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Aus: Ausgabe vom 21.01.2025, Seite 2 / Ausland
Koloniale Kontinuitäten

»Das ist die Statue eines Folterers«

Im französischen Toul wurde ein General geehrt, der für den Tod Tausender Algerier verantwortlich ist. Ein Gespräch mit Farès Ben Mena
Interview: Luc Śkaille
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General Bigeard (links) mit dem Gefangenen Larbi M’Hidi während des Algerienkrieges (Algier, 25.2.1957)

Sie haben in Toul gegen die Statue von General Marcel Bigeard, die im Oktober aufgestellt wurde, demonstriert. Was kritisieren Sie an der Ehrung des Generals?

In der Aufstellung der Statue von General Bigeard, der während des Algerien-Krieges Folterungen und Erschießungen durchführen ließ, kann man den Versuch einer Rehabilitierung des Rassismus aus der Kolonialzeit erkennen. Eine Zeit, die nicht aufgearbeitet wird. Es ist schwer vorstellbar, dass die Statue eines Folterers im öffentlichen Raum aufgestellt wurde und dass das nicht zu einer kritischen Reflexion darüber führt, was das bedeuten kann. Frankreich hat eine ganz besondere Rolle gegenüber seinen ehemaligen Kolonien. Der französische Neokolonialismus in Afrika ist immer noch eine Stütze der französischen Diplomatie und für die Präsenz des französischen Militärs in Afrika. Bis vor kurzem schien es ganz normal zu sein, dass in einigen afrikanischen Staaten französische Truppen stationiert sind. Noch heute hat der französische Präsident Schwierigkeiten, zu verstehen, dass einige afrikanische Länder die französische Militärpräsenz nicht mehr wollen.

Aktuell scheint der französische Einfluss in Afrika aber zurückzugehen.

Frankreich verlässt weniger die Länder, als dass es vertrieben wird. Seine militärischen Vertreter und ein Teil seiner politischen Klasse werden in Afrika zutiefst abgelehnt. Wir haben es mit einer Schuld zu tun, die nicht beglichen ist.

Französische Politiker auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene reden wieder offener über angebliche Vorteile des Kolonialismus. Was sagen Sie dazu?

Das ist der Kern der francafrikanischen Ideologie (der Begriff Françafrique steht für die Gesamtheit des französischen Einflussbereiches in Afrika seit der Ära de Gaulle, jW), dass die französische Präsenz in Afrika als notwendig und vorteilhaft angesehen wird. Es ist die Fortsetzung dessen, was im 19. Jahrhundert geschah, als die Kolonisierung im Namen der »Zivilisation« erfolgte. Es herrscht immer noch die Vorstellung, dass einige Länder ohne Frankreich nicht in der Lage seien, sich zu entwickeln, Strukturen aufzubauen und eigene Wege zu finden, mit Kooperationen untereinander, mit anderen Partnern. Einer der Schlüsselpunkte der Françafrique war es, den afrikanischen Gesellschaften und vor allem der afrikanischen Politik einen Rahmen zu geben, damit es kein Bündnisspiel mit anderen Ländern oder den Aufbau einer echten Unabhängigkeit mit monetärer, diplomatischer und geostrategischer Unabhängigkeit geben konnte.

Worin besteht die Arbeit Ihrer Organisation?

Wir sagen den Menschen in Frankreich, dass die Politik, die Frankreich in Afrika betreibt, in ihrem Namen betrieben wird. Sie müssen sich dessen bewusst sein und Stellung beziehen. Was die Aktionen von Survie angeht, gibt es drei Hauptachsen. Die erste Achse ist der Kampf gegen das, was man Françafrique nennt. Ein zweiter Schwerpunkt der Arbeit von Survie ist der Kampf gegen die Verharmlosung des Völkermords an den Tutsi in Ruanda. Survie ist seit 1993 sehr aktiv in bezug auf die Geschehnisse in Ruanda und hat eine umfangreiche Untersuchungsarbeit geleistet, um die Geschehnisse aufzuzeigen und daran anschließend Gerichtsverfahren einzuleiten. Bis heute warten wir auf Gerichtsverfahren gegen Leugner des Völkermords an den Tutsi.

Was kann man machen, um das Bewusstsein dafür zu stärken, dass in Toul die Statue eines Massenmörders aufgestellt wurde?

In der Tat ist es unsere Aufgabe, zu versuchen, diesen kritischen Geist zu stärken. Es gibt einen politischen Diskurs, der dazu tendiert, alle kritischen Ansätze in Frankreich zu diesen Themen zu diskreditieren. Ein gewisses Echo hervorrufen könnte etwa die Verurteilung eines französischen Präsidenten wegen Korruption, die in Zusammenhang mit einem afrikanischen Staatschef steht (gemeint ist die sogenannte Sarkozy-Ghaddafi-Affäre, jW). Auch das ist Teil der gleichen Dynamik. Eine Reihe von Fragen wird von sehr engagierten Journalisten und Vereinigungen aufgeworfen. Aber wie verhält sich die politische Klasse Frankreichs in bezug auf das, was in Libyen passiert ist? Dazu wird geschwiegen.

Farès Ben Mena arbeitet bei der NGO Survie, die auf Kolonialverbrechen und Unrecht im ehemals französisch okkupierten Afrika aufmerksam macht

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