Busch, Kaléko, Prüter
Von Jegor JublimovDer große proletarische Sänger, Schauspieler und Antifaschist Ernst Busch wurde am 22. Januar vor 125 Jahren in Kiel geboren und starb 1980. Sein Vermächtnis wird noch immer von vielen Menschen aus dem linken Spektrum bewahrt. Etwa durch den Ernst-Busch-Chor, der das Repertoire des Sängers auch an junge Leute heranträgt, beispielsweise im Februar durch die Teilnahme am Youth Arts Festival im Berliner Kammermusiksaal. Auch die Ernst-Busch-Gesellschaft ist in diesem Sinne aktiv. Verschiedene Façetten aus Buschs kämpferischem Leben werden in Erinnerung gebracht und neu interpretiert. So werden seit einiger Zeit Unterhaltungsfilme erneut aufgeführt, durch die Busch bis 1933 mit seinen Gagen den Ärmsten in der Weltwirtschaftskrise das Schicksal erleichtern konnte und sie im Kampf gegen rechts unterstützte. In Zusammenarbeit mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung wird im Februar im Berliner Klub Helle Panke der Film »Die Koffer des Herrn O. F.« (1931) mit Peter Lorre, Hedy Lamarr und Margo Lion gezeigt, eine Satire, in der Busch Lieder von Erich Kästner singt. Im gleichen Jahr stand er für geringe Gage in dem einzigen proletarischen Film der Weimarer Republik »Kuhle Wampe« mit Songs von Bertolt Brecht vor der Kamera.
Odysseen, wie sie Ernst Busch von 1933 bis 1945 als linker Aktivist erleben musste, kennzeichnen auch das Leben der Dichterin Mascha Kaléko, die schon 1914 mit sieben Jahren ihre Heimat Galizien wegen antijüdischer Pogrome verlassen musste, in Frankfurt am Main nicht wohl gelitten war, dann in Marburg und Berlin aufwuchs. Hier besuchte sie Abendkurse in Philosophie und Psychologie und konnte 1929 erste Gedichte mit kabarettistischer Note veröffentlichen. Manche sahen sie damals mit ihrer Großstadtlyrik als eine literarische »Tochter Tucholskys« an. Nachdem ihre Texte von den Nazis verboten wurden, gelang es ihr, mit Mann und Kind in die USA zu emigrieren, wo sie für den jüdischen Aufbau schrieb. In den 50er Jahren kehrte sie zurück nach Westberlin, wandte sich entschieden gegen die dortige Kontinuität der Altnazis in neuen Positionen und verließ Deutschland wieder. Am 21. Januar 1975 ist sie in Zürich gestorben.
Unvergessen ist das irritierte, leicht peinlich berührte Gesicht von Eberhard Prüter als Gerichtsvollzieher, als ihm Harald Kempe im Film »Wedding« (1990) splitternackt die Tür öffnet. Der Schauspieler trug nicht dick auf, obwohl er auch das konnte, wie etwa neben »Didi« Hallervorden in Filmen und Shows. Der am 21. Januar vor 80 Jahren im Harz geborene Schauspieler hatte in Berlin studiert, wo er nach Jahren in Nordhausen und Magdeburg 1971 für ein Jahrzehnt ans Berliner Maxim-Gorki-Theater kam. In dieser Zeit spielte er u. a. in der Reihe »Polizeiruf 110«, in den 80er Jahren im »Tatort« in kleinen Rollen, denn Prüter hatte 1980 die DDR verlassen. Neben der Arbeit als Schauspieler wurde die Synchronisation für ihn immer wichtiger, und besonders in Trickfilmen gab er seine Stimme Helden wie Zazu (dem Rotschnabeltoko in »König der Löwen«) oder Daniel Düsentrieb. In seinem 70. Lebensjahr starb er am 28. Oktober 2014.
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