Links & bündig: Jetzt bestellen!
Gegründet 1947 Sa. / So., 22. / 23. Februar 2025, Nr. 45
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Links & bündig: Jetzt bestellen! Links & bündig: Jetzt bestellen!
Links & bündig: Jetzt bestellen!
Aus: Ausgabe vom 22.01.2025, Seite 7 / Ausland
Westsahara-Konflikt

Ryanair droht Strafe

Direktflug in marokkanisch besetzte Westsahara
Von Jörg Tiedjen
imago796275575(1).jpg
Aus den besetzten Gebieten abgeschoben: Empfang am Flughafen Adolfo Suárez Madrid-Barajas durch Vertreter der Frente Polisario (20.1.2025)

Das könnte unter anderen Umständen eine erfreuliche Nachricht sein. Die beschauliche Stadt Dakhla an der nordafrikanischen Atlantikküste ist neuerdings mit einem Ryanair-Direktflug von Madrid aus zu erreichen. Doch nicht nur Urlauber waren unter den ersten Passagieren, sondern auch ein Journalist der spanischen Zeitung Publico sowie zwei Menschenrechtsaktivisten. Denn Dakhla liegt in der von Marokko besetzten Westsahara, und die drei wollten gleich die Möglichkeit nutzen, um sich vor Ort über die Lage zu informieren.

Kaum waren sie jedoch am Sonnabend angekommen, wurden sie auf Schritt und Tritt beschattet, wie Politico-Reporter José Carmona am Montag berichtete. Als sie dann am Sonntag Kontakt mit Sahrauis aufnahmen, sei sogleich ein Aufgebot von 30 Einsatzkräften erschienen, um sie zum Flughafen zu bringen und ins marokkanische Agadir abzuschieben. Von dort seien sie nach Spanien zurückgekehrt.

Während Rabat versuche, Dakhla »mit protzigen Stränden, Surfen und Kamelreiten touristisch auszubeuten«, würden die Sahrauis »verfolgt und geschlagen, sie haben keine Arbeit und leben in einer prekären Situation, viele Familien haben ›verschwundene‹ Angehörige«, hält Carmona fest. Die Aktivisten vom Dachverband der spanischen Westsahara-Solidaritätsgruppen CEAS nennen die neuen Ferienflüge »einen weiteren Schritt zur Normalisierung der Besetzung der sahrauischen Gebiete«.

Aber die Flüge sind auch illegal, wie am Montag die Infoseite EC Saharaui unter Hinweis auf eine soeben bekanntgewordene Antwort der EU-Kommission auf eine Anfrage der Linksfraktion im EU-Parlament hervorhob. Demnach habe Brüssel die Airlines in der EU am 3. Dezember informiert, dass das bestehende Luftverkehrsabkommen mit Marokko »nicht für Strecken vom Hoheitsgebiet eines EU-Staats in die Westsahara gilt«. Der irische Billigflieger Ryanair hat also über die Köpfe der Sahrauis hinweg mit Rabat die Flugverbindung ausgehandelt, wogegen die Westsahara-Befreiungsfront Polisario nun juristisch vorgehen kann.

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.