So einfach
Von Norman PhilippenSchon im Oktober hatte ihr sportlicher Fastkanzler die deutsche Sportnation gewarnt: »Wenn wir in den Schulen die Wettbewerbe nicht mehr ermöglichen, wenn wir die Bundesjugendspiele abschaffen, wenn wir der Meinung sind, dass junge Menschen es nicht mehr vertragen, erster, zweiter, dritter zu sein oder eine Teilnehmerurkunde zu bekommen«, sagte er auf dem vergangenen CSU-Parteitag, »dann ist die Antwort ganz einfach, dann bekommen wir in Zukunft auch bei Olympiaden nur noch Teilnehmerurkunden und keine Medaillen mehr. So einfach ist das.«
Siegen ohne Siegerurkunde. Das klingt nicht nur für virile Volkskörper wie Merz nach zehntem Medaillenrang Paris, wenn nicht nach Olympia 1916 oder gar Teilnahme. So sollte man es nicht gleich wieder als Tünkram abkanzlern, wenn Merz meint: »Ich werde den Deutschen Fußballbund bitten, in der E- und F-Jugend wieder Fußballspiele stattfinden zu lassen, wo Tore geschossen werden dürfen.« Soll er doch, Tore waren ja nie verboten. Vielleicht ist es eigentlich nur grundsolides Dummtüsch, was Fritze Tünbüdel verzapft und forderte, als er seinen sportpolitischen Spinnkram auf dem Neujahrsempfang der CDU Ba-Wü wiederholte und nach Machtübernahme einen Staatsminister für Sport und Ehrenamt versprach. Können die Deutschen ihren Platz an der Sonne doch nicht auf dem Spiel-, sondern langfristig nur siegreich auf dem Schlachtfeld so nahe kommen, wie es seit anno Wilhelm vorgesehen ist.
Ruhig Blut also, Turnvater Merz will eure Kinder gar nicht wettbewerbsunfähige Weicheier zeihen, er wünscht sich die kleinen Olympier in spe fortan nur wieder etwas zäher, windhundiger, kruppstahliger. Und das, fair enough, wird man als Kanzlerkandidat ja wohl noch verklausulieren dürfen.
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