Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Montag, 6. Januar 2025, Nr. 4
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Aus: Ausgabe vom 04.01.2025, Seite 2 / Ausland
Südkorea

Yoon entzieht sich Verhaftung

Südkorea: Präsidentengarde und Soldaten schützen suspendierten Staatschef
Von Ina Sembdner
aufmacher2_suedkorea.jpeg
Auch Mitglieder des koreanischen Gewerkschaftsbundes mischten am Freitag vormittag in Seoul mit und verlangten Yoons Verhaftung

Sechs Stunden hat es gedauert, bis die zur Verhaftung des südkoreanischen Präsidenten angesetzten Beamten vorerst aufgaben. Hunderte von Yoon Suk Yeols Anhängern hatten gemeinsam mit der Präsidentengarde und Militärs seit Freitag morgen das Anwesen des suspendierten Staatschefs im Zentrum der Hauptstadt Seoul blockiert, die »Vollstreckung des Haftbefehls aufgrund der anhaltenden Pattsituation« sei »praktisch unmöglich« gewesen, hieß es vom Amt für Korruptionsermittlungen gegen hochrangige Beamte (CIO) in einer Erklärung. Hintergrund sind strafrechtliche Ermittlungen gegen Yoon, der am 3. Dezember kurzzeitig das Kriegsrecht verhängt hatte.

CIO und Polizei seien den mehr als 200 Mitarbeitern des Presidential Security Service (PSS) und Soldaten, die für die Sicherheit Yoons abgestellt waren, zahlenmäßig unterlegen gewesen, so ein CIO-Beamter gegenüber Reportern. Die Garde habe auch Schusswaffen getragen, diese seien aber nicht gezogen worden. Das Verteidigungsministerium erklärte, die beteiligten Truppen stünden unter der Kontrolle der PSS. Am Mittag brachen die CIO-Beamten den Versuch, Yoon zu verhaften, ab. Die Behörde erklärte, sie prüfe ihre nächsten Schritte, während die Polizei den PSS-Chef und seinen Stellvertreter wegen Behinderung der Amtspflicht laut der Agentur Yonhap für diesen Sonnabend vorluden.

Der Haftbefehl gegen Yoon, der am Dienstag von einem Gericht bestätigt wurde, nachdem er mehrere Vorladungen zum Verhör ignoriert hatte, ist bis zum 6. Januar gültig. Von seinem Rechtsbeistand hieß es im Anschluss an die Auseinandersetzungen, dass das CIO nicht befugt sei, in diesem Fall zu ermitteln. Es sei bedauerlich, dass die Behörde versucht habe, »in einem sensiblen Sicherheitsbereich einen illegalen Haftbefehl zu vollstrecken«. Eine Warnung schickte Yoon auch in Richtung Polizei, die davon absehen sollte, die Verhaftungsbemühungen zu unterstützen. Am Nachmittag forderte das CIO den amtierenden Präsidenten Choi Sang Mok auf, von seiner Befugnis, die PSS zur Zusammenarbeit anzuweisen, Gebrauch zu machen. Aus dessen Büro gab es bis jW-Redaktionsschluss dazu keinen Kommentar.

Unabhängig von den strafrechtlichen Ermittlungen liegt dem Verfassungsgericht das Amtsenthebungsverfahren gegen Yoon vor, das über seine Wiedereinsetzung oder seine endgültige Absetzung zu entscheiden hat.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

Ähnliche:

  • Kundgebung gegen den abgesetzten südkoreanischen Präsidenten Yoo...
    30.12.2024

    Rechte Rechtsverdreher

    Südkorea: Putschender Expräsident entzieht sich Justiz, Geschacher um Nachfolge hält an
  • Ernst Thälmann im Hof des Untersuchungsgefängnisses Moabit (Mai ...
    14.08.2024

    Gefangener ohne Prozess

    Elf Jahre in der Hand der Faschisten: Haft und Ermordung Ernst Thälmanns
  • Kontrolle nach Verbrechen. Nazisoldat bei erschossener Partisani...
    10.08.2024

    Ein ungesühntes Verbrechen

    Vor 80 Jahren verübten SS-Einheiten ein Massaker in dem italienischen Dorf Sant’Anna di Stazzema

Regio:

Mehr aus: Ausland