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Aus: Ausgabe vom 13.12.2024, Seite 4 / Inland
Thüringen

Ramelow wählt Nachfolger

CDU stellt mit Stimmen aus der Linkspartei wieder den Ministerpräsidenten in Thüringen. Höcke beschwert sich über »linke Partner«
Von Nico Popp
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Staffelstab wieder bei der CDU: Bodo Ramelow gratuliert am Donnertag im Landtag Mario Voigt

Am Ende lief alles reibungslos. Mindestens 45 Stimmen musste der Thüringer CDU-Chef Mario Voigt am Donnerstag im Erfurter Landtag erhalten, um gleich im ersten Wahlgang zum neuen Ministerpräsidenten gewählt zu werden – die drei Koalitionspartner können aber nur 44 liefern. 51 waren es dann schließlich. Vier Abgeordnete enthielten sich, 33 (die AfD-Fraktion hat 32 Mitglieder) stimmten gegen Voigt.

Möglich gemacht hat das eine Verständigung von CDU, BSW und SPD mit der Linkspartei, über deren Deutung und Reichweite noch gestritten wird. Dass mit Bodo Ramelow nach zehn Jahren am Donnerstag auch der erste und einzige von der Linkspartei gestellte Ministerpräsident aus dem Amt schied, sorgt hingegen kaum mehr für Debatten. Die BSW-Vorsitzende Katja Wolf lobte Ramelow am Donnerstag dafür, als »Architekt einer stabilen Landesregierung« bei der Suche nach Mehrheiten im neuen Landtag, in dem die AfD die stärkste Fraktion stellt, mitgeholfen zu haben. Voigt sagte, Ramelow habe lange »unserem Heimatland gedient« und »es durch schwierige Zeiten geführt, die nicht immer einfach waren«. Ramelow bestätigte anschließend, dass er Voigt gewählt hat. Darüber, dass einst auch von der CDU eine Kampagne losgetreten worden war, mit einem Linkspartei-Mann in der Staatskanzlei kehrten der Sozialismus und die SED nach Thüringen zurück, dürfte auch Voigt heute herzlich lachen – zumindest hinter verschlossenen Türen.

Noch gibt es nämlich einen Unvereinbarkeitsbeschluss der CDU, der eine offene und formalisierte Zusammenarbeit mit der Linkspartei verbietet. Auch deshalb hatte die Thüringer Linkspartei in den vergangenen Tagen darauf bestanden, einen verbindlichen Modus der parlamentarischen Kooperation festzulegen – ein Stück »Normalisierung«, für das man im Gegenzug bereit war, Voigt die nötigen Stimmen im ersten Wahlgang zu verschaffen. Am Dienstag hatte Voigt ein regelmäßiges Gesprächsformat der parlamentarischen Geschäftsführer angeboten und die Linkspartei aufgefordert, bei zentralen Vorhaben ihre Vorstellungen einzubringen.

Von einer Tolerierung der neuen Regierung durch die Linkspartei wollte am Donnerstag aber niemand reden. Voigt konstatierte in seiner Antrittsrede einen »Geist der Zusammenarbeit und einer neuen politischen Kultur«. Christian Schaft, Landes- und Fraktionschef von Die Linke, beharrte darauf, dass seine Partei »eigenständig« agiere. Es gebe aber ein offizielles Gesprächsformat, um zu »demokratischen Mehrheiten zu kommen«. Die Kolandesvorsitzende Ulrike Grosse-Röthig verlangte, dass diese Vereinbarung über die gesamte Legislaturperiode hinweg gilt. Gegen diese Absprachen bestehen auch andernorts keine Einwände: CDU-Chef Friedrich Merz gratulierte Voigt am Donnerstag beim Kurznachrichtendienst X dazu, »unter sehr schwierigen Bedingungen und ohne Zugeständnisse in den Grundsatzfragen unserer Politik« in Thüringen eine Regierung gebildet zu haben.

