran erinnern, welche Folgen Atompläne für unsere Gemeinschaften haben.«

Eben auch, weil es sich um keine rein theoretischen Diskussionen handle, sondern viele Aborigines bis heute über Generationen hinweg von Schädigungen geprägt seien. Karina Lester kann da ihre eigene Familie ins Feld führen, wie sie der ABC sagte, denn ihr Vater Yami Lester – einer der namhaftesten Kämpfer für Gerechtigkeit für die damals Betroffenen – erblindete als Jugendlicher im Alter von 16 Jahren infolge der britischen Atomtests von Maralinga. Solche Erfahrungen erklären, weshalb auch im weiten Umkreis von Port Augusta die Ureinwohner so vehement gegen den Vorstoß der konservativen Opposition sind. Und, so Karina Lester, es stelle sich die Frage, warum man die scheinbaren »Lösungen« für nukleare Standortfragen ausgerechnet immer in traditionellen Gebieten der Aborigines zu finden meine. Bei ersten Anhörungen, die gerade laufen, haben sie und andere deutlich ihre Kritikpunkte zu Protokoll gegeben.

Streit um Endlager

Nicht abebben wollen auch die teils hitzigen Auseinandersetzungen rund um die Suche nach einem Zwischen- oder Endlager für Atommüll, die in Südaustralien seit 2016 läuft. In der Region der Eyre-Halbinsel, wo die Politik ein Gelände bei Kimba vorerst für schwach radioaktive Abfälle im Visier hat, gibt es vor allem von Umweltgruppen und Aborigines schon heftigen Widerstand. Im Zuge des AUKUS-Paktes (ein gegen China gerichtetes neues Militärbündnis von USA, Großbritannien und Australien) und den Plänen für atomgetriebene U-Boote perspektivisch auch aus heimischer Herstellung gibt es nun zusätzliche Befürchtungen, auch ausgediente Submarines-Antriebe könnten mittelfristig bei Kimba eingelagert werden. Die wären, wie ein Experte voriges Jahr das Verfahren gegenüber dem Guardian erläuterte, nicht etwa nur schwach strahlenbelastet, sondern ein jeweils eingeschmolzener Klumpen mit hoher Radioaktivität. Der Standort verfüge für die Einlagerung solchen Atommülls gar nicht über die geologischen Voraussetzungen soliden Felsgesteins aus Granit, so Jason Bilney, Chef der Barngarla Determination Aboriginal Corporation, 2023 gegenüber dem Guardian. Zudem seien auch in diesem Fall die betroffenen indigenen Communities kaum bis gar nicht in die Überlegungen einbezogen worden, kritisierte er. Auch Bilney weiß genau, von welchen Gefahren auszugehen ist – sein Großvater stammte aus Maralinga.

Thomas Berger schrieb an dieser Stelle zuletzt am 18. November 2024 über Maßnahmen gegen den Klimawandel in Südasien: Wettlauf gegen die Zeit.

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