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Aus: Ausgabe vom 18.01.2025, Seite 3 / Schwerpunkt
Brandkatastrophe in Kalifornien

Auch eine Klassenfrage

L. A.: Während sich ein Milliardär Privatfeuerwehr leistet, löschen anderorts Häftlinge Brände
Von Wolfgang Pomrehn
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Einige kalifornische Strafgefangene sind als Feuerwehrleute im Einsatz (Los Angeles, 14.1.2025)

Die verheerenden Brände in Los Angeles machen unter anderem auch die Klassengegensätze und die sträflich mangelhafte Vorbereitung auf absehbare Naturkatastrophen deutlich. Wieder einmal. Offenbar ist das Wassernetz der Pazifikmetropole nicht auf solche Notfälle ausgelegt. In einem Teil der Stadt kam nicht genug Wasser aus den örtlichen Hydranten, weil der Wasserdruck nicht ausreichte. Auch vorbeugende Maßnahmen wie das Entfernen trockener Pflanzen und Blätter in der Nähe von Gebäuden wurden versäumt. Seit 2020 gibt es ein kalifornisches Gesetz, das derlei ausdrücklich vorschreibt, doch in Los Angeles bisher ignoriert wird.

Auch an Bezahlung und Ausrüstung der Feuerwehren wurde, wie berichtet, gespart. An Warnungen, dass dies angesichts der häufigen und verheerenden Wald- und Buschbrände in der Region fatal sein könnte, hatte es nicht gefehlt. Erhört wurden sie jedoch nicht – statt dessen wurden die Feuerwehren mit minimal entlohnten Häftlingen verstärkt. Die Rede ist von 27 US-Dollar für eine 24-Stunden-Schicht sowie Strafnachlass. Immerhin ist der Einsatz freiwillig, was in den USA keine Selbstverständlichkeit ist: Der 13. Zusatzartikel der Verfassung, mit dem 1865 die Sklaverei abgeschafft wurde, nimmt ausdrücklich Strafgefangene aus.

Die Folgen dieser Politik der Vernachlässigung haben in den vergangenen beiden Wochen Reiche wie Arme zu spüren bekommen – mit erheblichen Unterschieden. Viele müssen sich kurzfristig nach einer neuen Bleibe umsehen, aber wer genug Geld hat, ist eindeutig im Vorteil. Der örtliche Sender KTLA5 berichtet auf seiner Website, dass die Mieten bereits erheblich angestiegen sind. In den ärmeren Stadtteilen sei ein Teil der Gebäude – meist handelt es sich um Einfamilienhäuser – nicht versichert gewesen. Ihre Besitzer haben daher keine Möglichkeit, sich ein neues Eigenheim bauen zu lassen. Auf jeden Fall wird der Wiederaufbau aber dauern. Der Sender interviewte einen Fachmann für Wohnungspolitik der örtlichen Universität, der von fünf Jahren sprach. So lange werden die Betroffenen auf jeden Fall Übergangslösungen brauchen. Ihre Lage werde zudem durch »Immobilienhaie« und Versicherungen erschwert, die versuchen, sich mit zu niedrigen Vergleichsangeboten ihrer Verpflichtungen zu entledigen.

Unterdessen machen sich die Klassenunterschiede schon bei der Brandbekämpfung bemerkbar. Die Nachrichtenagentur AFP berichtet von privaten Feuerwehrtrupps, die das Eigentum des Milliardärs und Immobilienmagnaten Rick Caruso schützen, während auf der anderen Straßenseite Häuser abgebrannt seien. Auch andere Superreiche haben sich demnach privaten Schutz gekauft. Caruso ist übrigens Mitglied der Demokratischen Partei.

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