Allein die AfD gab sich am Donnerstag entschlossen, weiter den Wahn zu pflegen, dass es in Thüringen eine »linke« Regierung gab und sogar noch gibt. Voigt habe »mehr linke Partner als die CDU konservative Werte« und mit seiner Wahl die CDU in Thüringen zu Grabe getragen, erklärte Partei- und Fraktionschef Björn Höcke.

Mit der Wahl von Voigt ist die Erfurter Staatskanzlei wieder – wie schon von 1990 bis 2014 – in der Hand der Union. Der 47jährige Voigt ist derzeit der jüngste Ministerpräsident eines Bundeslandes. In der Thüringer CDU ist der ehemalige Landesvorsitzende der Jungen Union, der eine Dissertation bei dem rechtskonservativen Politikwissenschaftler Eckhard Jesse geschrieben hat, dennoch ein alter Hase.

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  • Leserbrief von Wieland König aus Neustadt in Holstein (13. Dezember 2024 um 12:18 Uhr)
    Was soll’s? Man wählt, weil man den Filz, die Unsozialität, die Kriegsneurose und die Geldverschwenderei für ukrainische Nazis der Altparteien satthat, eine neue Partei, mit neuem Programm, eben diesem Kontrastprogramm zu den Alten. Und man bekommt … in Thüringen im Parteienpöstchenpaket die CDU, die vom »Taurus«-Lieferanten Merz beglückwünscht wird. Und man bekommt: In Brandenburg im gleichen Paket die SPD, die bisher bei allen Liebesdiensten für die Ukraine, aber auch bei sozialen Forderungen umgefallen ist. Und mit der eigenen Hoffnung auf eine harte, konkrete und unüberhörbare Opposition in ostdeutschen Landen ist’s Essig. Wozu brauche ich dann noch den BSW? Um Verhältnisse wie in der Weimarer Republik zu schaffen mit zig Splitterparteien, die sich gegenseitig beharken und dabei die Grundforderungen nach Friedenssicherung und sozialer Sicherheit zugunsten eigener Befindlichkeiten hinter »Brandmauern« verstecken? Schade, aber das Experiement BSW scheint sich selbst mit Ministerpöstchen zu verflüchtigen.
  • Leserbrief von Peter Müller (13. Dezember 2024 um 11:37 Uhr)
    Gottvater in Thüringen. Sieht so ein deutscher Gottesstaat aus? Mario Voigt wollte mit Gottes Hilfe der »Landvogt« von Thüringen werden. Nun hat Bodo Ramelow dafür gesorgt, dass er die nötige Mehrheit für den Professor der Transformation von Ramelows Gnaden erhalten hat. Wohin soll diese Transformation eigentlich führen? Für wirkliche Kommunisten stellt sich allerdings die Frage, ob Ramelow jemals das Kommunistische Manifest gelesen hat. Da wird von der Revolution gesprochen, nicht von einer Transformation! Ich denke, die wahren Ursachen, warum die PdL sich selbst zerlegt hat, werden immer deutlicher. Wie muss eigentlich richtiges Volkseigentum aussehen, das in Selbstverwaltung der Werktätigen für Frieden und Wohlstand sorgt?
  • Leserbrief von Ullrich-Kurt Pfannschmidt (13. Dezember 2024 um 08:28 Uhr)
    Die im Vorfeld der Landtagswahl in manchen Artikeln schon fast als Tatsache hingestellte Befürchtung einer bevorstehenden Koalition aus AfD und CDU hat sich nicht erfüllt. Die »Brandmauer« der CDU hat gehalten. Herr Höcke kann sich nur grummelnd zurückziehen. Aber eine Koalition der CDU mit BSW und SPD, (wahrscheinlich) toleriert von der oppositionellen Linkspartei, hatte allerdings auch niemand auf dem Schirm. – Das Leben geht manchmal unerwartete Wege!

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