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Aus: Ausgabe vom 14.01.2025, Seite 15 / Natur & Wissenschaft
Historische Geologie

20.000 Meilen unter dem Meer

Schweizer Forscher entdecken »unmögliche« Welten in Erdschichten des Pazifik
Von Felix Bartels
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So muss das aussehen: Eine Schlucht trennt die auseinanderdriftenden Kontinentalplatten Nordamerikas und Eurasiens

Die Idee untergegangener Welten ist derart mit poetischem Sinn aufgeladen, dass sie nie untergehen wird. Als Platon seinen Mythos von Atlantis fortschrieb, wusste er wohl, was er da angerichten werde. Andererseits gab es immer wieder Leute, die seine Erzählung wörtlich nahmen. Sie suchten den Meeresgrund nach dem verlorenen Paradies ab oder machten das Reich – denn nach Platon befand es sich irgendwo hinter den Säulen des Herakles – in Amerika aus. Gleichwohl gibt es untergegangene Welten, das Doggerland zum Beispiel oder Beringia. Und dann gibt es noch untergegangene Welten, die nie untergegangen sind. Mehr noch: die es eigentlich nicht geben dürfte.

So hat eine Forschungsgruppe um Thomas Schouten von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich eine Serie von tektonischen Strukturen entdeckt, die versunkenen Kontinentalplatten gleichen, aber sehr weit entfernt von den Plattengrenzen liegen, an denen solches Material gewöhnlich in die Tiefe absinkt. »Offenbar sind derartige Zonen im Erdmantel viel weiter verbreitet als bislang angenommen«, berichtet Schouten in einem beim Fachmagazin Scientific Reports publizierten Beitrag. Eine der größten Anomalien, die sein Team fand, befindet sich beispielsweise in 900 bis 1.200 Metern Tiefe unter dem westlichen Pazifik.

Solche Strukturen werden nicht entdeckt, indem man nach ihnen taucht. Man bemüht vielmehr Seismographen, die die Geschwindigkeit von Erdbebenwellen messen. Die daraus erstellten Seismogramme geben Aufschluss über die innere Struktur der Erde, so kann man Orte erkunden, die sich durch Bohrungen nicht erschließen lassen. In diesem Fall haben Schouten und sein Team besonders aufwendige Berechnungen durchgeführt, in denen alle Arten von Erdbebenwellen berücksichtigt wurden.

Unklar bleibt allerdings, woraus die neu entdeckten, kontinentalplattenartigen Landschaften bestehen. Die Ursachen des Phänomens betreffend haben die Forscher hingegen ein paar Erklärungen: »Es könnte sehr altes silikatreiches Material sein, das seit der Entstehung des Erdmantels vor vier Milliarden Jahren dort ist und trotz der Konvektionsbewegungen im Mantel überlebt hat. Oder es könnten Zonen sein, in denen sich eisenreiches Gestein über Milliarden von Jahren angereichert hat, als Folge dieser Mantelbewegungen.«

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