Dicker Hals
Von Jens Walter
Auf mathematische Möglichkeiten will beim Deutschen Handballbund (DHB) vor dem Spiel gegen Italien am Donnerstag lieber niemand bauen. Wird es die entscheidende Begegnung? »Ist doch schön«, sagte der deutsche Kapitän Johannes Golla nach der Niederlage gegen Dänemark, »dann müssen wir nicht rechnen«. Rückraumspieler Luca Witzke war zuversichtlicher: »Italien«, meinte er, »das ist für uns ein Pflichtsieg.«
Von den Favoriten aus Dänemark hatte man am Dienstag abend »mit zehn auf den Hintern bekommen«, wie sich Rückraumspieler Julian Köster ausdrückte. Endstand 30:40 (18:24) – ein Ergebnis, das dem deutschen Team seine Grenzen aufzeigte. In der Neuauflage des mit 26:39 deutlich verlorenen Olympiaendspiels setzte Bundestrainer Alfreð Gíslason im Tor zunächst auf David Späth, der zum Vorrundenabschluss gegen Tschechien geglänzt hatte. Das DHB-Team hatte dem dänischen Angriffswirbel aber von Beginn an wenig entgegenzusetzen und lag nach nicht einmal vier Minuten mit drei Toren zurück. Immerhin lief es im Angriff besser als in den Vorrundenpartien, auch bei den Siebenmetern zeigte sich die DHB-Auswahl deutlich verbessert. Doch die Defensive bekam den dänischen Tempohandball nie in den Griff, auch die Einwechslung von Torhüter Andreas Wolff brachte nichts. Zur Pause war die Partie entschieden.
Bei allem Frust gibt sich die deutsche Auswahl optimistisch. Man hat das Weiterkommen noch immer in eigener Hand. Dennoch: Eine Niederlage gegen Italien könnte unabhängig vom letzten Hauptrundenduell mit Außenseiter Tunesien am Sonnabend das Ende der Medaillenträume bedeuten.
Köster nahm es pragmatisch: »Wenn man hier verliert, steht man mit dem Rücken an der Wand. Jetzt haben wir verloren, jetzt müssen wir gegen Italien gewinnen«, sagte er nach dem Dänemark-Spiel. Gelingt es, könnten die Deutschen schon am Donnerstag abend in die K.-o.-Runde einziehen, vorausgesetzt, die Schweiz gewinnt nicht gegen Dänemark. Die Italiener schwimmen aktuell auf einer Euphoriewelle: Bei der ersten WM-Teilnahme seit 28 Jahren erreichten sie erstmals die Hauptrunde und besiegten dort am Dienstag die Tschechen mit 25:18 – der dritte Sieg im vierten Spiel.
Ob der angeschlagene DHB-Spielmacher Juri Knorr beim Aufeinandertreffen in Herning auf dem Platz stehen kann, ist übrigens weiterhin unklar. Er klagte über Halsschmerzen, konnte gegen Dänemark nicht die ganze Partie eingesetzt werden und blieb auch spielerisch blass.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Mehr aus: Sport
-
Wenn der Eismeister zu tief bohrt
vom 23.01.2025