Keine Gedenktafel für antifaschistische Widerstandskämpferin in Berlin
Am Samstag verbreitete die Vorsitzende der Fraktion Die Linke in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Tempelhof-Schöneberg in Berlin, Elisabeth Wissel, eine Presseerklärung zur Weigerung, im Stadtbezirk eine antifaschistische Widerstandskämpferin zu ehren:
Zum Antrag von Die Linke »Gedenktafel für Frieda Krüger« hat der Ausschuss für Weiterbildung und Kultur der BVV Tempelhof-Schöneberg entschieden, die Ehrung für die ehemalige Stadtverordnete abzulehnen. Die Gründe liegen auf der Hand: Sie war Kommunistin und Widerstandskämpferin während der Nazizeit und ihr parteipolitisches Engagement nach 1946 war in der SED.
Frieda Krüger (1900–1991) kam über die kommunistische Jugendbewegung nach dem Ersten Weltkrieg 1920 zur KPD. Seit 1929 war sie gewählte Stadtverordnete und wurde in die BVV Schöneberg delegiert.
Vor dem polizeilichen Zugriff konnte sie sich einen Tag nach dem Reichstagsbrand (Februar 1933) gerade noch rechtzeitig ins Ausland retten. Ab 1934 wurde sie von der KPD mit illegaler Partei- und Gewerkschaftsarbeit in Deutschland und der Tschechoslowakei beauftragt. Unter anderem übernahm sie Kurierdienste. 1937 emigrierte Frieda Krüger in die Schweiz und kehrte 1945 nach Berlin zurück. Seit November 1945 war sie als Opfer des Faschismus anerkannt. Dennoch zog sie es vor, 1949 nach Ostberlin zu ziehen. Dort erhielt sie die Auszeichnung für ihr antifaschistisches Engagement, die ihr im Westen verwehrt wurde. Ein Vorwurf aus dem Ausschuss war auch, dass sie den Karl-Marx-Orden erhalten habe.
Kommunistinnen und Kommunisten waren während der Nazizeit die aktivste Widerstandsgruppe, von denen die meisten mit ihrem Leben bezahlen mussten. Dennoch tun sich die bürgerlichen Verordneten heute noch schwer, diese Leistung anzuerkennen.
Bis zum 30. März 2025 ist die Ausstellung »Spurensuche Demokratie – Im Nationalsozialismus verfolgte Angehörige der Bezirksversammlungen Schöneberg und Tempelhof 1933 bis 1945« zu besichtigen: Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße, Werner-Voß-Damm 54 a, 12101 Berlin
Zu geplanten Kürzungen für das »Pestalozzi-Fröbel-Haus« an der Otto-Wels-Grundschule in Berlin-Kreuzberg erklärten Beschäftige der Schule am Freitag:
Das Pestalozzi-Fröbel-Haus leistet wichtige Arbeit, vor allem in einer Schule in einem sozialen Brennpunkt, wie der Otto-Wels-Grundschule (OWG). Ihre sozialpädagogischen Fachkräfte können gezielt auf die Bedürfnisse der Schüler*innen und ihren Familien eingehen und sind damit unverzichtbarer Bestandteil unserer Schule. (…)
Im Koalitionsvertrag (von CDU und SPD in Berlin, jW) versprechen die regierenden Parteien »(…) Familien im Alltag umfassend zu unterstützen, Elternarbeit fortzusetzen sowie die Rechte von Kindern und Jugendlichen zu stärken und ihnen ein sicheres und gesundes Aufwachsen zu ermöglichen.« An unserem Standort wird diese Arbeit jeden Tag umfänglich von den Mitarbeitenden des Pestalozzi-Fröbel-Hauses umgesetzt. Die Streichung der Gelder und der damit verbundene Stellenabbau machen die Fortsetzung dieser Arbeit unmöglich. Den Kolleg*innen gehen zuverlässige Ansprechpersonen verloren. Den Kindern und Familien gehen wichtige Vertrauenspersonen verloren. Das sichere und gesunde Aufwachsen der Kinder ist dadurch akut gefährdet. (…)
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!
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