Parlamentär des Tages: Marc Zuckerberg
Von Felix BartelsIn demokratischen Ländern sei der Gewaltcharakter der Ökonomie verhüllt, in den autoritären der ökonomische Charakter der Gewalt. 1940 hatte Brecht das notiert, doch selbst damals, als es mehr zutraf, traf es nur im Abstrakten zu. Die Logik stimmt schon, bloß insofern nicht, als sie in alle Richtungen stimmt. In der Wirklichkeit kommt reine Demokratie ebenso selten vor wie reine Autokratie. Spätestens mit der Monopolstruktur des Kapitals ist die Mischform der Regelfall, und spätestens mit der tiefsten Krise dieser Struktur hat die Verschränkung von Kapital und Staat endgültig die Form einer Dorfkirmes. Man kennt sich, haut sich eine Weile, am Ende muss man doch miteinander und überreicht sich großzügig die Augäpfel, die man sich gestern noch ausgehackt hat.
Die letzten Wahlkämpfe in den USA waren danach. Giganten scharrten sich hinter Giganten. Der Kurfürst Musk hinter den Kaiser Trump, der König Zuckerberg hielt es zunächst mit Clinton-Dynastie, bis die Truchsesse Ocasio-Cortez ihm von hinten in die Kniekehlen trat. Eine Zeitlang durfte Donald nicht in Marcs Garten spielen. Dafür in den benachbarten Liegenschaften von Marcs Leibfeind Elon. Als feststand, dass Trump bald wieder regiert, reagierte Zuckerberg, sprach – Ende November war das – demütig in Mar-a-Lago vor, wonach ihm von der Trump-Kampagne bescheinigt wurde, dass »er die nationale Erneuerung Amerikas unter der Leitung von Präsident Trump unterstützen will«.
Nun hat Zuckerberg den nächsten Schritt getan. So gespalten das Land auf Bevölkerungsebene ist, auf der Ebene der Herrschenden wird es vereint. Mit Joel Kaplan steigt einer von der anderen Seite des Zauns, Vizestabschef unter George W. Bush, zum Politikchef von Zuckerbergs Konzern Meta auf. Wann die Umbenennung von Meta in Maga bekanntgeben wird, war bei Redaktionsschluss unklar.
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