Thunfisch in rotem Mojo
Von Maxi WunderEs ist keineswegs so, dass nur Udo und Doris über Neffen verfügen. Auch ich bin Tante – doppelte sogar und Großtante in zirka fünf Fällen. Einer meiner Neffen hat drei Kinder, von denen er eins persönlich kennt, keines großzieht und alle alimentiert. Er hat drei Jobs. Der andere ist alleinerziehender Vater von zirka zwei Kindern und arbeitslos. Die Großnichten und -neffen kennt man als Tante nicht, man kennt nicht mal die diversen Mütter, also die ehemaligen Partnerinnen der Neffen. Tanten sind relativ unwichtige Verwandte und fallen durchs Meldepflichtraster. »Du musst dich mal wieder bei deiner Tante melden«, ist eine kaum geäußerte Ermahnung in der deutschen Kleinfamilie. Erbtanten sind erst post mortem interessant.
Felipe, Doris’ Neffe, hat sich in Plauen derart gelangweilt, dass er tatsächlich an seiner Abschlussarbeit geschrieben hat. Allerdings erst, als er vom »Würger von Plauen« erfuhr, ein geisteskranker Triebtäter, der sich Mitte der 80er Jahre mit dem Bewusstloswürgen und Berauben von nachts alleine nach Hause gehenden jungen Damen einen Samenerguss verschaffte. Als Polizist! »Eine Romangestalt in der Wirklichkeit«, jubelte Felipe und klapperte die Tatorte ab.
Roswitha und ich haben uns derweil verdrückt und einen Trip nach Teneriffa unternommen, ins Herz des Overtourism. Wegen der Airbnb-bedingten Wohnungsmisere der Canarios buchten wir in Puerto de la Cruz normal Hotelzimmer mit Frühstück. Die Massen wälzen sich durch die Fußgängerzonen, und das mitten im Januar. Die Servicekräfte in den Bars und Restaurants sind heillos überfordert und das Meer wegen Fäkalienkontamination abgesperrt. Diese beigebraunen Schlieren auf dem Wasser, die man schon von früher kennt, sind gequirlte Touristenkacke und nichts anderes, aber einige hält selbst das nicht vom Baden ab. Schwarze aus Senegal verkaufen Damenhandtaschen und Fußballtrikots, Straßenmusik und Kirchenglocken verschmelzen mit dem Radau von Lkw und Baumaschinen. Nur die durchdringende, heisere Lache einer kanarischen Arbeiterin erhellt die Seele. Eine scharfe Chorizo riojano vielleicht auch, manche mögen lieber
Thunfisch in rotem Mojo:
Für den Mojo zwei rote Chilischoten waschen, putzen, halbieren, Samen und Trennwände entfernen. Zwei Knoblauchzehen schälen und wie die Chilischoten grob hacken. Mit 50 ml Weißweinessig, einem TL Honig und 100 ml Olivenöl, einem halben TL gemahlenen Kreuzkümmel, drei TL edelsüßem Paprikapulver und Salz pürieren und beiseite stellen. 250 g festkochende Kartoffeln schälen und zirka einen Zentimeter groß würfeln. Eine beschichtete Pfanne erhitzen, Kartoffeln mit drei EL Wasser hineingeben und zwei Minuten zugedeckt dünsten. Inzwischen 200 g Thunfischfilet kalt abspülen, trockentupfen und würfeln. Deckel von der Pfanne nehmen, Flüssigkeit verdunsten lassen, einen EL Olivenöl dazugeben. Die Kartoffeln sieben bis acht Minuten goldbraun anbraten. Thunfisch dazugeben und abgedeckt kurz mitgaren und salzen. Alles in den Mojo geben und mindestens 30 Minuten durchziehen lassen. Mit frischer Petersilie servieren.
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