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Aus: Ausgabe vom 22.01.2025, Seite 7 / Ausland
Trumps Lateinamerikapolitik

Kuba wieder gelistet

Erste Dekrete Donald Trumps richten sich auch gegen das südliche Amerika – doch die Reaktionen lassen nicht lange auf sich warten
Von Volker Hermsdorf
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Trump als Piñatapuppe: Protest am Strand von Tijuana in Mexiko am Sonntag

In den ersten Stunden seiner Amtszeit holte US-Präsident Donald Trump am Montag zum Rundumschlag gegen die Nachbarländer auf dem Kontinent aus. Er bekräftigte seine Absicht, die US-Südgrenze zu militarisieren, Millionen lateinamerikanische Migranten ohne Verfahren auszuweisen, sich den Panamakanal anzueignen und den Golf von Mexiko in »Golf von Amerika« umzubenennen. Zudem widerrief er eine erst vor einer Woche von seinem Amtsvorgänger Joe Biden unterzeichnete Verfügung, Kuba von der US-Liste der Staaten zu streichen, die angeblich den Terrorismus fördern.

Während Trump in Anspielung auf das gegen ihn im Wahlkampf verübte Attentat erklärte, er sei »von Gott gerettet worden, um Amerika wieder groß zu machen« und behauptete, mit seinen Maßnahmen werde »Amerikas goldenes Zeitalter genau jetzt« beginnen, wiesen Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum und Panamas Staatschef José Raúl Mulino die Äußerungen des US-Präsidenten energisch zurück. Auch mehrere Medien übten Kritik und warnten vor »unruhigen Zeiten in der Region«. Trumps Politik richte sich »gegen Migranten und Lateinamerika«, kommentierte die argentinische Tageszeitung Página 12 am Montag auf ihrer Titelseite. Laut der mexikanischen Zeitung La Jornada markiere seine Amtseinführung einen »bemerkenswerten Tag«, denn es sei das erste Mal, »dass ein verurteilter Straftäter als Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt« worden sei, spottete die Zeitung.

Schärfer als seine Amtskollegen in Mexiko und Panama reagierte Kubas Präsident Miguel-Díaz-Canel auf Trumps Erklärungen. Er bezeichnete es am Montag auf X als »Akt der Verhöhnung«, dass dieser die Insel erneut auf die US-Liste der Terrorsponsoren gesetzt hat. Das sei zwar »keine Überraschung«, doch ein Zeichen »der Arroganz und der Missachtung der Wahrheit«, durch den neuen Chef im Weißen Haus. Dessen Ziel sei es, Sanktionen und den grausamen Wirtschaftskrieg gegen kubanische Familien zum Zweck der Vorherrschaft weiter zu verschärfen. Die Folge der extremen Maßnahmen wirtschaftlichen Drucks in Trumps erster Amtszeit seien Engpässe und Notlagen bei »unserer Bevölkerung«, aber auch »ein deutlicher Anstieg der Migration von Kuba in die Vereinigten Staaten« gewesen, erinnerte Díaz-Canel. Der neue US-Präsident wisse, »dass er lügt«, ergänzte Außenminister Bruno Rodríguez. »Er wird Schaden anrichten, aber er wird die feste Entschlossenheit unseres Volkes nicht brechen«, so Havannas Chefdiplomat.

Während seiner ersten Amtszeit hatte Trump Kuba im Jahr 2021 wieder auf die umstrittene Liste gesetzt. Bidens Verfügung, diese Entscheidung aufzuheben, erfolgte nach einer Vermittlung des Vatikans, Havanna hatte sich im Gegenzug bereit erklärt, 553 wegen diverser Vergehen verurteilte Straftäter aus der Haft zu entlassen. Nach Angaben der rechten US-Tageszeitung Nuevo Herald soll auch die Forderung des kolumbianischen Präsidenten Gustavo Petro, Kuba von der Liste zu streichen, bei Bidens Entscheidung eine Rolle gespielt habe. Bis Sonntag seien bereits 130 Verurteilte aus der Haft entlassen worden, berichtete das den reaktionären Exilkubanern in Miami nahestehende Blatt. Es sei jedoch fraglich, »ob die kubanische Regierung nach Trumps Entscheidung weiterhin politische Gefangene freilassen wird«.

Als eines der ersten Länder hat China die erneute Einstufung Kubas als Terrorsponsor durch die neue US-Regierung kritisiert. Sie zeige, »dass die einseitigen Listen und Zwangsmechanismen willkürlich sind und dass die wiederholte Verwendung unbegründeter Anschuldigungen gegen Kuba, um Sanktionen zu verhängen, haltlos ist und das hegemoniale, autoritäre und tyrannische Gesicht der Vereinigten Staaten vollständig entlarvt«, erklärte der Sprecher des Außenministeriums, Guo Jiakun, laut Prensa Latina am Montag in Beijing.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Andreas E. aus Schönefeld (22. Januar 2025 um 08:06 Uhr)
    Und wenn alles in Scherben fällt … Diese Zeile gehört zwar nach Deutschland, fällt aber einem sofort ein, wenn man sich die Handlungen und Äußerungen von Trump und das Verhalten von Musk angewidert ansieht. Der »Hinterhof der USA« soll wieder umfassend unter die Kontrolle der USA gestellt werden. Diese Großmachtideen von Trump haben eine lange Tradition. Seit dem Zweiten Weltkrieg führten die US-Amerikaner zahlreiche Kriege und Putsche in Lateinamerika durch. Von Guatemala Anfang der 1950er Jahre, hier vor allem im Interesse der United Fruit Company, über das Desaster in der Playa Giron auf Kuba, Chile 1973, Grenada 1983, die Unterstützung der Contras in Nicaragua, die Invasion in Panama Ende der 1980er Jahre usw. usw. Diese Liste der letzten 75 Jahre ist sicher nicht vollständig dafür aber endlos lang. Nun also weiter auf diesem traditionellen Weg. Dazu kommt die de facto Einvernahme des rohstoffreichen Golf von Mexico als Golf von Amerika, die Drohungen in Richtung Kanada und Grönland. Das alles erinnert an die Großmachtansprüche Deutschlands im letzten Jahrhundert. Wohin das führte, wissen wir. Hier sollten die europäischen Regierungen sehr schnell darüber nachdenken, ob man diese Anhängigkeit von den USA so weiter will – im Interesse der Bürger Europas. Vasallentreue ist auch hier nicht wirklich angebracht, schon gar nicht, wenn ein Techmilliardär sich in einer Art und Weise öffentlich präsentiert, die einem Angst und Bange macht …

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