Donut im Auge
Von Michael SaagerDie Fernsehserie »Twin Peaks«, Kinofilme wie »Der Elefantenmensch«, »Wild at Heart«, »Blue Velvet«, »Lost Highway«, »Mullholland Drive« oder »Straight Story«. Viele tolle Sachen hat David Lynch gemacht. Jetzt ist der Regisseur im Alter von 78 Jahren gestorben.
Sein Tod habe ein »großes Loch in der Welt« hinterlassen, hieß es in einer Mitteilung seiner Angehörigen. »Aber wie er sagen würde: ›Behalte den Donut im Auge und nicht das Loch.‹« Lynch hatte im vorigen August mitgeteilt, dass er an einem Lungenemphysem erkrankt sei. Er habe das Rauchen sehr genossen, nun zahle er den Preis. Vor zwei Jahren habe er mit dem Rauchen aufgehört und abgesehen von der Emphysemdiagnose sei er in »hervorragender Form«, sagte er. Er sei glücklich, werde »niemals« in Rente gehen. Lynch drehte in den vergangenen Jahren Kurzfilme, schrieb Drehbücher, malte. Für Steven Spielberg trat er in »Die Fabelmans« (2022) als Schauspieler vor die Kamera – eine kleine Rolle als Filmregisseur John Ford.
Lynch, bestens bekannt für düstere Filmfiguren, alptraumschwere verstörende Geschichten, bisweilen erratisch und gezeichnet von eigensinniger Komik, die dem Drastischen durchaus nahesteht, bereute wenig: »Ich bin mehr oder weniger stolz auf alles – bis auf ›Dune‹«, sagte er 2020 in einem Gespräch. Im Jahr zuvor hatte er sich beim Manchester International Festival zu der Science-Fiction-Saga aus dem Jahr 1984 gesagt: »›Dune‹ ist eine gigantische Traurigkeit in meinem Leben.« So kann das gehen, wenn man nicht die Kontrolle über seinen Film hat.
Filme waren das eine, Geistesübungen das andere. Der Regisseur meditierte seit den 1970er Jahren ausgesprochen eifrig, vor allem nach der Lehre des Maharishi Mahesh Yogi, dem einst auch die Beatles folgten. Als eher unglücklich darf man Lynchs Pläne der frühen 2000er für eine Friedensuni bezeichnen, die prompt auf den schönen Namen »Universität für ein unbesiegbares Deutschland« hören und auf dem Berliner Teufelsberg errichtet werden sollte. Die Baugenehmigung für das Projekt blieb allerdings aus, die Pläne wurden auf Eis gelegt.
Aus vier Ehen hatte Lynch zwei Söhne und zwei Töchter. Er war viermal für einen Oscar nominiert, erhalten hat er ihn nie. Die Akademie verlieh ihm 2019 den Trostpreis namens Ehren-Oscar, Begründung: Für seine künstlerische Vision habe er »angstlos« Grenzen überschritten. Da ist was dran.
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