Neustart in Accra
Von Joaquín Mbomío BachengGhana weist heute das Profil eines Landes auf, wie es für die EU von großem Interesse sein dürfte, die eine Politik der Neuausrichtung in Afrika verfolgt. Denn aus westlicher Sicht ist es stabil und demokratisch geworden. Geradezu als Zeichen dieser gefestigten Demokratie hat der schon in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen am Sonnabend unterlegene Kandidat Mahamudu Bawumia, bisher Vizepräsident des Landes und Kandidat der Regierungspartei New Patriotic Party (NPP), schon am Sonntag seine Niederlage sowie den Sieg seines Rivalen John Mahama bekanntgegeben. Am Montag wurde das Endergebnis dann auch offiziell bestätigt. Mahama, Kandidat der Opposition und des National Democratic Congress (NDC), kehrt in das höchste Staatsamt zurück, nachdem er es bereits von 2012 bis 2017 innehatte. Er löst den amtierenden Präsidenten Nana Akufo-Addo ab, der nun zwei Amtszeiten absolviert hat und seinen Nachfolger bei den Wahlen von 2012 besiegt hatte. Der Machtwechsel per demokratischem Urnengang funktioniert also in Ghana.
Alle Beobachter heben hervor, dass Ghana erneut friedliche Wahlen abgehalten habe und das Land ebenso wie Senegal zu einer Hochburg der Demokratie in Afrika geworden sei. Das ist ein wichtiger Faktor und eine Auszeichnung für Ghana – es ist also mit westlichen Werten kompatibel. Investoren aus europäischen Ländern wie Deutschland könnte das anlocken. Der Hintergrund für den Ausgang der jüngsten Wahlen und den Wechsel an der Staatsspitze war denn auch eine tiefe ökonomische Krise. Mahama, ein 61jähriger Ökonom und Oxford-Absolvent, hat einen »Re-« bzw. »Neustart« versprochen und will die Korruption und die Wirtschaftskrise bekämpfen, die Ghana trotz oder gerade wegen einer neoliberalen unternehmensfreundlichen Politik im Griff hält. Ghana ist ein Mittelgewicht in der Wirtschaftsgemeinschaft der westafrikanischen Länder (ECOWAS). Schwergewicht ist nach wie vor Nigeria, der mächtige Nachbar Ghanas.
Was Ghana aber in Wirklichkeit auf die Waagschale zu werfen hätte, wäre die antikoloniale Vergangenheit der ehemaligen britischen Kolonie Goldküste. Der erste Präsident des unabhängigen Landes, Kwame Nkrumah, wird als visionärer Führer und Vater des Panafrikanismus gefeiert. In der Tat hatte Ghana schon am 8. März 1957 seine Unabhängigkeit erlangt und war damit das erste Land des Kontinents südlich der Sahara, das seinen Abschied von den Kolonialherren erwirkte. Nach einer kurzen Regierungszeit wurde Nkrumah jedoch gestürzt, und Ghana erlebte eine Zeit der Staatsstreiche, bis in den 1980er Jahren Oberst Jerry Rawlings an die Macht kam, der die Lage stabilisierte und 1990 ein Mehrparteiensystem einführte. Seitdem gilt Ghana als eines der Musterländer des neuen und demokratischen Afrikas. Der neugewählte Präsident John Mahama hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Wirtschaft des Landes wieder in Schwung zu bringen. Mit einem neuen Dialog mit dem Westen und einer guten Partnerschaft mit Ländern wie der Bundesrepublik, die seit langem über beste Kontakte nach Accra verfügt, könnte er Erfolg haben.
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