Gegründet 1947 Freitag, 24. Januar 2025, Nr. 20
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
10.01.2025, 19:30:06 / jW stärken!
Zeitungsbranche

Weshalb junge Welt für den Erhalt der gedruckten Tageszeitung kämpft

Von Verlag, Redaktion und Genossenschaft junge Welt
DSC_3492.JPG
Andruck in der Berliner Druckerei der jungen Welt

Der Niedergang gedruckter Tageszeitungen wird in diesem Jahr einen neuen Tiefpunkt erleben. Das ND ist bereits jetzt montags bis freitags am Kiosk nicht mehr erhältlich, die Montagsausgabe ist für Abonnenten nur noch digital lesbar, und die Frühzustellung soll demnächst außerhalb von Berlin-Brandenburg weitgehend eingestellt werden. Bei der Taz sind die Ausgaben von Montag bis Freitag ab Oktober nur noch über das Internet verfügbar, weitere Regionalzeitungen werden die Zustellung der Papierausgabe im ländlichen Raum einstellen.

Solche Maßnahmen erhöhen die Kosten für Auslieferung und Zustellung der jungen Welt deutlich. Und trotzdem soll diese Zeitung auch weiterhin täglich auf Papier verfügbar sein. Wir halten die gedruckte Tageszeitung für ein wichtiges Instrument der Aufklärung, und sie besitzt gegenüber der digitalen Version einige Vorzüge. Auch weil die Texte nicht laufend bearbeitet werden können und sich Inhalte gedruckter Artikel besser im Gehirn speichern lassen. Die Zeitung kann zudem verteilt oder weitergegeben werden, ihr journalistisches Gesamtangebot ist schneller durchschaubar (und muss nicht häppchenweise zurechtgescrollt werden). Für unseren Kampf, die junge Welt gegen alle Widerstände bekannt zu machen, sind das entscheidende Vorteile.

Aber auch die digitale Präsenz der jungen Welt bauen wir aus. Denn auch das gehört zu den aktuellen Entwicklungen: Die Lesegewohnheiten ändern sich, digitale Nutzung drängt sich auf, während das effektive Nutzen einer Printausgabe erst erarbeitet werden muss. Außerdem gibt es mittlerweile viele Möglichkeiten, die junge Welt über deren digitale Präsenz zu entdecken. Trotz unserer Bemühungen, auch digital immer besser zu werden, halten wir an der gedruckten Ausgabe fest. Solange (wie bisher) genügend Abonnements dafür nachgefragt werden.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

  • Leserbrief von Norbert S. aus Berlin (13. Januar 2025 um 14:21 Uhr)
    Ich begrüße es sehr, dass Verlag, Redaktion und Genossenschaft weiter fest zur Herausgabe der jungen Welt als Printmedium an allen sechs Tagen der Woche stehen. Die ergänzende Digitalausgabe ist zwar wesentlich reaktionsschneller in Hinsicht auf tagesaktuelle Ereignisse – aber eben beim Konsum der Nachrichten, Kommentare, Berichte oder Glossen auch bedeutend »flüchtiger«. Zudem liebe ich das Rascheln der Seiten beim Lesen, den Geruch der Druckerschwärze, die Rattelschneck-Cartoons von Marcus Weimer und Olav Westphalen … Ich gebe die gesammelten Printausgaben regelmäßig ausnahmslos an eine befreundete Community aus El Salvador weiter, die alle voller Wissbegier und Begeisterung die junge Welt lesen und zugleich ihre Deutschkenntnisse damit erweitern. Auf besondere Begeisterung stößt bei ihnen naheliegenderweise die umfangreiche Lateinamerika-Berichterstattung der jungen Welt, die einen großen Zuspruch findet. Das heißt in der Konsequenz: eine fehlende Printausgabe würde nicht nur ich, sondern sie würden auch die jungen Frauen und Männer aus El Salvador schmerzlich vermissen.
  • Leserbrief von Dietmar N. aus Bonn (12. Januar 2025 um 18:03 Uhr)
    Dass die junge Welt als Printausgabe weiterhin erscheint und dafür kämpft, dass dies so bleibt, halte ich in diesen Zeiten für ein ehrenwertes Unterfangen. Ich selbst möchte auf gedruckte Werke nicht verzichten, da rein digitalisierte Inhalte letztendlich doch nur flüchtig sind. Man hat nichts in der Hand, und die fehlende Haptik beim Lesen erschwert, wie angesprochen, die Speicherung im Hirn. Allerdings muss ich zugeben, dass ich die junge Welt berufsbedingt als Tageszeitung nicht lesen kann. Es fehlt eindeutig an Zeit. Das geht mir sicherlich nicht alleine so. Als Wochenzeitung wäre sie für mich durchaus denkbar. So bleibt es Hin und Wieder beim digitalen Stöbern auf Eurer Seite. Für die Haptik beziehe ich ein parteigebundenes, wöchentlich erscheinendes Druckwerk, für dessen Lektüre ich dann jeweils sieben Tage Zeit habe. Mit besten Grüßen